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Ein Deutscher erlebt Xinjiang (Ⅲ)

(German.people.cn)  Mittwoch, 26. Juni 2024

  

Von Oliver Fritzsch

Xinjiang, das Uigurische Autonome Gebiet im Nordwesten Chinas ist für seine atemberaubende Landschaft und ethnische Vielfalt bekannt. Im Juni reise ich in den nördlichen Teil von Xinjiang, das etwa 4,6-mal so groß wie Deutschland ist, um seinen einzigartigen Charakter zu erleben.

Eine Obstplantage, blühende Lavendelfelder und aromatisch süße Tomaten


Ein Lavendelfeld von Tianshan Flyworld. (Foto: People’s Daily Online/Oliver Fritzsch)

Das Klima und der Boden in weiten Teilen Xinjiangs machen es zu einem idealen Anbaugebiet und vor allem die Melonen und Trockenfrüchte aus der Region sind in ganz China sehr begehrt. Heute möchte ich einen Ort besuchen, an dem man sich diese naturgegebenen Vorteile zunutze gemacht und mit modernen Anbaumethoden kombiniert hat. Entstanden ist dabei eine beeindruckende Erfolgsgeschichte, nämlich die von Tianshan Flyworld.


Besucher genießen die natürliche Kulisse im Lavendelfeld. (Foto: People’s Daily Online/Oliver Fritzsch)

Innerhalb von sieben Jahren wurde ödes Land auf einer Fläche von 40 Quadratkilometern in eine Plantage verwandelt. Hier werden mittlerweile Aprikosen, Pflaumen, Weintrauben, Kirschen, Birnen, Erdnüsse, Mais und Lavendel angebaut. Besucher können die verschiedenen Anbauflächen mit Shuttle-Bussen erkunden und der Bus, in den ich zuerst steige, fährt zu einem Lavendelfeld. Die Sträucher dort stehen in voller Blüte. Die in Linien aufgereihten lilafarbigen Büschel bilden einen starken Kontrast zum hellbraunen Boden, der die restliche Umgebung beherrscht. Viele Besucher laufen durch die Reihen, machen Selfies, filmen sich und genießen den Ausblick auf die weit entfernten Berge am Horizont. Ich mache auch ein paar Fotos und steige dann in einen anderen Bus, der mich zur nächsten Station, den Aprikosenbäumen, bringt. Auf der Fahrt dorthin, die einige Minuten dauert, fahren wir an Kirschbäumen vorbei, die derzeit aber leider keine Früchte tragen. Bei den Aprikosenbäumen angekommen, fällt mir auf, dass es zwei unterschiedliche Sorten gibt. Ich darf von beiden probieren: Sie sind saftig süß.


Lavendel liegt zum Trocknen aus. (Foto: People’s Daily Online/Oliver Fritzsch)

Ich muss mich ein wenig beeilen, denn ich habe heute noch ein weiteres „fruchtiges Ziel“ vor mir. Ich fahre aber noch zum Besucherzentrum, denn ein paar dieser leckeren Produkte möchte ich in Form von Trockenfrüchten dann doch mitnehmen. Auf dem Weg dorthin kommen wir noch an einem Grundstück vorbei, auf dem Lavendel zum Trocknen ausgelegt ist. Diesen verwendet Tianshan Flyworld für viele Produkte wie Duftsäckchen oder Hautpflegeprodukte, die im hauseigenen „Hofladen“ verfügbar sind. Die Produkte werden aber auch über Livestreams angeboten, sodass Kunden in ganz China in den Genuss dieser schmackhaften natürlichen Erzeugnisse aus Xinjiang kommen.

Es ist bereits nach 14 Uhr, doch das scheint hier genau die richtige Zeit für das Mittagessen zu sein. Ich entscheide mich für Dapanji, was wörtlich „ein großer Teller mit Hähnchenfleisch“ bedeutet und ein bekanntes Gericht aus Chinas Nordwesten ist. Ich bestelle auch einen Tee, der in einer Art Bierglas serviert wird. Der Grüntee mit Rosenblüten, Datteln und Goji-Beeren, der mit Kandiszucker getrunken wird, ist ein guter Ausgleich zu meinem Hähnchengericht, denn das ist etwas schärfer als vermutet. Das Fleisch und die Kartoffeln sind aber trotzdem ziemlich lecker. Seinem Namen wird das Gericht auch gerecht, denn die Portion ist riesig.


Heranreifende Tomaten. (Foto: People’s Daily Online/Oliver Fritzsch)

Als Nächstes möchte ich einen Ort besuchen, an dem Hightech zu Tomaten von außerordentlich guter Qualität führen soll. Enttäuscht von wässrigen Tomaten mit fester Schale auf dem deutschen Markt, die nur wenig Tomatenaroma haben, hat dieser Ort mein Interesse geweckt.


Tomatenanbau mit intelligenter Technik. (Foto: People’s Daily Online/Oliver Fritzsch)

Dort angekommen, muss ich zuerst in einen Schutzanzug schlüpfen und meine Hände und Schuhsohlen gründlich desinfizieren lassen, bevor ich eintreten darf. Unter dem durchsichtigen Dach des Gewächshauses blicke ich auf dutzende Reihen von meterhohen Pflanzen, an denen Rispentomaten wachsen. Die Pflanzen, die ohne Erde auskommen, werden von einem intelligenten System bewässert, temperiert und mit Nährstoffen versorgt. Ich sehe drei Mitarbeiter, die auf Hubwagen stehend Teile der Pflanzen abschneiden. Komplett ohne Handarbeit scheint es auch in einem solchen Gewächshaus nicht zu gehen. In der nächsten Halle werden Strauchtomaten angebaut. Die Pflanzen stehen in großen Bottichen und die Tomaten haben eine hellere Farbe als die, die ich aus Deutschland kenne. Es ist ziemlich warm in den Hallen und unter dem Schutzanzug wird es langsam ungemütlich. Ich verspüre Durst und Tomaten wären jetzt eigentlich eine gute Erfrischung. Und tatsächlich ist meine kleine Exkursion in die intelligente Landwirtschaft hier auch schon zu Ende und ich darf einige der Tomaten probieren. Die Rispentomaten haben ein süßes Aroma und die Strauchtomaten sind wirklich von hervorragender Qualität. Sie haben ein festes Fruchtfleisch und erfüllen alle Erwartungen, die man an fleischige Tomaten haben kann. Der Leiter der Anlage berichtet begeistert, dass die Sorte wieder eingeführt wurde, weil viele Kunden diese Art von Tomaten vermissten. Das Unternehmen beliefere hauptsächlich nur noch Regionen innerhalb von Xinjiang, um die Frische dieser fragilen Früchte zu gewährleisten.


Frisch gepflückte Rispentomaten. (Foto: People’s Daily Online/Oliver Fritzsch)

Für mich geht hier ein erlebnisreicher Tag zu Ende und ich mache mich auf den Weg zum morgigen Startpunkt für den landschaftlichen Höhepunkt meiner Reise. 

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