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Chinesische Städter heiraten immer später

(German.people.cn)
Donnerstag, 15. März 2018
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Sie haben andere Wertvorstellungen als frühere Generationen und sind in einer äußerst leistungsorientierten Gesellschaft aufgewachsen – junge Chinesen im urbanen China heiraten immer später, manche von ihnen absichtlich, andere können nicht anders.

Zhang Sijia, 32, kann sich im Moment Ehe und Vaterschaft noch nicht vorstellen, obwohl ihm seine Eltern Druck machen.

„Im Moment ist mir meine Karriere am wichtigsten“, erklärt Zhang, der für einen Staatsbetrieb in Hangzhou, der Hauptstadt von Zhejiang arbeitet.

Neue Statistiken deuten auf einen immer stärkeren Trend hin – junge Städter in China wie Zhang heiraten immer später.

Im letzten Jahr haben in Hangzhou über 65.600 Paare geheiratet. Das Durchschnittsalter der Bräutigame lag bei 29, das der Bräute bei 27. 2014 waren Männer und Frauen bei der Eheschließung noch durchschnittlich ein Jahr jünger.

In anderen Städten, besonders im entwickelten Osten an der Küste, sieht es ähnlich aus. In der Provinz Jiangsu ist das Durchschnittsalter im letzten Jahr wie in den drei Jahren zuvor gestiegen und liegt mittlerweile bei 26 Jahren.

In China dürfen Männer ab 22, Frauen ab 20 heiraten.

„Spätere Eheschließungen, dieses Phänomen gibt es in der ganzen Welt. China ist mit dem steigenden Durchschnittsalter keine Ausnahme“, erklärt Zhang Juwei, ein Bevölkerungsforscher an der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften.

Laut einer Erhebung von Southwest Securities gab es in China im Jahr 2013 etwa 170 Millionen Erwachsene im heiratsfähigen Alter.

Immer mehr junge Leute zögern die Ehe hinaus oder verzichten ganz, außerdem gibt es immer mehr Scheidungen und viele haben ihre Einstellung zum Singledasein grundlegend geändert.

Zhang Juwei geht davon aus, dass viele junge Leute wegen längerer Ausbildung und den hohen Lebenshaltungskosten in Städten später heiraten.

„In dem Alter haben unsere Eltern schon geheiratet, aber wir studieren immer noch“, sagt Qiu Ruimin, Mitte 20 und gerade fertig mit der Uni.

Sie werde nicht heiraten und keine Kinder kriegen, bevor sie sich keine Wohnung in Hangzhou und die hohen Kosten für Kindererziehung leisten könne.

Laut Mi Hong, Leiter des Instituts für Bevölkerungs- und Entwicklungsforschung an der Zhejiang-Universität, denken junge Leute heute auch anders über Liebe und Ehe, weshalb eben immer später geheiratet wird.

„Ich hab mich an das Singledasein gewöhnt. Ich kann für mich selbst sorgen, überall hinreisen und mich mit jedem anfreunden. Ehe ist nicht so wichtig“, erklärt Yin Yuan, Dozentin an einer Uni.

Allerdings habe die späte Ehe auch negative Seiten. Zhang Juwei nennt die sinkende Geburtsrate und eine immer kleiner werdende arbeitsfähige Bevölkerung, während die Zahl der Senioren immer weiter steigt.

In einer Kultur, in der viel Wert auf Familie gelegt wird, haben chinesische Eltern oft die Finger bei der Ehe ihrer Kinder mit im Spiel. Allerdings akzeptieren auch immer mehr Eltern, dass sich die Einstellungen und Wertvorstellungen ihrer Kinder geändert haben.

Zhang musste jedes Wochenende zu Blinddates gehen, die seine Eltern für ihn arrangiert hatten, bis er irgendwann den Mut hatte, die Eltern zu konfrontieren.

„Ich hab ihnen gesagt, dass junge Leute nicht mehr einfach irgendwen heiraten wollen, sondern eine Partnerschaft mit Liebe wollen“ so Zhang. „Dann haben sie endlich meine Entscheidung akzeptiert.“ 

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