„Nimm mit einem Wattestäbchen etwas Speichel auf, sende das Wattestäbchen ans Genlabor und schon bald bekommst du den Befund zu deinen Genen, unter anderem Abstammungs- und Erbkrankheitsanalysen.“

Ein Wissenschaftler von 1GENE in Hangzhou führt einen Test durch. [Foto/Xinhua]

Zhang arbeitet in Beijing und hat letztes Jahr 799 Yuan (103 Euro) für einen Gentest bezahlt, der bei ihr eine genetische Disposition für Schwindelanfälle und Laktoseintoleranz sowie ein geringes Risiko einer Alkoholabhängigkeit diagnostiziert hat.

Solche Gentests werden in China immer beliebter und sind nicht besonders aufwändig. Die Preise variieren von hunderten bis zu zehntausenden Yuan.

Auf der Shopping-Plattform Taobao kann man zum Beispiel einen „Gedächtnis-Gentest“ für Kinder kaufen, der drei Genloci ermittelt und 599 Yuan (77 Euro) kostet. Ein „Adipositas-Gentest“, der vier Genloci ermittelt, kostet 1780 Yuan (230 Euro).

„Die Preise für verschiedene Gentests sind unverhältnismäßig, manche sind völlig überteuert“, meint der WeGene-CEO Zheng Qiang. WeGene ist ein Labor, das kommerziell Gentests anbietet. „Die durchschnittlichen Kosten für einen gewöhnlichen Gentest für einen einzigen Genlocus belaufen sich auf 10 bis 20 Yuan (1,30 bis 2,60 Euro).“

Unabhängig von den logistischen Kosten oder Forschung und Entwicklung liegt der Gewinn bei diesen Tests bei bis zu 90 Prozent. Das meiste Geld geht an die Verkäufer. Besonders mit Gentests für Kinder können Verkäufer Margen von bis zu 90 Prozent erreichen.

Gentests für Kinder sind besonders bei Eltern beliebt, die mehr über die Veranlagungen ihrer Kinder erfahren möchten. Es gibt alle möglichen Tests zu kaufen, zum Beispiel für sprachliches und musikalisches Talent, athletisches Talent, soziale Veranlagungen oder mathematische Fähigkeiten.

Ein Leistungspaket mit verschiedenen Gentests für Kinder kostet in China oft zehntausende Yuan. Allerdings meinen Experten, „solche Leistungspakete können höchstens 10 Genloci ermitteln und der Preis für den Endverbraucher übersteigt die tatsächlichen Kosten um ein Vielfaches.“

Außerdem wird der tatsächliche Nutzen der Gentests oft verzerrt dargestellt. Laut Sun Yingli, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Genforschung der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Beijing, mangelt es an fundierten wissenschaftlichen Untersuchungen, die die Effektivität und Aussagekraft solcher Gentests bei Kindern belegen.

„Die unverhältnismäßig hohen Preise sind darauf zurückzuführen, dass ein informationelles Ungleichgewicht zwischen Anbietern und Konsumenten herrscht. Die meisten Chinesen wissen eben sehr wenig über Gentests“, meint Zheng Qiang.

Im Moment sind Gentests in China nicht gesetzlich reguliert und unterliegen keinen einheitlichen Standards, die Unternehmen können deswegen die Preise beliebig festlegen. Die neu entstehende Branche befindet sich noch am Anfang der Preisentwicklung und gesetzlichen Reglementierung.