Das Unternehmen Tencent hat am Sonntag erneut bestritten, dass es Chat-Verläufe von Nutzern von WeChat, Chinas populärster Messaging-Plattform, speichert oder analysiert.

„WeChat speichert keine Chat-Verläufe. Sie werden nur auf den Handys, Computern oder anderen Geräten der Benutzer gespeichert“, sagte Tencent in einer Erklärung auf seinem eigenen WeChat-Account. WeChat verwende auch keine Chat-Verläufe für die Analyse großer Datenmengen. „Die Wahrung der Privatsphäre der Nutzer war schon immer eines der wichtigsten Prinzipien von WeChat“, heißt es. „Wir haben weder die Autorität noch ein Motiv, uns die Chat-Verläufe der Nutzer anzusehen.“

Die Erklärung des Unternehmens kam, nachdem Aufsichtsgruppen gegen Korruption in Hefei in der Provinz Anhui in einem WeChat-Post bekannt gegeben hatten, dass Behörden im benachbarten Chaohu von einem Benutzer der Chat-Plattform gelöschte WeChat-Konversationen erlangt hatten. „Die Kommission für Disziplinarinspektion und -überwachung des Stadtamts Chaohu hat im März eine Reihe von gelöschten WeChat-Verläufen von einem Verdächtigen abgerufen", heißt es in dem Beitrag. Die Behörden begannen dann, den Fall anhand der Chat-Verläufe zu untersuchen, die dazu beitrugen, dem Verdächtigen ein Geständnis seines Fehlverhaltens zu entlocken, so der Post. „Die Informationstechnologie hat die Effizienz und Qualität der Ermittlungsarbeit verbessert“, heißt es. „Von Januar bis April hat die Kommission 63 Kader bestraft.“

Laut der Erklärung von Tencent verwendeten die Behörden von Chaohu eine Daten-Recovery-Software, um Chat-Verläufe vom Handy des Verdächtigen abzurufen. „Es ist die gleiche Technologie, die zur Wiederherstellung wichtiger Dateien auf Computern verwendet wird“, heißt es in der Erklärung. Die Technologie kann auch für andere nützliche Aufgaben wie das Wiederherstellen von Kontakten, Kurznachrichten und Anrufaufzeichnungen auf Smartphones verwendet werden.

WeChat hat sich mit mehr als einer Milliarde aktiver Nutzer weltweit zu einem umfassenden System für fast alles in China entwickelt. Es besteht eine wachsende Besorgnis darüber, wie Tencent Benutzerdaten verarbeitet. Anfang dieses Jahres geriet die Messaging-App in die Kritik, als der Vorsitzende des Automobilherstellers Geely, Li Shufu, Tencent beschuldigte, in die Privatsphäre der Nutzer einzugreifen. Der Tencent-Vorsitzende Pony Ma habe sich definitiv "jeden Tag unsere WeChat-Mitteilungen angeschaut", sagte Li am 1. Januar auf einem Business-Forum. Tencent veröffentlichte zu diesem Zeitpunkt eine Erklärung, in der das Unternehmen die Anschuldigungen als "reine Unwahrheit" zurückwies.