Verhindert die bemannte Raumfahrt echte Wissenschaft?
Nach Ansicht des Nobelpreisträgers für Physik, Steven Weinberg, darf die Internationale Raumstation (ISS) als „Missgriff im All“ bezeichnet werden. Als Beispiel erwähnt Weinberg den Plan zur bemannten Raumfahrt von Ex-US-Präsident George Bush aus dem Jahr 2004. Dem Plan zufolge hätte die Erkundung des Monds und des Mars fortgesetzt werden sollen. Einige Tage nach Veröffentlichung dieses Plans entschied die NASA jedoch, die Ausgaben für unbemannte Projekte zu reduzieren. Mit anderen Worten: Für ihren bemannten Traum müssten die Amerikaner andere wissenschaftliche Projekte aufgeben.
Ein anderes Beispiel ist laut Weinberg der Superconducting Super Collider (SSC). Gemäß Weinberg verzichtete der US-Kongress im Jahr 1993 auf das zwölf Milliarden US-Dollar teure Projekt in Texas. Grund dafür war der Bau der ISS. Stattdessen baute die Europäische Organisation für Kernforschung (CERN) den Large Hadron Collider (LHC), mit dem 2013 das Higgs-Boson, ein nach dem britischen Physiker Peter Higgs benanntes Elementarteilchen aus dem Standardmodell der Elementarteilchenphysik, entdeckt wurde.
Ist die bemannte Raumfahrt das viele Geld wert?
Crawford zufolge darf ein Punkt nicht vergessen werden: Der Nutzen aus der bemannten Raumfahrt ist oft viel größer als der Nutzen aus der unbemannten Raumfahrt. Als Beispiel hierfür nennt Crawford die bemannte Mondlandung 1972: „Die Astronauten von Apollo 17 verbrachten drei Tage auf dem Mond und liefen 31 Kilometer. Sie haben zudem ein drei Meter tiefes Loch gebohrt, eine Reihe von Geräten hinterlassen und Steinproben mit einem Gewicht von 76 Kilogramm zur Erde mitgebracht. Aber die Marssonde ‚Opportunity‘ brauchte zehn Jahre für das Zurücklegen von 31 Kilometern. Sie hat kein Loch gebohrt und nur wenige Daten gespeichert und zur Erde gebracht."
Selbstverständlich kostet die bemannte Raumfahrt immer viel mehr Geld als die unbemannte. Die Apollo-Missionen in den 1960er und 70er Jahren verbrauchten 25 Milliarden US-Dollar, was über dem 100-fachen der Kosten mit Robotern entsprach. Dafür ist die bemannte Raumfahrt in der Lage, mehr Jugendliche für eine Karriere im Bereich der Wissenschaftsforschung zu begeistern.
Mensch oder Roboter - wer in Zukunft die wichtigere Rolle bei der Erforschung des Weltraums spielen wird, ist noch unklar. Bereits jetzt klar hingegen ist, dass wir Menschen schon bald die Chance haben werden, eine Reise auf einen anderen Planeten zu machen. Wir brauchen dafür nur noch etwas Geduld.
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