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Hermann Simon, Begründer der Theorie der „Hidden Champions“: „Ohne China geht es nicht – du musst nach China gehen“

(German.people.cn)  Dienstag, 22. April 2025

  

Von Oliver Fritzsch und Zhang Liou

Hermann Simon, renommierter Ökonom und Begründer der Theorie der „Hidden Champions“, gab People´s Daily Online am Rande der Veranstaltung zur Investitionsförderung chinesischer und deutscher „Hidden Champions“ in der ostchinesischen Stadt Nanjing ein exklusives Interview. Im folgenden Text wurde das Interview zusammengefasst.

Im Gespräch über die internationale Kooperation von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) im Bereich Innovation sprach Prof. Simon die neue weltpolitische Lage an, die den internationalen Handel erschweren werde. „Da die Schwierigkeiten insbesondere von Amerika ausgehen“, werde die Kooperation zwischen Deutschland/Europa und China wahrscheinlich wichtiger. Die Rede von De-Globalisierung offenbare eine zu einseitige Sicht, denn in der Globalisierung gehe es darum, Exporte zunehmend durch Direktinvestitionen zu ersetzen.

Chinesische und deutsche KMU passen sich an die neuen Gegebenheiten an, was an den deutschen Rekordinvestitionen in China und steigenden chinesischen Investitionen in Deutschland deutlich zu erkennen sei. Außerdem werde das Potenzial Chinas für Innovationen stärker erkannt und beachtet. Simon nannte einige Beispiele: Ein Hidden Champion, der im Bereich hochwertiger Pumpen tätig ist, baue sein Kompetenzzentrum für künstliche Intelligenz in China auf, und das chinesische Business-Ökosystem werde von einem Unternehmen genutzt, das Systeme für die Herstellung der Brennkammern von SpaceX-Raketen liefert.

In Hinblick auf die Förderung von „spezialisierten, exzellenten, differenzierten und innovativen“ KMU durch die chinesische Regierung sagte Simon, dass dem Staat in der Bildung eine wichtige Rolle zukomme. „Da ist das chinesische System, glaube ich, sehr gut“, so Simon. Bei Wissenschaft, Forschung und der Integration mit der Industrie sehe er die Regierung auch in einer wichtigen Rolle. Deutschland habe dort jedoch eine Schwäche, da es zu wenige Unternehmer gebe, die aus wissenschaftlichen Erkenntnissen marktfähige Produkte machten.


Herman Simon im Interview mit People's Daily Online. (Foto von Yu Le/ People's Daily Online)

Simon erwähnte die bessere Qualität in chinesischen Fabriken im Vergleich zu vor 25 Jahren. Mittlerweile gehe es aber nicht mehr nur um niedrige Kosten, sondern heute stehe „ganz klar das Thema Innovation im Vordergrund“. Das sei auch einer der Gründe, weshalb China für deutsche Hidden Champions so attraktiv sei. Neben der Größe des Marktes gewinne die Innovationsfähigkeit in China immer mehr an Bedeutung. Er sagte, es gebe auch Firmen, die ihre gesamte Wertschöpfungskette nach China verlegt haben. Viele Hidden Champions hätten inzwischen ihre größte Fabrik in China. Man könne vermuten, dass der chinesische Markt für deutsche Unternehmen noch wichtiger werde.

Auf die Frage, in welchen Bereichen chinesische und deutsche Unternehmen sich wechselseitig ergänzen könnten, nennt Simon die Schnelligkeit und Produktionsfähigkeiten in China und die individuelle Maßfertigung in Kleinserien auf deutscher Seite. Vor dem Hintergrund der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen China und der EU, die sich in diesem Jahr zum 50. Mal jähren, bezeichnete er die Entwicklung des Handels zwischen den beiden Partnern als eine große Errungenschaft.

Simon glaubt, dass den kulturellen Beziehungen zukünftig noch mehr Bedeutung zukommen werde. Der Aufbau von Vertrauen zwischen Völkern, Individuen und Firmen sei die Basis für eine langfristige Zusammenarbeit, weshalb er den kulturellen Austausch als wichtige Basis für die wirtschaftliche, aber auch friedliche politische Entwicklung betrachte.

Auf die Frage, was er deutschen Unternehmen sagen würde, um ihnen mit einem Satz die Chancen in China zu vermitteln, antwortete er: „Ohne China geht es nicht – du musst nach China gehen.“

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