Im Vorfeld einer internationalen Ausstellung für moderne Eisenbahntechnologie und -anlagen haben die Insider der chinesischen Eisenbahnindustrie erneut über eine Erhöhung der Höchstgeschwindigkeit von Hochgeschwindigkeitszügen diskutiert. Die Vorschläge über eine Geschwindigkeitserhöhung zeigen die Ambition Chinas, die Züge und ihre Technologie zu exportieren.

„Die Technik und Sicherheitssteuerungen erlauben den Hochgeschwindigkeitszügen, eine maximale Geschwindigkeit von 350 Stundenkilometern zu erreichen", erklärte He Huawu, Chefingenieur des Betreibers der chinesischen Eisenbahn, China Railway Corporation (CRC).

Im Sommer 2011 hat das ehemalige Eisenbahnministerium die Höchstgeschwindigkeit von Schnellzügen aus Sicherheitsgründen auf 300 Stundenkilometer gesenkt. Diese Entscheidung wurde getroffen, kurz nachdem CRC-Generalmanager Sheng Guangzu den in Ungnade gefallenen Leiter des Ministeriums, Liu Zhijun, ersetzte. Ein tödlicher Zugzusammenstoß im Juli 2011 hatte einen Schatten auf die aufblühende Branche geworfen, obwohl nachfolgende Untersuchungen keinen Zusammenhang zu der Geschwindigkeit feststellen konnten.

„Es ist ein strategischer Schritt, die Geschwindigkeit wieder auf 350 Stundenkilometer zu erhöhen, um zu zeigen, dass die Eisenbahntechnologie sicher und verlässlich ist", sagte Zuo Dajia, außerordentlicher Professor der Jiaotong-Universität Südwestchinas.

Obwohl einige Staaten nur zurückhaltend mit chinesischen Unternehmen kooperieren, konnten einige Verträge abgeschlossen werden, dazu gehört eine russische Hochgeschwindigkeitslinie zwischen Moskau und Kasan.

Gegenwärtig verfügt China über ein Hochgeschwindigkeitsnetz mit einer Länge von über 19.000 Kilometern. Das entspricht über 60 Prozent der Gesamtlänge von Hochgeschwindigkeitsgleisen auf der ganzen Welt. Das Netz wird außerdem weiter ausgebaut, während China seine Verkehrsinfrastruktur verbessert.

Die politischen Entscheidungsträger müssen nun die Gewinne und Kosten einer Geschwindigkeitserhöhung abwägen. „Die aktuelle Beschränkung ist auch auf die Betriebs- und Wartungskosten zurückzuführen" erklärte Chefingenieur He Huawu.

Höhere Geschwindigkeiten könnten zu höherem Energieverbrauch, Lärm und einer verstärkten Abnutzung führen, so Sun Zhang, Professor der Tongji-Universität. Als Beispiel nannte er einen Test aus dem Jahr 2010, bei dem fast alle Lager nach einer Fahrt mit einer Geschwindigkeit von 486,1 Stundenkilometern ausgewechselt werden mussten.

„Geschwindigkeitserhöhungen werden auf jeden Fall zu einer Kostenerhöhung führen. Für Außenseiter ist es schwer, diese zu kalkulieren, weil das ganze System sehr kompliziert ist", erläuterte Hu Siji, Professor der Jiaotong-Universität Peking. Höhere Geschwindigkeiten können außerdem den Druck auf den Zugführer und die weiteren Mitarbeiter erhöhen.

Trotz aller Nachteilte bedeute eine höhere Geschwindigkeit jedoch, dass weniger Züge benötigt würden und auf diese Weise weniger Kosten für CRC entstünden, sagte Professor Zuo.

Der CRC-Chefingenieur teilte Medien mit, es sei schwer zu sagen, ob eine höhere Geschwindigkeit mehr Fahrgäste bringe oder zu einer Kostenerhöhung führe. „Eine gründliche Studie ist nötig, um zu entscheiden, ob und wann die Geschwindigkeit erhöht wird."