China plant in den nächsten fünf Jahren, eine Billion US-Dollar im Ausland zu investieren. Im selben Zeitraum möchte die Volksrepublik Waren im Gesamtwert von über zehn Billionen US-Dollar importieren.
Dieses Ziel formulierte Ministerpräsident Li Keqiang am Dienstag auf dem 4. Gipfeltreffen mit den Staats- und Regierungschefs aus Osteuropa in Suzhou nahe Shanghai. Der sogenannte „16+1-Gipfel“ hatte letztmals im Dezember 2014 in Belgrad stattgefunden.
In seiner Rede wies Li darauf hin, dass sich Chinas jährliches Handelsvolumen in den vergangenen Jahren trotz des verlangsamten Wirtschaftswachstums stetig erhöht hat. Solange Chinas Wirtschaft ein Wachstum von über 6,5 Prozent pro Jahr aufweise, könne es seinem Ziel von einem einkommensstarken Land bis zum Jahr 2020 nahe kommen. Dies werde auch den Ländern in Ost- und Mitteleuropa neue Chancen eröffnen.
Das Handelsvolumen zwischen China und den ost- und mitteleuropäischen Ländern stieg im vergangenen Jahr auf das Rekordhoch von über 60 Milliarden US-Dollar.
Li betonte in Suzhou auch Chinas Wunsch, die Zusammenarbeit mit den Ländern Ost- und Mitteleuropas zu vertiefen und sowohl die Land- als auch die Seeverbindungen zwischen den beiden Regionen weiter auszubauen. China werde den Ausbau der Infrastruktur in den dortigen Ländern falls erforderlich finanziell unterstützen, versprach Li. „Solange sie chinesisches Gerät und Produkte benutzen, wird China flexiblere Finanzierungsbedingungen anbieten.“
Die Länder Mittel- und Osteuropas müssten ihre Infrastruktur dringend modernisieren, um ihre Produktionseffizienz zu erhöhen, sagt Professor Yu Nanping von der School of Advance International and Area Studies in Shanghai. Damit China seine „One Belt, One Road“-Strategie umsetzen könne, müsse Mittel- und Osteuropa die Funktion eines „Logistikzentrums“ und eines „Wirtschaftskorridors“ übernehmen.
Die Gelegenheit sei günstig, in den europäischen Markt zu investieren, glaubt Song Yunzhong, der Vizedirektor des Forschungsinstituts für Energie und Technologie, das der China National Offshore Oil Corporation (CNOOC) untersteht. China verfüge über die notwendigen technologischen und finanziellen Mittel. Umgekehrt sei Europa auf chinesische Investitionen angewiesen.
„Investitionen bereiten in der Regel den Weg für den Export von Geräten und Technologien. Das ist für beide Seiten von Vorteil“, meint Song. „Wir haben riesige Devisenreserven. Warum also sollten wir sie nicht nutzen, um chinesische Firmen bei ihrer Go-Global-Strategie zu unterstützen und den Export von Geräten und Technologien aus China zu fördern.“
Der China-Osteuropa-Gipfel fand erstmals im Jahr 2012 in Warschau statt. Das zweitägige Treffen in der Gartenstadt Suzhou geht heute Mittwoch zu Ende.