27-06-2024
german 27-06-2024
Politik Technik Archiv
Wirtschaft Videos Chinesische Geschichten
Kultur Bilder
Gesellschaft Interviews
Startseite>>Gesellschaft

Ein Deutscher erlebt Xinjiang (IV)

(German.people.cn)  Donnerstag, 27. Juni 2024

  

Von Oliver Fritzsch

Xinjiang, das Uigurische Autonome Gebiet im Nordwesten Chinas ist für seine atemberaubende Landschaft und ethnische Vielfalt bekannt. Im Juni reise ich in den nördlichen Teil von Xinjiang, das etwa 4,6-mal so groß wie Deutschland ist, um seinen einzigartigen Charakter zu erleben.

Traumhaft hügeliges Grasland und Bergkulisse


Ein Flusstal unweit der Straße ist die erste große Attraktion. (Foto: People’s Daily Online/Oliver Fritzsch)

Ich bin in Nilka, etwa drei Autostunden von Yining entfernt. Heute möchte ich die viel beschworene Graslandschaft von Tangbula besuchen. Dafür musste ich früh aus den Federn. Das ist wörtlich gemeint, denn im Hotel schläft man mit Daunendecken. Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind hier groß. In den frühen Morgenstunden hatte es nur zehn Grad.


Die Landschaft entlang der Überlandstraße S315 ist abwechslungsreich. (Foto: People’s Daily Online/Oliver Fritzsch)

Ich fahre ostwärts auf der S315, einer Überlandstraße, die etwa 100 Kilometer durch ein Gebiet führt, das auch die „chinesische Schweiz“ genannt wird. Die Landschaft verändert sich zunehmend: trockenes braunfarbiges Land weicht grünen Wiesen. Mehrmals wird unser Bus von Schafsherden aufgehalten, die von Hirten vorwärtsgetrieben werden. Es sind mehr und mehr Bäume zu sehen und am Horizont tauchen Berge mit schneebedeckten Gipfeln auf. Wir machen einen Stopp und laufen einige hundert Meter ins Grüne. Vor uns liegt ein Abgrund, durch den ein Fluss mit sedimenthaltigem Hochgebirgswasser fließt. Der Ausblick ist überwältigend. Ich atme tief durch. Ein Gefühl von Weite und Freiheit kommt auf.


Immer wieder sieht man grasende Kühe. (Foto: People’s Daily Online/Oliver Fritzsch)

Nach einigen Minuten setzen wir die Fahrt fort und immer häufiger bekomme ich grasende Kühe und rennende Pferde zu sehen. Der Fahrer redet vom Reiten und hält wenige Kilometer später in der Nähe einiger Reiter. Die Pferdeführer sind Angehörige der kasachischen Ethnie und sitzen seit dem vierten Lebensjahr im Sattel. Meine Reitkünste halten sich zwar in Grenzen, aber auf dem Rücken eines Pferdes erlebt man die faszinierende Graslandschaft noch wesentlich intensiver als durch die Fensterscheibe eines Busses. Und ich muss zugeben, dass die Landschaft mit den grasgrünen Wiesen, den dunkelgrünen Nadelbäumen und den bis zu 2.800 Meter hohen Bergen tatsächlich einigen Gegenden in den Alpen ähnelt.


Kasachische Jurten. (Foto: People’s Daily Online/Oliver Fritzsch)


Pferde einer Nomadenfamilie. (Foto: People’s Daily Online/Oliver Fritzsch)

Es ist Mittag und die Sonne steht hoch, aber es weht ein angenehmer Wind. Wir setzen unsere Fahrt gen Osten fort. Die grasbedeckten Hügel werden mächtiger, die Täler tiefer und die Bäume weniger. In der Ferne erblicke ich immer häufiger Jurten, um die herum Schafe und Pferde zu sehen sind. Wenig später halten wir an zwei Jurten an, neben denen eine Herde aus etwa 20 Pferden steht. Der Fahrer warnt mich, nicht zu nah heranzugehen, weil die Nomaden meist Hunde haben. Vor den Jurten steht ein Ofen aus Erdmaterial, in dem vermutlich Brot gebacken wird. Aus einer der Jurten lugt ein Kindergesicht heraus. Ein Junge, vielleicht acht Jahre alt, blickt mit großen Augen zu mir herüber. Was er wohl denken mag? Ich lächele ihm zu und er verschwindet rasch wieder in der Jurte.


Auf einigen Campingplätzen kann man in einer Jurte übernachten. (Foto: People’s Daily Online/Oliver Fritzsch)

Zurück im Bus erblicke ich am Straßenrand ein sitzendes Kamel, das an einen Zaun gebunden ist. In dieser Landschaft habe ich das gar nicht erwartet, doch es soll hier noch mehr davon geben. Die Natur hier ist eigentlich schon allein eine Reise nach Xinjiang wert. Ich genieße das Dahingleiten durch die Landschaft. Nach einiger Zeit halten wir an einer Gaststätte entlang der Straße und es wird Milch von Pferden aus der Region serviert. Die fermentierte Stutenmilch ist dünnflüssig und schmeckt ziemlich sauer. Ich trinke jedoch nicht zu viel davon, denn nach einem Teller Nudeln und mehreren Stücken Hami-Melone warnt uns der Fahrer erneut. Vom Parkplatz aus genieße ich nochmal den Ausblick auf die Umgebung, bevor wir umdrehen und ich nach Yining zurückkehre.


Sattes leuchtendes Grün dominiert die weitläufige Landschaft. (Foto: People’s Daily Online/Oliver Fritzsch)

Folgen Sie uns auf Facebook und Twitter!

German.people.cn, die etwas andere China-Seite.