Intelligentes Fahren, das in China unter der Bezeichnung „Smart Driving“ bereits seit geraumer Zeit ein populärer Trend ist, gewinnt weiter an Aufmerksamkeit. Die Regierung und einige Führungskräfte der Automobilindustrie rufen nun zu einer vorsichtigen und klaren Verwendung des mehrdeutigen Begriffs auf.
Nach Angaben der Society of Automotive Engineers ist die Fahrzeugautomatisierung von Level 0 bis 5 in sechs Stufen unterteilt.
Die in Pkw in China verfügbaren Funktionen sind dem Level 2 zuzuordnen, die üblicherweise als Fahrassistenzfunktionen bezeichnet werden. Von vielen Automobilherstellern wird in Marketingkampagnen in diesem Zusammenhang allerdings von „Smart Driving“ oder „High Level Smart Driving“ gesprochen, was fortschrittlicher klingt, als es tatsächlich ist.
Eine große Anzahl von Autokäufern neigt dazu, sich von den begrifflichen Übertreibungen anstecken zu lassen und anzunehmen, dass ihre Autos in der Lage sind, autonom zu fahren, was tatsächlich aber dem Level 4 oder 5 zuzuordnen ist.
Eine Reihe von Führungskräften aus der Automobilindustrie hat nach einem tödlichen Autounfall mit einem Xiaomi, bei dem das Fahrassistenzsystem auf einer Autobahn in der Provinz Anhui Ende März involviert war, begonnen, eine vorsichtige Verwendung des Begriffs zu fordern.
Die große Beliebtheit von Xiaomi bei jungen Leuten hat eine breite Diskussion über die Sicherheit des intelligenten Fahrsystems und das Brandrisiko ausgelöst.
Die Autohersteller sollten die Autokäufer klarer über die Fähigkeiten der von ihnen gewählten Modelle informieren, erklärte Voyah-CEO Lu Fang bei einem Technologietreffen am Mittwoch.
„Sicherheit ist das A und O. Die Fahrer müssen wissen, was ihre Fahrzeuge leisten können. Außerdem darf man die Autofahrer nicht mit vagen Vorstellungen verwirren“, forderte Lu.
„Der eigentliche Zweck von Transportmitteln besteht darin, Dinge und Menschen sicher von A nach B zu transportieren. Sicherheit ist also ein Thema, dem man sich nicht entziehen kann", erklärte er.
In einem früheren Interview hatte Lu erklärt, dass er sich manchmal über Videos ärgere, die online viral gingen und in denen Autobesitzer damit prahlen, wie intelligent ihre Fahrzeuge seien.
Am Dienstag veröffentlichte die Harmony Intelligent Mobility Alliance von Huawei eine Mitteilung, in der sie den Einsatz von intelligentem Fahren auf „standardisierte Weise“ forderte.
Nach Unternehmensangaben habe sein System bei 700.000 Fahrzeugen geholfen, insgesamt 1,7 Millionen mögliche Unfälle zu verhindern.
„Sicherheit ist die beste Ausstattung“, erklärte Yu Chengdong, ein leitender Angestellter von Huawei, der für die HIMA verantwortlich ist, als er am Mittwoch neue Modelle vorstellte.
Am selben Tag berief das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie eine Sitzung zum Thema Management intelligenter vernetzter Fahrzeuge ein. Zu den Teilnehmern gehörten Vertreter großer Automobilhersteller aus dem ganzen Land.
Das Ministerium forderte die Automobilhersteller unter anderem auf, fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme gründlich zu testen, die Systemgrenzen und Sicherheitsmaßnahmen klar zu definieren und übertriebenes oder irreführendes Marketing zu vermeiden.
Die Unternehmen müssten ihrer Pflicht nachkommen, die Verbraucher zu informieren, die Konsistenz der Produktion zu gewährleisten und die volle Verantwortung für die Produktqualität und Produktsicherheit zu übernehmen, erklärte das Ministerium.
Im letzten Jahr hat die Popularität intelligenter Fahrtechnologien explosionsartig zugenommen.
Nach Angaben des Forschungsinstituts Gaogong wurden im Jahr 2024 auf dem chinesischen Markt insgesamt 8,67 Millionen Personenkraftwagen mit Level-2-Systemen ausgeliefert, was mehr als 41 Prozent der gesamten Fahrzeugauslieferungen in diesem Sektor entspricht.