Trotz bereits getätigten Ausgaben von knapp 5 Milliarden US-Dollar wird Russland das Projekt „South Stream“ mit der EU aufgeben und im Energiebereich stattdessen mit der Türkei zusammenarbeiten. Als Grund für den Gesinnungswandel nannte Putin „Hindernisse“ von Seiten der EU.
Russlands Präsident Wladimir Putin hat sich am Montag in Ankara mit seinem türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdogan getroffen. Wie nach dem Gespräch bekannt gegeben wurde, erwägt Russland den Bau einer Gasübergabestation an der Grenze zwischen der Türkei und Griechenland.
Die Türkei ist der zweitgrößte Importeur von russischem Erdgas. Putin versprach Erdogan, der Türkei ab nächstem Jahr bis zu drei Milliarden Kubikmeter Erdgas zu liefern und einen Rabatt von sechs Prozent zu gewähren.
Gazprom-CEO Alexej Miller begleitete Präsident Putin bei seinem Besuch in der Türkei. Das „South Stream“-Projekt sei am Ende, sagte Miller. Gazprom habe mit einer türkischen Öl- und Erdgasfirma bereits eine Absichtserklärung über den Bau einer Gaspipeline von Russland durch das Schwarze Meer in die Türkei unterzeichnet. Durch die neue Pipeline sollen jährlich rund 63 Milliarden Kubikmeter Erdgas transportiert werden. Das entspricht der Menge des Projekts „South Stream“ mit der Europäischen Union (EU). Das Projekt befindet sich jedoch erst in der Anfangsphase.
Russland ist der wichtigste Energielieferant der EU. 30 Prozent des von Europa benötigten Erdgases stammt aus Russland. Die Hälfte davon wird durch die Ukraine transportiert. Das Projekt „South Stream“ wurde im Jahr 2007 gestartet, um die Ukraine zu umgehen und den europäischen Ländern Erdgas direkt zu liefern.
Die EU hat befürchtet, dass Russland mit „South Stream“ seine Kontrolle über die Energieversorgung in der EU weiter verstärken könnte. Die EU war bei ihrer Energieversorgung daher stets um Diversifizierung bemüht. Wegen den Wirtschaftssanktionen der USA und der EU gegen Russland begann das „South Stream“-Projekt ab Juni zu stagnieren. Russland war daher gezwungen, einen neuen Partner zu suchen. Nun will Moskau offenbar eine „Energieallianz“ mit Ankara eingehen.
Die Türkei ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt für den Öl- und Erdgastransport vom Kaspischen Meer und Zentralasien nach Europa. Eine erfolgreiche „Energieallianz“ mit Russland wäre gleichbedeutend mit einer Wende in der türkischen Außenpolitik, gilt die Türkei doch als EU-Beitrittskandidat.