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China drängt darauf, Plastik durch Bambus zu ersetzen

(German.people.cn)  Montag, 10. Februar 2025

  

Die Vielseitigkeit von Bambus ist in China seit langem bekannt, wo das riesige holzige Gras seit dem 11. Jahrhundert v. Chr. für eine Vielzahl nützlicher Dinge in den Bereichen Lebensmittel, Transport und Waffen bis hin zu Haushalt, Papier und Instrumenten verwendet wird.

Nach Angaben des Staatlichen Amts für Forstwirtschaft und Grasland verfügt China über 7,01 Millionen Hektar Bambuswald und ist der weltweit größte Produzent und Exporteur von Bambusprodukten.

Die Bambuswälder des Landes bedecken eine Fläche, die etwa so groß ist wie Irland.

Es wird geschätzt, dass jedes Jahr weltweit rund 400 Millionen Tonnen Plastikabfälle anfallen. Aufgrund seiner Vielseitigkeit und seines hohen Grades biologischer Abbaubarkeit hat sich Bambus als brauchbarer und umweltfreundlicher Ersatz erwiesen.

An der Spitze der Bewegung, Kunststoffe durch Bambus zu ersetzen, stehen große Bambusanbaugebiete in China wie Zhejiang, Fujian, Sichuan, Guangdong und Anhui.

In Anji, einem Kreis im Nordwesten der Provinz Zhejiang, ersetzt Bambus bereits Plastik in verschiedenen Produkten: von Einwegbesteck bis hin zu Zahnbürsten und Kämmen, die in Hotels und Gasthäusern verwendet werden.

Mit 666 Quadratkilometern Bambuswald – einer Fläche so groß wie 80 Prozent der Stadt New York – und einer langen Geschichte der Bambusnutzung fungiert Anji als Modell beim Vorstoß, dieses Material als Ersatz für Kunststoffe zu etablieren.

Im Jahr 2023 hat China einen Dreijahresplan zur Beschleunigung der industriellen Entwicklung von Bambus als Kunststoffersatz mit Anji als einer der ersten ausgewiesenen Demonstrationsbasen gestartet.

Bai Xia, Managerin des Ausstellungszentrums für Bambusprodukte in Anji, in dem die innovative Verwendung dieser Pflanze zur Schau gestellt wird, sagt, dass seit 2022 in Kantinen der lokalen Regierungsbehörden und der dazugehörigen Einrichtungen Essgeschirr aus Plastik durch solches aus Bambus ersetzt werde.

Laut Bai finden Bambusbesteck, Zahnbürsten, Kämme und Zahnpaste in Anji breite Verwendung, und Geschirr aus Bambus ist in über 300 Restaurants und Hotels im Land zu finden.

„Auf dem lokalen Markt wurden Plastiktüten durch biologisch abbaubare Tüten ersetzt, die zu 60 Prozent aus Bambuspulver bestehen“, so Bai. Die bambusbasierten Tüten zerfielen innerhalb von drei Monaten und seien außerdem reißfester als Plastiktüten.

In der Landwirtschaft ersetzen bambusbasierte Folien Plastikfolien, die als Kälteschutz und gegen Verdunstung eingesetzt werden. „Da Bambusfolien biologisch abbaubar sind, müssen die Bauern auf den Feldern nicht länger Abfälle von den Folien einsammeln“, sagt Bai.

Die geschätzte Erntemenge von Bambus in Anji liege zwischen 400.000 und 500.000 Tonnen, so Tang Hui vom lokalen Forstamt.

Auf dem Weg zu einem vielseitig einsetzbaren Werkstoff durchläuft Bambus mehrere Prozesse.

Einige Produkte wie Baumaterialien, Tassen und Trinkhalme seien direkt aus Bambus durch physische Vorgänge hergestellt, während andere wie bspw. gepresste Teller, Kleidungsstücke aus Bambusfasern und Verpackungsmaterialien aus Bambuszellstoff durch chemische Prozesse entstünden, sagt Tang.

Die Vorteile von Bambus liegen nicht nur in seiner Widerstandsfähigkeit und Stärke, sondern auch in seinem schnellen Wachstum und seiner Fähigkeit zur Erneuerbarkeit. Im Vergleich zu Holz, das mehr als ein Jahrzehnt zum Wachsen braucht, ist Bambus nach vier bis sechs Jahren reif, was mehrere Ernten ermöglicht, ohne neu pflanzen zu müssen.

Im Jahr 2023 erzielte die Bambusindustrie in Anji einen Umsatz von etwa 18 Milliarden Yuan (2,46 Milliarden US-Dollar).

Liang Fenghui, Geschäftsführer der in Anji ansässigen Zhejiang Fenghui Bamboo and Wood Co., sagt, das Unternehmen habe im Jahr 2023 mit dem Verkauf von bambusbasierten Produkten im In- und Ausland, darunter Europa, Japan, die Vereinigten Staaten und Südostasien, 130 Millionen Yuan eingenommen. Exporte machten 80 Prozent der Umsätze des Unternehmens aus, so Liang.

Die Firma, die 1990 von Liangs Vater gegründet wurde, ist auf die Produktion umweltfreundlicher Bambusprodukte spezialisiert. Laut Liang liegt der Fokus des Unternehmens auf Konsumgütern, Verpackungen und Lampen aus bambusbasierten Materialien.

Im Einklang mit der Absicht, die Verwendung von Kunststoff zu reduzieren, werden Verbrauchsartikel aus Bambus wie Einwegbesteck und Zahnbürsten für eine Nutzungsdauer von drei Monaten produziert. Einige Produkte wie Bambusstäbe werden mittlerweile automatisiert von Maschinen hergestellt.

In der Werkhalle des Unternehmens montieren Arbeiter Bambuslampen, die nach Europa exportiert werden. „Wir haben Plastikteile in unseren Lampen durch Bambus ersetzt“, sagt Liang. Das Unternehmen steigere auch den Wert, indem es in die Gestaltung seiner Verpackungen auch kulturelle Elemente einfließen lasse.

Die Aussichten für Bambus als Ersatz sind laut Liang vielversprechend, bis die Nachfrage im Inland wächst, könne es aufgrund der veränderten Einstellung der Verbraucher aber noch einige Zeit dauern.

In Europa und anderen ausländischen Märkten seien Bambusprodukte zunehmend gefragt, während auf dem chinesischen Markt noch Anreize nötig seien, um das industrielle Wachstum zu fördern, erklärt Liang.

„Holz durch Bambus zu ersetzen, ist schon fast gängige Praxis“, sagt er. Plastik komplett durch Bambus zu ersetzen, sei hingegen keine leichte Aufgabe. Bis jetzt gebe es nur eine begrenzte Zahl von Anwendungen, bei denen Plastik im täglichen Leben durch Bambus ersetzt werde.

Eine der größten Herausforderungen ist der Preisunterschied zwischen Bambus und Plastik. Plastik, das aus fossilen Energieträgern bestehe und mehr Treibhausgase erzeuge als Bambus, sei aufgrund niedrigerer Arbeits- und Transportkosten billiger als das Ernten und die Verarbeitung von Bambus, sagt Tang.

„Der Preisunterschied ist der Grund, dass Konsumenten Produkte aus Plastik bevorzugten“, sagt Tang und fügt hinzu: „Wir betonen das Potenzial von Bambus, um die Verschmutzung durch Plastik zu reduzieren, aber die meisten Menschen tun sich schwer damit, weil das von ihrem täglichen Leben weit entfernt scheint.“

Im Online-Shop für Bambusprodukte aus Anji kostet eine Zahnbürste 3 Yuan und eine Tastatur mit Bluetooth-Funktion 299 Yuan. „Die Preise dieser Bambusprodukte werden im Vergleich zu Plastikprodukten konkurrenzfähiger“, sagt Bai.

Die Regierung hat für bestimmte Bambusprodukte Subventionen eingeführt, um deren Preise zu senken und eine breitere Verwendung zu fördern. „Diese Zuschüsse helfen Bambusprodukten mit Plastikprodukten zu konkurrieren, insbesondere weil viele Verbraucher die Alternativen aus Bambus noch gar nicht kennen“, so Bai.

„Das Bewusstsein der Konsumenten ist entscheidend“, sagt Tang. Man müsse traditionelle Konsumgewohnheiten ändern, um die Verwendung von Bambusprodukten im Alltag zu fördern.

Um die Kosten zu senken, werden in Anji in geringer Höhe Seilbahnen und Drohnen für den Abtransport von Bambus aus den Bergen genutzt.

Anji erforscht auch das Potenzial von Bambus, nicht nur um Holz und Plastik, sondern auch Stahl, Gas und sogar Lebensmittel zu ersetzen. Laut Tang könne Bambus aufgrund seines hohen Wärmewerts als erneuerbare Energiequelle, aufgrund seiner Härte als Baumaterial, als gesundes Lebensmittel und als Biomasse in Kosmetik verwendet werden.

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