Die ABB will in den nächsten zehn Jahren in China mindestens zwei Milliarden US-Dollar investieren. Vor allem beim Bau von HGÜ-Anlagen und Industrierobotern sieht der Schweizer Konzern noch großes Potenzial. Beijings neue Wirtschaftspolitik kommt ihm dabei entgegen.
“Die ABB hat Chinas wichtige Stellung auf dem Weltmarkt erkannt und trägt ihr in ihrer globalen Strategie Rechnung. Die kontinuierlichen Investitionen und die kontinuierliche Bereitschaft zu intelligenten Technologien wird unserem Unternehmen helfen, seine Führungsrolle in China weiter aufrechtzuerhalten”, erklärt CEO Ulrich Spiesshofer. “Wir werden in den nächsten zehn Jahren mindestens zwei Milliarden US-Dollar investieren.”
Bereits in den vergangenen zehn Jahren investierte die ABB 1,8 Milliarden US-Dollar in den chinesischen Markt, davon allein 136 Millionen US-Dollar im letzten Jahr.
Zwei Milliarden Yuan RMB (237 Millionen Euro) wird das Unternehmen mit Sitz im schweizerischen Zürich in den nächsten fünf Jahren in den Bau eines eigenen Entwicklungszentrums in der Küstenstadt Xiamen investieren. Mit dem “ABB Industrie Center and Hub” in der Küstenstadt in der Provinz Fujian will die Schweizer Firma ihre chinesischen Kunden besser bedienen können.
Um ihre führende Position im hart umkämpften chinesischen Markt weiter zu festigen, will die ABB ihre Geschäftstätigkeit in Westchina weiter ausbauen. “Innerhalb der nächsten drei Jahre werden wir uns in einhundert neuen chinesischen Städten niederlassen”, verspricht Spiesshofer. “Bei den meisten dieser Städte handelt es sich um Städte der dritten, vierten oder noch niedrigeren Kategorie. Unsere Präsenz von derzeit 109 Standorten wird sich dadurch fast verdoppeln.”
Chinas Wirtschaft hat sich in den vergangenen 30 Jahren rasant entwickelt. Während in der ersten Phase der Reform- und Öffnungspolitik vor allem Wert auf das Wirtschaftswachstum per se gelegt wurde, propagiert die neue Führung ein nachhaltiges Wachstum. Industrielle Restrukturierung, Energieeffizienz und Umweltschutz lauten ihre neuen Schlagworte. Und genau in diesem Modernisierungsprozess sieht die ABB mit ihren intelligenten Technologien auch ihre Chance.
“Wir sind überzeugt, dass sich unsere Strategie vollständig mit den Anforderungen des Markts und unseren chinesischen Kunden deckt”, sagt ABB-CEO Spiesshofer. “Wir betreten neue Märkte und Segmente, und bringen Kunden, die bisher keinen Zugang zu unseren Technologien hatten, Technologien und Lösungen.”
Besonders viel verspricht sich die ABB von ihrer Anlage zur Übertragung von Hochspannungsgleichstrom. Mit dieser Technologie kann saubere Energie vom Westen Chinas effizient und zuverlässig in die Wirtschaftszentren an der Ostküste transferiert werden - und das erst noch absolut emissionsfrei.
In China wurden bisher 24 solcher Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsanlagen gebaut. Bei 19 von ihnen war der Schweizer Konzern direkt beteiligt. Im Moment verhandelt die ABB mit der China Southern Grid über weitere solcher sogenannten HGÜ-Anlagen.
Ebenfalls gut positioniert ist die ABB beim Bau von Robotern für die industrielle Fertigung. Rund 80 Prozent ihrer Robotermodelle werden komplett in China hergestellt. Die Zürcher Firma ist damit das einzige multinationale Unternehmen, das seine gesamte Wertschöpfungskette im Bereich Robotik - von der Entwicklung über die Herstellung bis hin zum Verkauf - in China abwickelt.
Bei der Entwicklung von schnellladenden Gleichstrom-(DC)-Ladesystemen pflegt die ABB überdies eine strategische Partnerschaft mit der Firma BYD Daimler New Technology Co. Ltd. aus Shenzhen.
Im Jahr 2013 wuchs der Umsatz der ABB in China - ihrem zweitgrößten Markt - um 7,7 Prozent auf 5,6 Milliarden US-Dollar an, das entspricht 13 Prozent ihres gesamten Umsatzes. Der von der chinesischen Regierung eingeschlagene Kurs der wirtschaftlichen Modernisierung dürfte dafür sorgen, dass der Umsatz des Schweizer Unternehmens in China auch in den nächsten Jahren weiter kräftig ansteigen wird.