Die 22-jährige Yuan Silu, Absolventin der Universität für Wissenschaft und Technik Zentralchinas in Wuhan, ist im Museum des Mausoleums von Kaiser Qinshihuang von der Pracht der lebensgroßen Terrakotta-Krieger beeindruckt. Yuan besucht das Museum während ihrer Abschlussreise nach Xi'an, einer alten Hauptstadt im Nordwesten Chinas. Als sich die Wunder des Mausoleums des ersten Kaisers des Landes, die sie bisher nur aus Lehrbüchern kannte, vor ihren Augen entfalten, hat Yuan das Gefühl, dass ihre Studienzeit mit dieser Reise ein perfektes Ende findet.
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Yuan gehört zu einer Gruppe chinesischer Abiturienten und Hochschulabsolventen, die ihre akademischen Meilensteine mit einem Ausflug in eine weit entfernte Stadt feiern wollen – eine kurze Auszeit, bevor sie das nächste Kapitel ihres Lebens aufschlagen. Sie sagt: „Abschlussreisen symbolisieren den Höhepunkt unseres Studiums. Von nun an ist es wichtig, hinauszugehen, die Welt zu erkunden und unseren Horizont zu erweitern.“
Daten des Online-Reisedienstleisters Ctrip zufolge sind die Reisebuchungen von Hochschulabsolventen und Postgraduierten für Juni und Juli im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent gestiegen. Zu den bevorzugten Zielen gehören demnach Beijing, Shanghai, Hangzhou, Chengdu, Nanjing, Guangzhou, Xi‘an und Changsha. Han Jie, CEO der chinesischen Online-Reiseagentur CYTS AOYOU, erklärt, viele dieser Reiseziele seien alte Städte, in denen Touristen das altehrwürdige historische Erbe und die prächtige chinesische Kultur erleben könnten, was ihnen helfe, das Land besser zu verstehen.
Das südwestchinesische Autonome Gebiet Xizang liegt auf der höchsten Hochebene der Welt, der Qinghai-Xizang-Hochebene und zieht ebenfalls Absolventen aus dem ganzen Land an. Ein Schüler namens Liu von einem Gymnasium in der nordwestchinesischen Provinz Gansu flog mit seinen Eltern unmittelbar nach dem Abschluss der nationalen Hochschulaufnahmeprüfung nach Lhasa. Er trotzte nicht nur den großen Höhen, sondern lernte auch eine Kultur und einen Lebensstil kennen, die sich von denen in den geschäftigen Städten stark unterscheiden. Wenn er an seine Zeit in Xizang zurückdenkt, sagt Liu, die Reise habe ihn „aufgeschlossener“ gemacht. Er plane nun eine weitere Reise nach Xinjiang.
Einige Absolventen haben sich dafür entschieden, ihren Abschluss in Übersee zu feiern, wo sie den Charme des Exotischen erleben können. Nachdem er ein Jobangebot erhalten hatte, stieg Li Baijia, Absolvent der Pekinger Fremdsprachenuniversität, zusammen mit einem Kommilitonen in ein Flugzeug in die Türkei. Li sagt, er sei von den Gegebenheiten und Gebräuchen verschiedener Länder fasziniert und wolle sie aus erster Hand erfahren. Das einfache E-Visums-Verfahren sei ein weiterer Grund für seine Reise in die Türkei gewesen.