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Ein Deutscher erlebt Xinjiang (I)

(German.people.cn)  Montag, 24. Juni 2024

  

Von Oliver Fritzsch

Xinjiang, das Uigurische Autonome Gebiet im Nordwesten Chinas, ist für seine atemberaubende Landschaft und ethnische Vielfalt bekannt. Im Juni reise ich in den nördlichen Teil von Xinjiang, das etwa 4,6-mal so groß wie Deutschland ist, um seinen einzigartigen Charakter zu erleben.

Einblicke in die Kultur verschiedener Ethnien an einem Ort


Häuser der russischen Ethnie. (Foto: People´s Daily Online/Oliver Fritzsch)

Das erste Ziel auf meiner Reise ist Yining, die Hauptstadt des kasachischen autonomen Bezirks Yili. Ich besuche die Liuxing Street, einen einzigartigen Touristenmagnet. Das Viertel, das aus sechs Straßen besteht, die sternförmig von einem zentralen Punkt auseinanderlaufenden, wurde Mitte der 1930er-Jahre von einem deutschen Ingenieur entworfen und geplant. Dort leben Uiguren, Han, Kasachen, Hui, Tartaren, ethnische Russen und weitere ethnische Gruppen zusammen. Die Häuser sind in einem guten Zustand, denn die lokale Regierung hat seit 2009 viel in die Erhaltung des Viertels investiert und dieses zu einem Anziehungspunkt für Touristen entwickelt. Man kann dort die Gebäude und Hinterhöfe unterschiedlicher Ethnien besichtigen und deren kulturelle Merkmale kennenlernen.


Süße Spezialitäten in einem russischen Teehaus. (Foto: People´s Daily Online/Oliver Fritzsch)

Es ist Nachmittag und ich nehme in einem Teehaus der russischen Ethnie Platz, probiere Weißbrot mit Nüssen, Kekse und Blumentee. Durch das Fenster genieße ich den Blick auf Touristen, die vom Innenhof sichtlich begeistert sind und Fotos machen.


Touristen genießen die Blütenpracht und den russischen Baustil. (Foto: People´s Daily Online/Oliver Fritzsch)

Nach der kurzen Rast mache ich mich auf den Weg in das Akkordeon-Museum, das von Alexander Zazurin, einem bekannten Akkordeon-Spieler, Komponisten und Angehörigen der russischen Ethnie, eröffnet wurde. Es ist eine große Sammlung von Schifferklavieren zu sehen. Mehr als 800 aus 27 Ländern sollen es sein und ich erblicke zahlreiche Instrumente aus dem deutschen Raum. In der Mitte des Ausstellungsraums führt eine multiethnische Gruppe mit acht Mitgliedern Akkordeonstücke auf. Einer der Musiker singt dazu auf Kasachisch und seine tiefe Stimme erfüllt den gesamten Raum.


Im Akkordeon-Museum von Alexander Zazurin. (Foto: People´s Daily Online/Oliver Fritzsch)


Im Ausstellungsraum des Museums führen Musiker verschiedener Ethnien Stücke auf dem Akkordeon auf. (Foto: People´s Daily Online/Oliver Fritzsch)

Ich muss weiter, denn ich möchte noch mehr durch die Straßen schlendern. Mein Weg führt mich an unzähligen Ständen vorbei, an denen Trachten, Accessoires, Süßigkeiten, Knabbereien und Mitbringsel verschiedenster Art angeboten werden.

Die Zeit vergeht wie im Flug und die Sonne steht schon tief. Beim Blick auf die Uhr stelle ich überraschend fest, dass es bereits nach 22 Uhr ist. In Chinas Osten ist es wohl schon seit drei Stunden dunkel, hier hingegen beginnt jetzt erst der Abend. Die Restaurants sind voll und mit dem nachlassenden Sonnenschein wird es etwas „kühler“. Ich bin hungrig auf Lammfleischspieße und möchte natürlich Nang, für das Xinjiang – zumindest in China – so berühmt ist, probieren. Das fladenartige Brot, das einem Pizzaboden ähnelt, wird in einer Art Lehm- oder Ziegelofen gebacken und ist das traditionelle Grundnahrungsmittel in der Region. Es riecht so lecker wie frisch gebackenes Brot, ist luftig und schmeckt wirklich gut. Das Lammfleisch, das ich zwischen den Zähnen von den großen Spießen aus Edelstahl herunterziehe, ist zart und schmeckt hervorragend. Auf dem Vorplatz eines Restaurants erklingen lokale Klänge und tanzende, in Volkstrachten gekleidete Paare geben ihr Bestes, um die anwesenden Gäste zu unterhalten und vorbeilaufende Besucher anzulocken. Es scheint wahr zu sein, dass man hier erst gegen 23 Uhr zu Abend isst, denn die Restaurants und Straßen um mich herum sind auch eine halbe Stunde vor Mitternacht immer noch mit Menschen gefüllt.

Nach meinem ersten aufregenden Tag im äußersten Nordwesten Chinas mache ich mich jetzt auf den Rückweg ins Hotel.


Ein Haus im kasachischen Stil. (Foto: People´s Daily Online/Oliver Fritzsch)

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