Nicht nur die Welt unterliegt einem steten Wandel, sondern auch die Beziehungen zwischen China und den USA. Was also müssen die beiden Großmächte tun, damit ihr Verhältnis auch in Zukunft intakt bleibt? People’s Daily hat bei Experten aus Ost und West nachgefragt.

„Die Welt verändert sich, die USA verändern sich, China ist im Wandel, und natürlich verändern sich auch die sino-amerikanischen Beziehungen“, sagt Yuan Peng, der Vizepräsident des China Institutes of Contemporary International Relations (CICIR). „Der Schlüssel liegt darin, wie wir uns den veränderten Umständen anpassen und neue politische Maßnahmen und Strategien ergreifen, und wie wir mit diesen Veränderungen umgehen oder die Beziehungen neu gestalten.“

Nach Ansicht von Yuan zeigt Chinas Wunsch nach neuartigen Beziehungen mit den USA, dass die chinesische Führung erkannt hat, dass sich die sino-amerikanischen Beziehungen verändert haben. Die Regierung in Beijing habe auch realisiert, dass diese Veränderungen angemessen behandelt werden müssten. Falls dies nicht getan werde, riskierten die bilateralen Beziehungen Rückschläge oder ein Ungleichgewicht.

Haben die Beziehungen zwischen den beiden Großmächten einen „kritischen Punkt“ erreicht? Werden China und die USA in die „Thukydides-Falle“ geraten? Die Außenpolitik von China und der USA hätten sich nicht dramatisch verändert, antwortet Wang Zheng auf die Frage nach dem „kritischen Punkt“. Washingtons Einschätzung von China hingegen sei an einem kritischen Punkt angelangt, so der Direktor des Zentrums für Friedens- und Konfliktforschung an der amerikanischen Seton Hall-Universität. „Die USA haben ihre Grundeinschätzung über China in den letzten 30 Jahren kontinuierlich angepasst. Jetzt am Vorabend von substanziellen Veränderungen – das gilt ganz besonders für das China-Konzept amerikanischer Denkfabriken –, ist ihre Einschätzung an einem kritischen Punkt angekommen.“

„Der Vorschlag eines Modells von neuartigen Beziehungen zwischen den Großmächten widerspiegelt den aufrichtigen Wunsch nach einer Win-win-Kooperation ohne Konfrontation“, ergänzt Yuan Peng vom CICIR. „Der fast ein Jahr lange und tiefgründige Dialog auf höchster Ebene gibt die Richtung vor. Jede Art von Dialog zwischen den beiden Ländern schafft Vertrauen und beseitigt Zweifel. Die nichtstaatliche Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern hat eine enorme Energie freigesetzt.“ Laut Yuan ist all das ein Beleg für Chinas Entschlossenheit, die Beziehungen mit den USA weiter zu stabilisieren.

„In welche Richtung sich die sino-amerikanischen Beziehungen entwickeln, hängt von den Interaktionen beider Länder ab. Die Antwort ist noch offen“, sagt Fan Jishe vom Institut für Amerikanistik an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften. „Falls die USA Chinas Außenpolitik überinterpretieren oder auf Chinas Außenpolitik überreagieren, kann die Möglichkeit, dass sich die sino-amerikanischen Beziehungen verschlechtern, nicht ausgeschlossen werden. Umgekehrt werden sich die Beziehungen in Zukunft positiver entwickeln, solange die USA und China die bestehenden Dialogmechanismen verstärken und die Kommunikation zwischen den hochrangigen Regierungsbeamten intensivieren.“ Nur so können laut Fan Missverständnisse gelöst und Vorurteile abgebaut werden.

„Wir sind uns alle einig, dass die bestehende internationale Ordnung, die geschaffen wurde, bevor die aufstrebenden Länder auf der internationalen Bühne eine Stimme hatten, nicht perfekt ist. Daher müssen wir das aktuelle internationale System kontinuierlich verbessern und an die sich ständig verändernden Realitäten der aufstrebenden Volkswirtschaften wie China und Indien anpassen“, betont Douglas H. Paal, der Vizepräsident der in Washington ansässigen Organisation Carnegie Endowment for International Peace. „Die Führer beider Länder erwarten, dass Konflikte vermieden werden. Das erfordert von beiden Seiten die Bereitschaft, für einander Platz zu schaffen. Das zu tun, wird aber nicht leicht sein.“

(Quelle: People’s Daily)