In Beijing findet derzeit die China Artificial Intelligence Conference statt. Im Mittelpunkt stehen dabei verschieden Themen aus dem Bereich künstliche Intelligenz (KI): „maschinelles Lernen und Musterkennung", „Herausforderungen und Chancen von Big Data", „künstliche Intelligenz und Kognitionswissenschaft", „die Zukunft intelligenter Roboter" und viele mehr.

Tan Tieniu, Mitglied der chinesischen Akademie der Wissenschaften und Vizepräsident der chinesischen Studiengesellschaft für künstliche Intelligenz erklärte auf der Konferenz, in manchen Aspekten habe künstliche Intelligenz bereits bahnbrechende Fortschritte erreicht. Doch bis zu einer starken künstlichen Intelligenz, das heißt einer allgemeinen, umfassenden Intelligenz, sei es noch ein weiter Weg.

„Bei der schwachen künstlichen Intelligenz, wie z.B. der Bild- und Stimmenidentifizierung, ist der Nutzungskontext klar, viel Wissen vorhanden und die Funktionen eher eindimensional. Daher hat die schwache künstliche Intelligenz eine gute Entwicklung genommen und die menschliche Intelligenz übertroffen. Allerdings gibt es bei der so genannten starken künstlichen Intelligenz noch viel zu tun. Das menschliche Gehirn hat unzählige Funktionen. Die heutigen intelligenten Systeme sind zwar intelligent aber nicht klug, sie haben einen IQ aber keinen EQ."

In China haben sich Technologien der künstlichen Intelligenz in den vergangenen Jahren sprunghaft entwickelt. Chinesische Forschungserfolge sind zum Beispiel in den Bereichen der schriftlichen und akustischen Identifizierung, der Identifizierung biologischer Merkmale oder auch bei Industrie- und Dienstleistungsrobotern erzielt worden. Diese Technologien kommen bereits heute zum Einsatz. Statistiken zufolge ist das Absatzvolumen industrieller Roboter auf dem chinesischen Markt im vergangenen Jahr um satte 54 Prozent auf 56.000 gestiegen.

Doch viele Experten sind nach wie vor der Ansicht, dass das Entwicklungsniveau der künstlichen Intelligenz in China insgesamt noch einen großen Abstand auf viele Industriestaaten habe. Zudem sei die tatsächliche Anwendung von KI-Technologien in der Volksrepublik verhältnismäßig niedrig. Dazu Tan Tieniu:

„Man kann diesen Abstand ganz deutlich sehen, besonders bei großen, intelligenten Hardware-Systemen, die in der Technologie und Industrie zum Einsatz kommen und weltweiten Einfluss haben. Zudem ist China auch bei erstklassigen Einzelteilen in diesem Bereich sowie bei der allgemeinen Aufmerksamkeit für die künstliche Intelligenz noch rückständig. Aber ich denke, aufgrund der vielen Entwicklungschancen und da der Staat diesem Bereich mehr Beachtung schenkt, wird es in Zukunft zu großen Fortschritten kommen."

Zu den weiteren Herausforderungen für die Entwicklung der künstlichen Intelligenz in China gehörten zudem neue Mechanismen und Institutionen, die Heranbildung von Fachkräften, ein System zur gemeinsamen Nutzung von Daten und die Schaffung einer grundlegenden Infrastruktur, erklärt der KI-Experte weiter.

Die chinesische Regierung legt tatsächlich großen Wert auf die Förderung künstlicher Intelligenz. So werden bereits die Strategien „Made in China 2025" und „Internet plus" umgesetzt, wobei intelligente Produktion und künstliche Intelligenz schwerpunktmäßig entwickelt werden. Tan Tieniu betont, um eine gesunde, nachhaltige Entwicklung der künstlichen Intelligenz sicherzustellen, müssten vom soziologischen Standpunkt aus betrachtet die Auswirkungen der künstlichen Intelligenz auf die Gesellschaft systematisch und umfassend erforscht werden. Nur so könne die Bevölkerung von den Entwicklungserfolgen profitieren. In diesem Zusammenhang müssten auch neue Gesetze und Regeln sowie eine adäquate Umgebung für die innovative Entwicklung der künstlichen Intelligenz geschaffen werden, fordert der Experte.