China und Russland vereinbaren den Bau einer neuen westlichen Pipeline. Die Versorgung Chinas mit russischem Erdgas liegt im Interesse beider Länder. Im Vorfeld des Treffens der Staatsführer am APEC-Gipfel untermauern die Präsidenten Xi und Putin die Zusammenarbeit im Energiesektor.
Die Pipeline soll 2020 fertig gebaut werden und jedes Jahr 30 Milliarden Kubikmeter Erdgas durch das Altai-Gebirge in der Uigurischen Autonomen Provinz Xinjiang nach China liefern, so die Zeitung China Daily.
Der chinesische Präsident Xi Jinping und der russische Präsident Wladimir Putin haben im Vorfeld des APEC-Gipfels der Staats- und Regierungschefts der Unterzeichnung von 16 Abkommen beigewohnt. Der Großteil der Abkommen betrifft den Energiesektor. China konsumierte im letzten Jahr knapp 170 Milliarden Kubikmeter Erdgas.
Bereits im Mai hatten die beiden Seiten den Bau einer östlichen Pipeline unterzeichnet, wodurch Russland ab 2018 jedes Jahr 38 Milliarden Kubikmeter Erdgas nach China exportieren soll. Anfangs September waren Putin und Chinas Vize-Premier Zhang Gaoli beim Start der Schweißarbeiten für den ersten Abschnitt der östlichen Route dabei.
Weiter wurde am Sonntag ein Abkommen unterzeichnet, wonach Chinas staatlicher Ölkonzern China National Petroleum eine zehnprozentige Beteiligung von Vankorneft, der aufstrebenden Tochtergesellschaft des russischen Ölgiganten Rosneft, übernehmen kann. Vankorneft, der Betreiber des lukrativen Ölfelds Vankor, wird China jedes Jahr mit Öl im Wert von 7 Milliarden US-Dollar beliefern.
Vorteil für beide Seiten
Xi und Putin waren sich im Rahmen des Treffens einig, dass die Zusammenarbeit im Energiesektor für die Energiesicherheit der beiden Länder essentiell sei. Das geht aus einer Stellungsnahme des chinesischen Außenministeriums hervor. „Es ist Herbstzeit, Erntezeit. Zeit, die Früchte zu pflücken“, sagte Xi. Die beiden Länder sollten die bilaterale Verbindung immer prioritär behandeln, egal „wie sich die internationalen Wolken am Himmel verschieben“.
Putin bezeichnete die russisch-chinesische Zusammenarbeit als „sehr wichtig, um die Welt im Rahmen des internationalen Rechtes zu halten und sie stabiler und voraussehbarer zu gestalten“.
Gemäß Chen Yurong, Forscher am China Institute of International Studies, leisten die wachsenden Megaprojekte nicht nur einen Beitrag zu Russlands Plänen, seine Energieexporte zu diversifizieren und die Entwicklung im Fernen Osten voranzutreiben, sondern „befinden sich darüber hinaus im Einklang mit Chinas steigender Nachfrage nach Energiesicherheit“.
China ist Russlands größter Handelspartner. Der Bilaterale Handel zwischen den beiden Nachbarn erreichte 89,2 Milliarden US-Dollar im letzten Jahr. Beide Seiten hoffen, dass die Handelszahlen 2015 die magische Grenze von 100 Milliarden US-Dollar und 2020 gar 200 Milliarden US-Dollar erreichen können.
Politisches Vertrauen als Schlüssel zum Erfolg
Gao Fei, Professor an der China Foreign Affairs University, erwartet, dass durch die strategische Zusammenarbeit der beiden Länder “die enge Zusammenarbeit im Energiesektor kurzfristig einen großen Schritt nach vorne bedeuten kann, während der langfristige Durchbruch im Finanzsektor realisiert werden könnte”. Auf der internationalen Politbühne haben sich Beijing und Moskau in den vergangenen Jahren oft maßgeblich unterstützt.
Der chinesische Botschafter in Russland, Li Hui, bezeichnete in einem Ende Oktober veröffentlichten Artikel das steigende politische Vertrauen als „neuen Höhepunkt“ der bilateralen Beziehungen. Auch Yang Cheng, stellvertretender Leiter für Russistik an der East China Normal University in Shanghai, sagte, „beide Seiten würden einander höchste Priorität in ihren diplomatischen Plänen einräumen“. Hinter dem politischen Vertrauen stecke „das gemeinsame Streben aufstrebender Wirtschaftszonen, die nach größeren Möglichkeiten zur Gestaltung der internationalen Gemeinschaft suchen“, so Yang.