Von He Jingjun
Am 27. Mai begann der 100-tägige Countdown für den G20-Gipfel 2016, der in Hangzhou, der Hauptstadt der ostchinesischen Provinz Zhejiang, veranstaltet wird.
Das Auswärtige Amt hielt am 26. Mai ein Pressegespräch für chinesische und ausländische Medien in Beijing ab, während dessen Außenminister Wang Yi die Vorbereitungen für die Veranstaltung zusammenfasste.
„China als Gastgeberland weiß um seine große Verantwortung“, so Wang. Das Land hoffe, dass der Gipfel sich auf „die wichtigsten Herausforderungen und entscheidenden Probleme der Weltwirtschaft“ konzentriere. China, so versicherte er, werde mit allen teilnehmenden Seiten zusammenarbeiten, um gemeinsame Lösungen zu finden und sein Wissen beizusteuern.
Die Gruppe der Zwanzig (G20) ist ein internationales Forum für die zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer mit einem gesamten Bruttosozialprodukt (BIP), das für 90 ist bislang zehnmal abgehalten worden, und die Welt ist voller Erwartungen an die Rolle, die China als diesjähriger Gastgeber spielen wird.
Seit langem ist China wichtiger Beitragender zum Weltwirtschaftswachstum: Einmal erreichte die Beitragsrate des Landes 60 Prozent, und selbst in der gegenwärtigen reduzierten Wirtschaft der „neuen Normalität“ liegt die Zahl bei 30 Prozent, der weltweit höchste Prozentsatz.
Bedauerlicherweise hat das „große Beitragsland“ nicht folgerichtig den entsprechenden Diskurs im Regierungsapparat. Es steht immer noch Kritik aus zahlreichen Ländern gegenüber, die es beschuldigen, sein Wirtschaftswachstum auf eine Art und Weise zu verlangsamen, die die Erholung der Weltwirtschaft „bedroht“. Das ist recht unfair, und China muss effektiv darauf reagieren.
Der G20-Gipfel in Hangzhou bietet eine solche Gelegenheit. Als Gastgeber sollte das Land die Agenda aufstellen und fördern. Gleichzeitig sollte es auch aktiv die Rolle eines „koordinierenden Landes“ bei der Kommunikation zwischen den G20-Mitgliedern und Nichtmitgliedstaaten wie auch internationalen Organisationen spielen, um den umfassendsten Konsens zu erreichen.
Bei der Aufstellung der Agenda für Hangzhou hat China den „Aufbau einer innovativen, gestärkten, interkonnektiven und inklusiven Weltwirtschaft“ als Hauptthema etabliert. Das Land hat vier Prioritäten herausgestellt, nämlich „innovative Wachstumsformen“, „effizientere globale Wirtschafts- und Finanzkontrolle", „robuster internationaler Handel und Investment“ sowie „inklusive und interkonnektive Entwicklung“.
Damit wird effektiv auf alle Arten an „vorgeschalteten“ Elementen in der derzeitigen Weltwirtschaft reagiert, wie Handelsprotektionismus, Antiglobalisierungsmaßnahmen, Regionalismus, der verantwortungslose Export von Inflation und sogar kompetitive Währungsabwertung, die der Weltfinanzstabilität nicht förderlich ist.
China hat das Ziel, sich auf die Weltwirtschaft und globale Umwelt zu konzentrieren, die es als den „Job der G20“ ansieht, und das Land wird die Dinge nicht mit seinen „privaten Angelegenheiten“ vermischen. Dies macht die Erwartungen der Welt an den G20 um Einiges deutlicher. Außerdem verfechtet China hinsichtlich der alten, ungleichen Wirtschaftsordnung „Innovation“ entsprechend den Trends der Zeit.
Insgesamt ist der Hangzhou-Gipfel eine Chance sowohl für China als auch für die Welt. China befindet sich im entscheidenden Moment auf der Suche nach einer „Führungsrolle“ und sollte die große Verantwortung für sein Recht, die Weltwirtschaftskontrolle zu fördern, übernehmen.
Allerdings sind neue Schwellenländer, die innerhalb der G20 von den BRICS (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) repräsentiert werden, in den vergangenen Jahren auf Wirtschaftsprobleme gestoßen. Einige haben einen Wirtschaftsabschwung oder ein negatives Wirtschaftswachstum erlitten, so dass sich ihr Einfluss innerhalb der G20 abgeschwächt hat.
Die Rolle Chinas, des einzigen Schwellenlandes, das noch in der Lage ist, eine Schlüsselrolle im Weltwirtschaftswachstum zu spielen, ist besonders markant geworden. Je mehr Anregungen China der Weltwirtschaft bieten kann, desto aktiver kann die Rolle des Landes bei der Aufrechterhaltung des Status der G20 als weltweit höchstrangiges Wirtschaftstreffen werden.
Auf dem zehnten G20-Gipfel in Antalya in der Türkei im vergangenen Jahr hielt Präsident Xi Jinping eine wichtige Rede über innovatives Wachstum zum Vorteil aller Beteiligten. Er stellte heraus, dass China die Zuversicht und Fähigkeit hat, weiterhin Chancen für alle Länder zu bieten, sich zu entwickeln. Er sagte, dass Chinas neuer Wachstumsimpuls sich beschleunige, und er werde in den kommenden fünf Jahren eine riesige Nachfrage auslösen und zur neuen Wachstumsquelle in der Welt werden.
Der „China-Plan“, der in Antalya vorgetragen wurde, war ein wichtiger Schritt Chinas, um ein wichtiges Land bei der globalen Wirtschaftskontrolle innerhalb der G20 zu werden. Nun muss das Land als G20-Gastgeber die Gelegenheit ergreifen, die Dinge weiter voranzutreiben.
Der Verfasser ist Forscher am Charhar Institute.