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Kommerzielle Nutzung von umstrittener Immuntherapie untersagt

(German.people.cn)
Montag, 09. Mai 2016
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Experimentelle Therapien dürfen nur kostenlos und nach umfassender Beratung der Patienten von öffentlichen Krankenhäusern angeboten werden. Dies gilt auch für eine kürzlich unrühmlich bekanntgewordene Immuntherapie gegen Krebs.

Chinas Staatliche Kommission für Gesundheitswesen und Familienplanung wiederholte in der letzten Woche nochmals, dass der klinische Gebrauch von Immuntherapie bei Krebsbehandlungen sowie die Unterauftragsvergabe öffentlicher Krankenhäuser an private Einrichtungen untersagt seien. Diese Verlautbarung der obersten Gesundheitsbehörde folgte dem öffentlichen Aufschrei nach dem Tod eines jungen Mannes, der sich in einem Beijinger Militärkrankenhaus einer Immuntherapie unterzogen hatte.

Dem Krankenhaus wurde nachgewiesen, Krebsbehandlungen an ein gewinnorientiertes Privatunternehmen ausgelagert zu haben, deren Therapieerfolge vom 21-jährigen Patienten Wei Zexi kurz vor seinem Tode am 12. April noch in einem Online-Beitrag angezweifelt wurden.

Die Kommission stellte klar, dass die Immuntherapie „niemals offiziell als Behandlungsmittel in China genehmigt wurde“ und daher lediglich in der wissenschaftlichen Forschung Anwendung finden könne, aber nicht für die kommerzielle Nutzung geeignet sei.

Die Verlautbarung machte deutlich, dass auch Forschungsvorhaben der Prüfung und Genehmigung durch die Gesundheitsbehörde bedürfen, da diese einer Bestimmung des Vorjahres über Medizintechnik zufolge experimentell, unsicher und riskant seien. Gemäß dieser Bestimmung müssen Patienten, die an dementsprechenden Experimenten teilnehmen, umfassend informiert werden und die Behandlung kostenlos erhalten.

Immuntherapie versucht durch die Stärkung des Immunsystems des Patienten den Krebs zu bekämpfen. Es gibt mehrere Formen der Immuntherapie, zu denen auch die Therapieform DC-CIK zählt, welcher sich Wei Zexi vor seinem Tod unterzog. Seine Eltern gaben an, dass sie mehr als 200.000 Yuan (26.960 Euro) für die Behandlung ihres Sohnes in einem Krankenhaus der Bewaffneten Volkspolizei Beijing ausgeben haben.

Eine anonyme Quelle berichtete China Daily, dass einige öffentliche Krankenhäuser trotz des Verbots durch die Regierung für Immuntherapien weiterhin Geld verlangt haben.

Die Kommission betonte, dass die Bestimmung „zum Schutze der Volksgesundheit streng befolgt werden muss“. Zudem wurde angemerkt, dass es öffentlichen Krankenhäusern untersagt sei, Behandlungen an Privatunternehmen auszulagern oder rechtswidrige und irreführende Werbung zu veröffentlichen. Krankenhäuser aller Ebenen seien dazu verpflichtet, interne Untersuchungen durchzuführen und den Einsatz solcher Praktiken zu melden.

Da Militärkrankenhäuser jedoch nicht in den staatlichen Zuständigkeitsbereich fallen, kann die Kommissionen ihnen nur Empfehlungen aussprechen. Die Gesundheitsbehörden der Zentralen Militärkommission und der Bewaffneten Volkspolizei Chinas, welche die militärischen Krankenhäuser überwachen, prüfen zurzeit das betreffende Krankenhaus, haben jedoch noch keine Ergebnisse bekanntgegeben.

Wei, der unter synovialen Sarkomen litt, einer seltenen tödlichen Form von Weichgewebe-Krebs, erklärte online, dass er durch Baidu, Chinas größter Suchmaschine, vom Krankenhaus erfahren habe.

Baidu erlaubt die entgeltliche Platzierung von Suchergebnissen, ohne diese jedoch klar zu kennzeichnen. Diese Dienstleistung des NASDAQ-notierten Unternehmens wird deshalb derzeit von Chinas Internetaufsicht geprüft.

In seiner Online-Nachricht gab Wei an, dass ein Arzt des Krankenhauses ihm mitgeteilt habe, dass die Behandlung eine Kooperation mit der amerikanischen Stanford University darstelle und dabei neueste Technologie zur Anwendung komme, welche sein Leben um zehn bis zwanzig Jahre verlängern könne.

Das Krankenhaus lehnte eine Stellungsnahme dazu ab.

Am Mittwoch wies die Stanford University jegliche Verbindung mit dem Krankenhaus oder dem Fall von sich. Jana Chow, die Medienmanagerin bei Stanford Health Care, antwortete nicht auf Anfragen von China Daily zur klinischen Nutzung der Immuntherapie, insbesondere der DC-CIK-Therapie.

Das Krankenhaus hatte den Betrieb am Mittwoch vorübergehend eingestellt und einigen Patienten, die wegen Krebserkrankungen behandelt wurden, eine Kostenerstattung angeboten, wie Beijing Youth Daily am Donnerstag berichtete. Jedoch seien Anfragen, die Krankenakten einsehen zu dürfen, abgelehnt worden.

Medizinische Sachverständige sind über die jüngsten Vorkommnisse besorgt, da sie einen schweren Schlag für die Immuntherapieforschung in China darstellen könnten.

Guo Jun, stellvertretender Direktor der Krebsklinik der Peking-Universität, erklärt, dass die Immuntherapie als künftige Richtung der Behandlungen von Krebserkrankungen angesehen werde, insbesondere für Melanome, Nieren- und Lymphdrüsenkrebs. DC-CIK stelle lediglich eine Art von Immuntherapie dar, daher sei es unwissenschaftlich und irrational, die neue Therapie aufgrund der jüngsten Vorkommnisse zu verdammen. 

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