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Chinesische Firmenübernahmen verunsichern Europa

(German.people.cn)
Donnerstag, 18. August 2016
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Firmenfusionen und -übernahmen helfen Europa bei der Erschließung des chinesischen Marktes und China bei der Produktivitätssteigerung. In einer immer stärker globalisierten Welt ist diese Form der Kooperation ganz normal.

Eine wachsende Zahl chinesischer Unternehmen erwirbt europaweit Hightech-Firmen und sorgt damit bei europäischen Entscheidungsträgern für Besorgnis darüber, dass Schlüsseltechnologien preisgegeben werden könnten. Analysten merken jedoch an, dass solche Sorgen unbegründet seien, da Übernahmen im Allgemeinen zum beiderseitigen Vorteile gereichen und im Zeitalter der Globalisierung eine Normalität darstellen.

Laut Bai Ming, einem wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Chinesischen Akademie für internationalen Handel und Zusammenarbeit, kann chinesisches Kapital den europäischen Hochtechnologieunternehmen mit Interesse an Geschäften in China helfen, auf dem Markt Fuß zu fassen.

Zugleich stellt der Kauf europäischer Hightech-Unternehmen durch chinesische Firmen einen strategischen Zug dar, um die einheimische Industrie zu modernisieren und die Produktivität zu erhöhen, wie He Weiwen, Vorstandsmitglied der Chinesischen Gesellschaft für WTO-Studien, am Mittwoch gegenüber Global Times anmerkte. „Dies geht auch mit dem ‚Made in China 2025‘-Plan der Zentralregierung einher, der 2015 vorgeschlagen wurde.“ Das Konzept ähnele der deutschen „Vierten Industriellen Revolution“, die darauf abzielt, Fabrikationsstätten mit der virtuellen Welt zu verbinden.

Beunruhigte Politik

Die Übernahme des Roboterherstellers KUKA durch das chinesische Elektrogeräteunternehmen Midea ist ein Beispiel, welches in Europa sorgenvoll verfolgt wurde, da das Unternehmen ein Herzstück von Deutschlands „Industrie 4.0“ darstellt. Midea sicherte sich am 8. August 94,5 Prozent der KUKA-Aktien und wurde damit zum größten Anteilseigner des Roboterproduzenten, so eine Stellungnahme auf der Unternehmenswebsite. Derzeit erwarte dieser Zug noch die behördliche Genehmigung.

Das chinesische Nachrichtenportal qq.com berichtete am 11. August, dass die Firma durch das Geschäft mit 4,6 Milliarden Euro bewertet wurde. Der Schritt bedeutet He zufolge viel für die Bekanntheit der Marke Midea und seine globale Aufstellung. „Midea plant seine Arbeitskräfte durch Roboter zu ersetzen. Die Einführung von KUKAs Kerngeschäft wird helfen, die Fertigungsautomatisierung zu beschleunigen und Kosten zu senken.“

Anfänglich hat Mideas Angebot in Europa für Beunruhigung gesorgt und eine Zahl deutscher Politiker und Industriegrößen äußerten Bedenken über die Möglichkeit, das kritisches technologisches Knowhow in chinesische Hände geraten könnte.

Um derlei Ängste zu lindern, gab Midea im Juni bekannt, dass es KUKAs unabhängiges Geschäft und seine Betriebsgeheimnisse schützen werde. Zudem gebe es keine Pläne, die Börsenzulassung der Firma in den nächsten siebeneinhalb Jahren zu annullieren, wie eine Offenlegung Mideas für die Shenzhener Börse erklärte. „Das kann von der europäischen Seite als Garantie dafür verstanden werden, dass Deutschland weiterhin im Besitz seiner Spitzentechnologie bleiben wird“, meint Bai.

Des Weiteren hat sich KUKA auf dem chinesischen Markt in den letzten Jahren nicht allzu gut geschlagen und Mideas Beteiligung wird Experten zufolge dem Umsatzwachstum zugutekommen. Es wird erwartet, dass KUKA durch das explosionsartige Wachstum auf dem chinesischen Markt sein Ziel erreichen und bis 2020 Umsätze von 4 bis 4,5 Milliarden Euro erwirtschaften werde. Wie das Nachrichtenportal 163.com berichtet, weisen Prognosen auf ein Wachstum von 22 Prozent auf dem chinesischen Markt hin.

Zunahme an Übernahmen

Traditionell konzentrierten sich chinesische Unternehmen auf Zusammenschlüsse und Übernahmen im Fertigungs- oder Immobiliensektor. Laut Experten haben sie nun jedoch auch ein Auge auf den europäischen Hightech-Sektor geworfen.

Im März erwarb die Beijinger Stadtregierung für 1,4 Milliarden Euro Deutschlands größtes Entsorgungsunternehmen EEW. Diesem Schritt folgte der Kauf von Osrams Lampengeschäft durch ein chinesischen Firmenkonsortium, welches unter anderem aus IDG und MLS bestand. Es folgte die Übernahme der schwedischen Syngenta AG durch die China National Chemical Corporation für 38 Milliarden Euro, wie Bloomberg im Juli berichtete. Nach Statistiken von Deloitte, standen 31 der insgesamt 79 Zusammenschlüsse und Übernahmen durch chinesische Unternehmen in Europa in Verbindung mit Industrietechnik.

Obwohl Europas Regierungen bisher keine klaren Bestimmungen zum Erwerb von Hochtechnologie-Unternehmen ausgegeben haben und sich auch nicht öffentlich gegen die Übernahme von KUKA gestellt haben, glaubt He, dass sie zukünftig eine vorsichtigere Haltung gegenüber diesem Sektor einnehmen werden. „Die Zweifel drehen sich um die Schlüsseltechnologien“, stellt er fest. „Doch im Zeitalter der Globalisierung sind Fusionen und Übernahmen recht normal und die Entwicklung von Hochtechnologie verlangt die Kooperation aller Menschen.“

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