×
×
        Über uns
WAP/PAD
Startseite>>Kultur und Gesellschaft

Diskriminierende Lehrbuchinhalte: Studentin verklagt Bildungsministerium

(German.people.cn)
Dienstag, 18. August 2015
Folgen Sie uns auf
Schriftgröße

Ein lokales Gericht in der Hauptstadt Beijing hat die Anklage einer Gender-Aktivistin gegen das Bildungsministerium angenommen. Grund der Klage ist die Klassifizierung von Homosexualität als „psychische Störung“ in chinesischen Lehrwerken.

Qiu Bai (Pseudonym), 20 Jahre alt, Studentin an einer Hochschule in Guangdong und selbst lesbisch, teilte der Global Times gegenüber mit, dass der No.1 Intermediate Court in Beijing am Freitag ihren Fall angenommen habe.

Eigener Aussage zufolge habe sie das Bildungsministerium in einem Versuch verklagt, herauszufinden, wer für die falschen Botschaften zum Thema Homosexualität zur Verantwortung zu ziehen sei, die sie in zahlreichen Lehrwerken ihrer Universitätsbibliothek gefunden habe.

So wird Homosexualität beispielsweise in einem Lehrbuch namens „Consulting Psychology“ als psychischer Defekt beschrieben und in einem Zug mit anderen Störungen wie Pädophilie, Zoophilie oder Nekrophilie genannt. Besagtes Lehrwerk war im Jahr 2013 im Rahmen des 12. Fünfjahresplanes (2011-2015) für Universitätslehrbücher in der Provinz Guangdong erschienen.

Es analysiert die Gründe einer solchen „Erkrankung“ und listet psychische Probleme auf, die aufgrund von Homosexualität verursacht werden. Des Weiteren bietet es vier „Heilmethoden“ für an Homosexualität „Erkrankte“ an. Das Lehrwerk schlägt die sogenannte Aversionstherapie vor, die Maßnahmen wie Elektroschocks anwendet, um die Person von ihrer homosexuellen Neigung „zu befreien“.

Die im Jahr 2001 erschienene dritte Ausgabe von „Chinese Classification of Mental Disorders“ hat auf Grundlage der US-amerikanischen Version von „Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“ aus dem Jahre 1980 Homo- und Bisexualität von der Liste der Erkrankungen gestrichen. In anderen Lehrwerken scheint dies jedoch bis heute nicht der Fall zu sein.

„Als ich mich in einer Identitätskrise befand, habe ich versucht, mir Hilfe aus den Lehrbüchern zu holen. Aber diese falschen Informationen haben mich, wie auch andere Studenten, verletzt“, erzählt Qiu.

Qiu berichtet weiter, dass sie sich mit ihrer Beschwerde an das lokale Bildungsbüro gewendet habe, jedoch keine Antwort erhielt. Im Mai forderte sie, dass das Bildungsministerium seine Kontrollmechanismen für die Inhalte von Uni-Lehrbüchern offenlegen solle, erhielt jedoch ebenfalls keine Reaktion.

Die Tatsache, dass Qius Klage nun in Beijing angenommen wurde, findet Peng Yanhui, ein Gender-Aktivist der in Guangzhou ansässigen NGO „LGBT Rights Advocacy China“ inspirierend. „Es könnte dazu beitragen, dass der Diskriminierung von Homosexualität in Lehrbüchern ein Ende gesetzt wird.“

Einer 2014 durchgeführten Untersuchung der ebenso in Guangzhou ansässigen NGO „Gay and Lesbian Campus Association in China” zufolge bezeichneten 13 von 42 untersuchte Lehrwerke Homosexualität als Krankheit oder Anomalität, so Peng. 

Folgen Sie uns auf Facebook und Twitter !
German.people.cn, die etwas andere China-Seite.
Copyright by People's Daily Online. All Rights Reserved.