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Stau im “Oval Office”

(German.people.cn)    Freitag, 11. Juli 2014
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Das neue Madame Tussauds in Beijing
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Haben Sie schon einmal davon geträumt, neben Marilyn Monroe zu liegen, auf dem Thron der britischen Queen Platz nehmen zu dürfen, oder den Basketball-Riesen Yao Ming beim Wurfversuch zu blocken? Wenn ja, dürfen Sie sich das neue Madame Tussauds in Beijing auf keinen Fall entgehen lassen! In der Einkaufsstraße Qianmen, einen Steinwurf vom Mao-Mausoleum entfernt, werden seit dem 31. Mai all diese Träume wahr.

Dem “Großen Steuermann” werden Sie im vierten Madame Tussauds in China nach Hongkong, Shanghai und Wuhan aber genauso wenig begegnen wie dem aktuellen chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping. Chinas Führungsriege ist die große Abwesende im mit viel Liebe fürs Detail eingerichteten Museum. Die Gespräche mit den chinesischen Behörden seien noch im Gange, heißt es von Seiten der Merlin Entertainments, der Besitzerin von Madame Tussauds.

Keine Berührungsängste kennt hingegen ganz offenbar US-Präsident Barack Obama. Wer bereit ist, mindestens eine halbe Stunde lang Schlange zu stehen, darf es sich an seinem Schreibtisch im “Oval Office” gemütlich machen und sich zusammen mit ihm ablichten lassen.

Erinnerungsfotos mit Politgrößen sind im neuen Madame Tussauds in Beijing ansonsten aber leider fast kaum möglich, da der Themenbereich “World Leaders” neben Obama aus gerade einmal sieben Persönlichkeiten besteht - einschließlich Prinz William und seiner Gattin Kate Middleton.

Auch nach Wissenschaftlern und großen Denkern, die China oder die Welt verändert haben, wie Konfuzius, Cai Lun, Darwin oder Einstein sucht man vergebens. Die überwiegende Mehrheit der ausgestellten Wachsfiguren stammt aus dem Sport- und Showbusiness und ist im Westen - wenn überhaupt - nur bedingt bekannt. Oder sagen Ihnen die Namen Robin Li Yanhong (Jungunternehmer), Lang Ping (Volleyballerin), Yang Lan (Fernsehmoderatorin) oder Carina Lau (Schauspielerin) etwas?

Während aus Sicht des westlichen Besuchers vor allem die insgesamt eher oberflächliche Auswahl beziehungsweise die Nichtberücksichtigung von historisch bedeutenden Persönlichkeiten auf Unverständnis stößt, scheint sich der chinesische Besucher hauptsächlich am Aussehen einiger Wachsfiguren zu stören. Im Gegensatz zu den unglaublich echt wirkenden Promis aus dem Westen würden viele chinesische Stars “viel hässlicher und älter” aussehen, urteilt beispielsweise die Global Times. Noch härter fällt das Urteil von Bazzar Entertainment aus. Es wäre keine Überraschung, witzelt die Zeitschrift, wenn einige aufgebrachte Fans des taiwanesischen Pop-Stars Jay Chou den Erschaffer ihres Idols umbringen würden.

Trotzdem - oder vielleicht ja gerade auch deshalb - knipsen die fast ausschließlich chinesischen Besucher was das Zeug hält. Für die witzigen und durchaus informativen zweisprachigen Infotafeln, die neben jeder Wachsfigur unübersehbar angebracht sind, scheint sich hingegen so gut wie niemand zu interessieren. Als wissbegieriger Besucher fühlt man sich auf dem engen Rundgang durchs Museum daher oft wie auf einem Hindernislauf ohne jeglichen Tiefgang.

Anders als im originalen Madame Tussauds in London ist das Anfassen der Figuren in Beijing übrigens explizit erlaubt. Die Ausstellungsmacher haben ganz bewusst auf jegliche physische Schranke zwischen den Besuchern und ihren Idolen aus Wachs, die allesamt in London hergestellt wurden, verzichtet.

Ein mehr als gewagter Schritt, wenn man den ausgeprägten “Tastsinn” der Chinesen sowie die zeit- und kostenintensive Herstellung der Wachsfiguren bedenkt. Allein die Herstellung eines Kopfes dauert im Schnitt sechs Wochen. Fünf weitere Wochen werden für das Einfügen der Haare benötigt. So kann es einem schon fast Angst und Bange werden, wenn man sieht, wie ungeniert einige Besucher zu Werke gehen. Nicht einmal der Bart von Karl Marx oder die Brüste von Marilyn Monroe sind vor ihren “Qualitätstests” gefeit.

Böse Zungen behaupten denn auch, dass der Eintrittspreis von 170 Yuan RMB (20 Euro) pro Person nur deshalb so hoch ist, weil in ihm die Reparaturkosten schon miteinberechnet sind...

Falls Sie die Welt der Stars aus chinesischer Sicht noch in ihrer vollen Pracht bewundern möchten, sollten Sie das also besser heute als morgen tun!

 

Anfahrt:

U-Bahn Linie 2 bis “Qianmen”. Dann zu Fuß unter dem imposanten Stadttor hindurch und die Straße überqueren. Das Madame Tussauds liegt etwa 100 Meter südlich des großen Torbogens, auf der linken Seite der Einkaufsstraße unweit des Quanjude-Restaurants.

Mehr Infos finden Sie unter:

http://www.madametussauds.com/Beijing/en/Default.aspx 

(Text und Fotos von Simon Gisler)


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