Chinesische Wissenschaftler entwickeln ein flexibles und kontrollierbares Außenskelett, das sich so flink bewegt wie die Gedanken, die seine Extremitäten steuern.

Wissenschaftler des Instituts für Moderne Fertigungstechnologie in Changzhou (Provinz Jiangsu) haben vor Kurzem ein Außenskelett fertigstellt, das es ermöglicht, mit einer 30 Kilo schweren Ausrüstung auf Berge zu klettern und ohne Schweißausbrüche eine Mauer zu durchstoßen.

„Es gibt breite Anwendungsmöglichkeiten für ein Außenskelett", erklärte Wang Yucheng, Forschungsassistent am Institut für Moderne Fertigungstechnologie. Die Einrichtung gehört zu den naturwissenschaftlichen Instituten in Hefei, die der Chinesischen Akademie der Wissenschaften angegliedert sind. Das Institut beschäftigt sich vor allem mit Robotik und intelligenten Fertigungssystemen.

Auf einem Forum über künstliche Intelligenz im Juni erklärte Tan Tieniu, stellvertretender Generalsekretär der Chinesischen Akademie für Wissenschaften: „Künstliche Intelligenz wird uns in das zweite Maschinenzeitalter führen, einem Zeitalter, das durch exponentielles Wachstum und Digitalisierung kombiniert mit Innovation gekennzeichnet ist."

Ein Außenskelett lässt sich beispielsweise zur Erhöhung der Kampffähigkeit eines Soldaten einsetzen. Abgesehen von der militärischen Nutzung sind Supermann-Fähigkeiten auch in Notfallsituationen wie der Brandbekämpfung und der Rettung von Erdbebenopfern wünschenswert. Außenskelette können außerdem behinderten Menschen beim Laufen oder bei Bewegungen wie einem Tritt gegen einen Ball helfen.

„Das gedankengesteuerte Außenskelett mit seiner Elektrodenkappe, wie es bei der Öffnungszeremonie für die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien verwendet wurde, reagiert schneller als beispielsweise unser auf neuromuskulären Reaktionen basierendes Skelett", erklärte Wang.

China hat die Gehirnforschung und Kognitionswissenschaft zu einem der acht Forschungsbereiche ernannt, die zum landesweiten langfristigen Entwicklungsplan für Wissenschaft und Technologie bis 2020 gehören. In diesem Jahr haben Experten bereits bekannt gegeben, dass die chinesische Regierung das nationale Gehirnforschungsprojekt in Kürze bekannt machen will.

„Forschungen zur bio-inspirierten künstlichen Intelligenz sind in die Entwicklungsstrategien wichtiger Industrieländer miteinbezogen worden. China sollte die Entwicklung der künstlichen Intelligenz fördern, um die "Kommandobrücke" in dieser neuen Runde der technologischen Revolution zu erobern", erklärte Tan.

Auch wenn Menschen ihre Gedanken zur Kontrolle externer Apparate nutzen können, können Maschinen bislang keine Gedanken lesen, erklärte Yang Zhi, Forscher im Bereich kognitive Neurowissenschaften am Institut für Psychologie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften.

„Einige der Technologien zur Gedankensteuerung nutzen eigentlich die Anzeichen der Gehirnaktivität – so wie neuromuskuläre Signale und die Bewegung der Augäpfel – um externe Geräte zu kontrollieren. Aber wir wissen immer noch wenig darüber, welcher Art die Gedanken einer Person bei einer bestimmten Art von Gehirnaktivität und bei den entsprechenden Reaktionen sind", so Yang.

Yang und sein Team haben diese Beziehung untersucht, indem sie eine Datenbank mit mehr als 5000 MRT-Gehirnscans analysierten, die bestimmten Gefühlen und Gedanken entsprachen.

Vor kurzem fand das Team heraus, dass die Aktivität in bestimmen Gehirnregionen in Zusammenhang mit Antworten auf Ja-Nein-Fragen-steht.

„Wenn man beispielsweise fragt, ob eine Minute aus 100 Sekunden besteht – worauf die Antwort natürlich "Nein" lautet – wird eine bestimmte Gehirnregion aktiv. So kann ich erfahren, was dein tatsächlicher Gedanke ist, ganz egal, was du zu mir sagst", erklärte Yang.

Diese Technik wurde zum Test der Gehirnaktivität von Wachkoma-Patienten eingesetzt, um so Reaktionen auf Fragen wie „Können Sie den Schmerz fühlen?" zu messen.