×
×
        Über uns
WAP/PAD
Startseite>>Kultur und Gesellschaft

Spagat zwischen indischer und chinesischer Bewegungskunst: Yoga in China

(CRI)
Mittwoch, 15. Juli 2015
Folgen Sie uns auf
Schriftgröße

Vor einiger Zeit noch war das Stadion des Vierten Mai der Peking Universität sonntags ein verlassener Ort. Das hat sich inzwischen grundlegend geändert.

Über fünfhundert Männer und Frauen haben sich auf dem Spielfeld des Stadions versammelt und ihre Matten ausgerollt. Im Hintergrund erklingen leise Töne einer harmonischen Instrumentalmusik. Nach Vorbild der Lehrerin dehnen, strecken und balancieren die Trainierenden gekonnt ihre Körper in anspruchsvollen Posen. Die sengende Hitze scheint den Teilnehmern der Gruppe nichts anhaben zu können, so tief sind sie in den Übungen versunken.

„Unsere Jobs können während des Tages ganz schön fordernd und stressig sein. Yoga ist der ideale Ausgleich. Wenn wir hier zusammenkommen, dann entspannen wir sowohl Geist als auch Körper. Nach jedem Training geht es mir immer viel besser. Deshalb liebe ich Yoga. Inzwischen hat sich uns selbst meine Tochter angeschlossen."

„Ich praktiziere Yoga seit fünf Jahren. In meinem Job als Schauspieler bin ich täglich großen Herausforderungen ausgesetzt. Sobald ich jedoch meine Matte ausbreite, kommen schon nach den ersten Yoga-Übungen Geist, Seele und Körper in den Idealzustand."

„Ich bin ein großer Fan des Yoga. Yoga reguliert nicht nur meine Stimmung, sondern ist auch gut für die körperliche Fitness. Die Positionen muss man regelmäßig üben, sonst werden die Gliedmaßen wieder steif. Ein regelmäßiges Training wird sich auf jeden Fall auszeichnen."

Die Befragten sind nur wenige Vertreter einer riesigen Yoga-Fangemeinschaft in China. So feierten in diesem Jahr tausende Yogis den Internationalen Yoga-Tag in zwölf chinesischen Städten.

Der Landesdirektorin des UN-Programms zu HIV/AIDS (UNAIDS) in Beijing Catherine Sozi zufolge, ist Yoga bereits ein globales Phänomen geworden. Der große Vorteil bestünde darin, dass Einsteiger keine Anfangsschwelle überwinden müssten.

„Yoga bietet ein einzigartiges Übungssystem an, das besonders leicht zugänglich ist. Ganzheitlich werden die körperliche und geistige Gesundheit gefördert. Aus der tiefen Ruhe, die durch Yoga erfahren wird, erwächst zudem Respekt für die Umwelt und für die Mitmenschen. Alle Menschen können Yoga üben, unabhängig von Alter, Fähigkeiten oder körperlicher Verfassung."

Auch Ashok Kantha, der indische Botschafter in China, ist mit der Körperkunst des Yoga sehr vertraut – und ebenso mit der chinesischen Philosophie. Er vergleicht die Yoga-Prinzipien des Einklangs von Körper und Geist sowie der Harmonie von Mensch und Natur mit Elementen der traditionellen chinesischen Kultur.

„Chinesen üben Yoga einerseits im Sinne einer Sportart. Zugleich sind sie sich über die geistigen Besonderheiten des Yoga und ihrer Übereinstimmungen mit der eigenen Kultur bewusst, etwa mit Elementen des Taijiquan. Kürzlich fand eine faszinierende Kombinationsveranstaltung aus Yoga und Taijiquan am Beijinger Himmelstempel statt. Diese veranschaulichte äußerst deutlich, wie gut und natürlich die beiden Übungssysteme miteinander harmonieren."

In diesem Sinne, so Ashok Kantha, habe das indische Yoga in China eine zweite Heimat gefunden.

„ Will man authentisches Yoga erlernen, so ist eine Reise nach Indien schon längst nicht mehr notwendig. China hat in den vergangenen Jahren unzählige Yoga-Zentren auf hohem Standard gegründet, zuletzt etwa das Yoga-Institut in Kunming am 13. Juni 2015. Die Popularität wächst immer weiter. Man könnte inzwischen nahezu von einer autochthon chinesischen Yoga-Bewegung sprechen."

Trainerin Zhang Hanyu unterrichtet schon seit einigen Jahren Yoga-Seminare in China. Sie erinnert sich, dass zu Beginn vor allem einige Damen mittleren Alters an ihren Kursen teilnahmen, die in erster Linie um eine Gewichtsreduktion bemüht waren. Diese Einstellung sei inzwischen vollständig überholt:

„Setzt man sich näher mit Yoga auseinander, so versteht man sehr schnell, dass es hierbei nicht nur um körperliches Training geht. Es geht vielmehr darum, wie Individuen mit sich selbst, dem Innenleben, und mit ihrer Umgebung, der Natur und dem Universum in Kontakt treten. Dieses ganzheitliche Konzept kann sich auf den gesamten Lebensstil auswirken. Oft gilt der Atem als Verbindung zwischen dem Inneren und dem Äußeren. Beachtet man solche Dinge, dann erwächst daraus eine neue Denkweise. Ein alternativer Lebensstil, eine bewusst gewählte Diät, die Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen – Unser Leben kann durch Yoga bis ins kleinste Detail bewusster, gesünder und harmonischer werden."

Die meisten Yoga-Fans in China haben solche Zusammenhänge längst für sich erschlossen und geben sich nicht mehr damit zufrieden, ihre Körper in anspruchsvolle Posen zu bringen. Insbesondere die Möglichkeiten der Verbindung von indischen mit chinesischen Bewegungsformen und philosophischen Prinzipien bekommt großen Aufschwung. Liu Yuezhen ist Gründerin eines chinesischen Yoga-Stils.

„Unser chinesischer Yoga-Stil baut auf den indischen Grundlagen auf und kombiniert diese mit Elementen der traditionellen chinesischen Kultur, darunter Taijiquan, Taoismus und Konfuzianismus."

Ein Spagat zwischen indischer und chinesischer Kultur ist für alle Yoga-Praktizierenden in China eine leichte und dabei äußerst effektive Übung.

Verfasst von: Liu Xinyue 

Folgen Sie uns auf Facebook und Twitter !
German.people.cn, die etwas andere China-Seite.
Copyright by People's Daily Online. All Rights Reserved.