Seitdem China seine Ein-Kind-Politik beendet hat, ist in einem „Geburtszentrum" in Los Angeles die Nachfrage von Seiten einfacher chinesischer Paare gesunken – dafür gibt es mehr Nachfrage durch wohlhabendere Kunden.
Um Verstößen gegen die Ein-Kind-Politik – die mit bis zu 200.000 Yuan (29.500 Euro) geahndet wurden – zu entgehen, seien früher viele Chinesinnen für die Geburt ihrer Babys in die USA gegangen. Dies sei dank der neuen Politik nun weniger attraktiv, sagte ein Geburtstourismus-Anbieter, der sich selbst "Adas Vater (Ada)" nennt.
„Anfangs haben viele Geburtszentren versucht, mit dem sogenannten 'günstigen Paket' das große Geschäft zu machen", sagte Ada, der unter dem gleichen Namen in China einen beliebten Blog betreibt. "Potenziellen Kunden sagten sie: Wenn ihr genug Geld habt, um die Strafe zu bezahlen, warum bringt ihr eure Kinder dann nicht in den USA zur Welt, damit sie die amerikanische Staatsbürgerschaft erhalten?"
Dieses Angebot habe früher für viele chinesische Paare sehr verlockend geklungen. Aber die Nachfrage von Seiten chinesischer Eltern, die einfach nur die Ein-Kind-Politik umgehen wollen, habe in den letzten Jahren bemerkenswert nachgelassen – vor allem in diesem Jahr, sagte Ada.
Seit letzten Monat erlaubt die chinesische Regierung Paaren ein zweites Kind – dies soll zu einer ausgewogenen Entwicklung der Bevölkerungszahl führen und der alternden Gesellschaft entgegenwirken. Die im Jahr 1979 eingeführte Ein-Kind-Politik existiert nicht mehr.
Eine erste Lockerung des Gesetzes war vor zwei Jahren verabschiedet worden. Damals wurde Paaren, bei denen mindestens einer der Partner selbst ein Einzelkind ist, ein zweites Kind gestattet.
Dies habe teilweise zu der sinkenden Nachfrage in den „Geburtszentren" beigetragen – ein wichtigerer Grund seien laut Ada aber die schnell steigenden Kosten für den Service in den USA gewesen.
Das „günstige Paket" kostet etwa 15.000 Dollar, ungefähr das Gleiche wie die bisherige Strafe für den Verstoß gegen die Ein-Kind-Politik, doch inzwischen sind die Kosten in den USA – von der Reise bis hin zu den Krankenhausrechnungen – in die Höhe geschossen.
Im „Presbyterian Intercommunity Hospital", einem unter chinesischen werdenden Müttern beliebten Krankenhaus in Los Angeles County, haben sich die Kosten für die Geburt eines Babys fast verdoppelt – auf 6.000 US-Dollar.
Insgesamt kämen so, einschließlich Transport- und Lebenshaltungskosten, in der Regel 45.000 Dollar zusammen, die chinesische Paare für eine Geburt in den USA hinblättern müssten, so Ada weiter.
Obwohl die Nachfrage insgesamt geschrumpft sei, habe er immer mehr besonders wohlhabende Kunden, erklärte Ada. Diese verlangten gehobene Serviceleistungen, wie Babysitter, private Köche und Chauffeure.
In der Vergangenheit hätten sich ein paar Frauen gemeinsam ein Haus gemietet, und ein Babysitter kümmerte sich um alle Kinder – jetzt aber verlangten die Kunden Wohnungen ganz für sich alleine, sagte Ada.
Die in einer rechtlichen Grauzone agierende Branche hatte zudem unter einigen Razzien gelitten, die die US-Polizei im März in mehreren privaten 'Geburtszentren' Südkaliforniens durchgeführt hatte.
„Es ist jetzt nicht mehr so leicht", sagte Adas Vater. „Aber ich denke nicht, dass sich die Zahl der schwangeren chinesischen Frauen, die herkommen, verringert hat. Sie sind jetzt nur weniger sichtbar."