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Essen wie Gott in China: Eine Food Street in Wuhan

(CRI)
Dienstag, 20. März 2018
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In Berlin gibt es nahe dem Winterfeldplatz mehrere Restaurants und Imbisse, darunter sehr viele indische. Was für den Berliner schon ein „voll jutes Anjebot" ist und unter die Kategorie Food Street fiele, das würden Chinesen nur belächeln.

In Wuhan – das ist die für gutes Essen bekannte Hauptstadt der Provinz Hubei in Zentralchina – bedeutet Food-Street, dass man vor lauter „Food" die „Street" gar nicht mehr sieht. In der Hubuxiang-Essenstraße wird Essen nicht nur in Läden in den Gebäuden angeboten, sondern auch davor, auf der Straße, auf Ständen und mobil von den Ladeflächen lustiger Fahrzeuge aus. Besucher, die nach oben gucken, warten vielleicht auf den Fliegenden Holländer, der ihnen Pommes aus dem Luftschiff heraus verkauft. Undenkbar ist das hier nicht.

Überall brutzelt, schmorrt, kocht irgendetwas. Der Duft von Röstaromen, Gewürzen, Fisch, Fleisch, Gemüse, frischem Obst und gebackenem Brot erfüllt die Luft. Angesichts exotischer Speisen möchte man an jedem zweiten Stand fragen: Was ist das? Auf Chinesisch: Zheshi shenme? Eine Food Street in China ist lebendig und laut. Die Sinne sind überfordert, aber nach den ersten drei Gerichten ist man schon etwas entspannter.

Das chinesische Essen in Wuhan kombiniert zum Teil westliche Speisen mit chinesischen von der Küste. Gewürzt wird gerne mit Rotem Pfeffer, aber das Essen ist nicht so scharf wie in Sichuan.

Auffallend sind die vielen Fisch- und Meeresfrüchteangebote.

Schnecken, Muscheln, Flusskrebse, Garnelen, Taschenkrebse, in der Suppe mit Nudeln, als Reisgerichte, als Snack am Spieß. Wo anfangen?

Frisch gebackenes Brot mit Kräutern und Fleisch oder ovale beidseitig kross gebackene chinesische Pizza sind der Renner, oder sagen wir besser: ein Renner. Denn an vielen Ständen stehen die Leute Schlange. Und wo die Leute Schlange stehen, gibt es tatsächlich meist leckere Sachen. Vielleicht bietet die benachbarte Klinik ja auch Magenvergrößerungen an?

Frisch gepresste Säfte, kalte oder warme Tees und immer wieder Erfrischendes mit der Zutat Mango, zum Beispiel Trinkjoghurt. Die Mango ist in Wuhan sehr beliebt.

An einem Stand mit einer besonders langen Schlange wird „Stinkender Tofu" angeboten, auf Wunsch scharf gewürzt. Diesen Chou Doufu muss man mal probiert haben. Die Tofu-Rechtecke werden fritiert, auf ein Blech gelegt. Dann wird mit einem Stäbchen jeweils ein Loch hineingedrückt, in dem Tomatenchilisauce platziert wird. Und über das Ganze wird noch etwas Suppensud getan. Der Chou Doufu ist schön würzig und die Extrazutat ist höllisch scharf.

Was aus der Ferne aussieht wie doppelt aufgespießte Frösche, entpuppt sich aus der Nähe als doppelt aufgespießte Frösche. Einer der Grillmeister schneidet gerade mit einer Schere einen Frosch an mehreren Stellen ein, damit er sich auf dem Grill besser platt drücken lässt.

Frosch am Spieß scheint köstlich zu sein, einige Kunden mümmeln den Snack mit geschlossenen Augen. Immer wieder spucken sie kleine Knöchlein in den Pappbecher, in dem die Spieße gereicht wurden.

Gegen Abend füllt sich die Essensstraße mit Tausenden von Besuchern. Viele essen Nudeln. Die Reganmian sind eine örtliche Spezialität: Nudeln auf Wuhan-Art sozusagen. Eine Schüssel davon enthält gekochte und getrocknete Nudeln, die mit Sesamsauce, Sojasauce, Schnittlauch und Salz gewürzt werden. Je nach Geschmack kann noch Essig, Chiliöl oder auch Erdnuss-Sauce obendrauf.

Kleine gebackene Kartoffeln werden auch häufig angeboten.

Als Deutscher, der schon ein paar Tonnen Kartoffeln gegessen hat, spare ich mir diesen Snack. Der Magen ist heute Abend ein zu kostbarer Raum.

Pfannkuchen mit Reis oder frittiertem Gebäck drin, frittierte Klebreisklöße, Huangxituo genannt, süße Kuchen, Dampfbrötchen, Baozi, und Teigtaschen, Jiaozi, in allen Formen und Größen. Besonders lecker sind die gebratenen Jiaozi.

Zu den Wuhan-Spezialitäten gehören die Doupi. Das sind Teigtaschen mit dreierlei Zutaten, deren Teig aus Bohnenmilch und Eiern zubereitet wird. Lecker sind auch die Tongbao. Diese Teigtaschen werden gedämpft und sind mit Hackfleisch und Fleischsaft gefüllt.

Alle Spezialitäten aufzuzählen würde die Sendezeit sprengen und sie zu essen sogar ein ausgehungertes Rudel Wölfe überfordern.

Zwischen all den Köstlichkeiten werden an mehreren Stellen auch matschig gebackene Süßkartoffeln angeboten, die sich großer Beliebtheit erfreuen, vor allem bei den Einheimischen.

An einem anderen Stand laufen waagerecht befestigte Fleisch-Spieße in einer Maschine mit Fahrradketten über eine Feuerstelle. Ich hielt die sonderbare Apparatur schon für einen Eigenbau, bis ich woanders die zweite baugleiche Maschine vorfand.

Eine andere Maschine zerteilt einen Bonbonquader oder etwas ähnlich Zuckriges in kleine, hauchdünne Täfelchen. Das Fallbeil macht ein Geräusch, das einen unwillkürlich ein paar Schritte zurücktreten lässt.

Wachteleier sind auch keine Mangelware. In einem der Öfen sind geschätzte 200 Wachteleier zu sehen.

Die schon gekochten, gebratenen oder saturierten Speisen, die an kaum frequentierten Ständen ihrer Bestimmung ausharren, sind wenig vertrauenserweckend. Und wenn die Verkäufer sich noch Kunden heranrufen müssen, macht das auch nicht gerade Appetit.

Ich bin wirklich satt und träume bestimmt von Rad fahrenden Wachteln oder Fröschen. Vielleicht heißt es irgendwann nicht mehr: Essen wie Gott in Frankreich, sondern Essen wie Gott in China.

Text und Fotos: Nils Bergemann

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