Während Chinas hundehaltende neue Mittelklasse den Verzehr des besten Freundes des Menschen als barbarisch anprangert, berufen sich die Freunde des Hundefleisches auf die alten Traditionen und den gesundheitlichen Nutzen.
Für viele Bewohner der südchinesischen Stadt Yulin ist der Sommeranfang die Zeit im Jahr, wo sie mit ihren Familien und Freunden zusammensitzen und enorme Berge an Fleisch verdrücken – Hundefleisch.
Jedes Jahr veranstaltet die Stadt das traditionelle Hundefleisch-Festival, bei dem Tausende von Hunden unters Messer kommen und das in den vergangenen Jahren immer umstrittener wurde.
Die Haltung von Hunden war im Reich der Mitte einst als dekadent und spießbürgerlich verpönt. Mit der wachsenden Mittelschicht ist jedoch auch die Zahl der Hundehalter in die Höhe geschnellt. Chinas Hundehalter von heute haben den in ihren Augen barbarischen Bräuchen rund um den Verzehr von Hundefleisch den Kampf angesagt.
Und so rollten am Montag etwa 25 Tierschutzaktivisten ihre Protestbanner vor der Stadtverwaltung von Yulin aus und forderten diese auf, das Hundefleisch-Festival zu verbieten. Der Protest war jedoch nur von kurzer Dauer, da die Aktivisten von, wie die China Daily berichtet, „nicht identifizierten Männern“ verscheucht wurden.
Der Hundemarkt der Stadt Yulin ist ein umstrittener Ort, an dem Hundefleisch-Verfechter und –gegner oft aneinander geraten. Auch anlässlich des Festivals kochten die Emotionen dort in der Hitze des Sommers hoch.
„Jede Kultur hat ihre eigenen Normen in Bezug auf das, was man isst und was nicht! Ihr esst Truthahn … wieso wollt ihr uns dazu zwingen, dass wir keinen Hund mehr essen?“, schreit ein aufgebrachter Verfechter des Hundefleisch-Konsums.
„Hundefleisch ist gesund und man züchtet und schlachtet ja auch Schweine und Hühner“, sagt ein anderer und schiebt sich ein Stückchen Hund in den Mund.
Der Verzehr von Hundefleisch sei gerade in der heißesten Zeit des Jahres gut für die Gesundheit, argumentieren die Verfechter des Festivals weiter.
Die Vertreter der gegnerischen Seite sammeln in Form einer Online-Petition Unterschriften für die Abschaffung des traditionellen Festes oder ergreifen direktere Maßnahmen.
Im vergangenen Jahr machte beispielsweise Yang Xiaoyun mit ihrer Aktion Schlagzeilen. Mit 150.000 Yuan (21.554 Euro) erkaufte sie 350 Hunden die Freiheit. Die Tierrechtsaktivistin aus Nordchina kehrte auch in diesem Jahr mit landesweiten Spendengeldern nach Yulin zurück. Wie viel es in diesem Jahr war, verrät sie allerdings nicht. Sie lässt sich von etwaigen Anfeindungen vor Ort nicht schrecken und bemüht sich um ein gutes Zuhause für die geretteten Vierbeiner. „Wir können die Bräuche und Gewohnheiten der Menschen nicht ändern. Das ist Sache der Regierung, nicht wahr?“, so Yang.
Trotz der Proteste essen die Yuliner weiterhin Hund. „Das ist eine unserer Traditionen!“, sagt Liang Xiaoli, die extra für das Festival in ihre Heimatstadt gereist ist. „Man wirft uns, vor kein Mitgefühl zu haben und unmenschlich zu sein, aber ich denke jeder Mensch hat seinen eigenen Hintergrund. Es ist nicht richtig alle über einen Kamm zu scheren und nur weil ich beispielsweise der Meinung bin, dass es brutal ist, Schweinefleisch zu essen, dann ist es ja auch nicht so, dass deswegen keiner mehr Schweinefleisch essen kann. So läuft das eben nicht.“