Nach der rasanten Entwicklung von mehr als fünfunddreißig Jahren der Reform und der Öffnung steht die Wirtschaftsleistung Chinas in der ganzen Welt heute an zweiter Stelle; in relativ wenigen Jahren wird sie an erster Stelle stehen. Für diese Voraussicht spricht die relative Stabilität des chinesischen Staates und seiner politischen Führung. Die jetzige Führung durch Xi Jinping hat sich eindeutig zu dieser Entwicklung bekannt. Sie steht allerdings vor gewaltigen Aufgaben, die es in der heutigen Form und mit dem heutigen Gewicht ohne den ökonomischen Aufschwung nicht gegeben hätte. Bis zum Jahre 2020 soll das Pro-Kopf-Einkommen der Land- und der Stadtbevölkerung im Vergleich zum Jahre 2010 verdoppelt werden. Ziel ist es, den "Sozialismus chinesischer Prägung" zu verbessern und fortzuentwickeln, die Modernisierung des staatlichen Verwaltungssystems und die Verwaltungsfähigkeit voranzutreiben, um die langfristige Entwicklung Chinas auf ein solideres institutionelles Fundament zu stellen. Die Industrialisierung neuen Typs, der Einsatz von Informationstechnologie, die Urbanisierung und die landwirtschaftliche Modernisierung sollen gefördert werden. Damit soll gleichzeitig die Nachfrage nach Investitionen und nach Konsum angekurbelt werden. Der Finanzsektor soll reformiert werden. Insbesondere legt Xi Wert auf die Herausforderungen durch Korruption, durch Umweltverschmutzung, durch illegale Landnahme, durch Arbeitskonflikte und durch fehlende Lebensmittelsicherheit.
Eines der wichtigsten Themen ist die Beseitigung des Smogs in den großen Städten. Weil der CO2-Smog mehrere gleichzeitige Ursachen hat, werden gleichzeitig gewaltige Investitionen notwendig. Sie betreffen auch die Energieversorgung des chinesischen Volkes und seiner Wirtschaft. Damit wird auch die Klima-Politik berührt. China wird sich nicht mehr auf längere Zeit seiner weltpolitischen Mitwirkung an der Einschränkung der weltweiten Erwärmung entziehen können.
Ebenso eindeutig ist die zunehmende Überalterung der chinesischen Gesellschaft. Da sie mit einer immer schnelleren Verstädterung einhergeht, wird eine nationale Altersversorge unausweichlich. Zugleich wird China die Frage nach der Reform der Ein-Kind-Politik beantworten müssen. Und ebenso dringlich wird eine schrittweise Anpassung des heute geltenden Hukou-Systems.
Wenn man heute China besucht, dann stellt man fest, dass vor Ort sehr vieles gleichzeitig passiert ist. Die Rechte der Wanderarbeiter wurden gestärkt, es wurden größere und effizientere Landwirtschaftsbetriebe geschaffen. Wer China vor vier Jahrzehnten unter der Führung von Mao Zedong erlebt hat und wer sein damaliges Bild mit dem heutigen China vergleicht, der wird einen fast unglaublichen Zuwachs an Spielräumen und auch an Freiheiten und Rechten der einzelnen Bürger beobachten.