Shanghai führt Bewertungssystem für Getränke ein

Shanghai hat kürzlich Chinas erstes Bewertungssystem für den Nährwert von Getränken eingeführt. Dieses soll die Einwohner der Stadt zu einer sachkundigen und gesünderen Getränkeauswahl bewegen.

Das vom Shanghai Center for Disease Control and Prevention (CDC) geleitete Nutri-Grade-System bewertet Getränke mit „A“ bis „D“ anhand ihres Gehalts von vier Stoffen: zugesetzter Zucker, gesättigte Fettsäuren, Transfette und zuckerfreie Süßstoffe. Getränke mit höheren Mengen an Zucker, gesättigten Fettsäuren und anderen ungesunden Zusatzstoffen erhalten niedrigere Noten.

Die Gesamtnote wird dadurch bestimmt, welcher der vier Stoffe die niedrigste Bewertung erhält. Beispielsweise würde ein Getränk mit der Note „A“ für Transfette, aber der Note „C“ für zugesetzten Zucker die Gesamtbewertung „C“ erhalten.

Während einfache ungesüßte Tees oft die Bestnote erreichen, können Getränke mit künstlichen Süßungsmitteln keine A-Note erreichen. Tests zeigen auch, dass Faktoren wie die Größe des Behälters und die Menge an hinzugefügtem Eis einen Einfluss auf die Endnote eines Getränks haben können.

Die Notwendigkeit eines solchen Systems liegt auf der Hand. Laut dem Shanghai CDC konsumieren 67 Prozent der Erwachsenen und 90 Prozent der Schüler von Grund- und weiterführenden Schulen in der Stadt regelmäßig zuckerhaltige Getränke.

Gao Boyan, Ernährungswissenschaftler an der Shanghai Jiaotong University, sagt, die Bewertungskriterien seien wahrscheinlich auf der Grundlage der chinesischen Ernährungsrichtlinien zur Vorbeugung von Fettleibigkeit ausgewählt worden, da zugesetzter Zucker und Fette die Hauptfaktoren seien.

Laut Zang Jiajie, Leiter der Abteilung für Ernährung des Shanghai CDC, zielen die Bewertungen darauf ab, „die Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren, was eine ausgewogene Ernährung ausmacht“.

Große Milchtee-Marken wie Chagee und Naixue haben das Nutri-Grade-System bereits in ihre Getränkekarten integriert. Kunden können den Nährwert eines Getränks leicht erkennen, indem sie auf die Details in der Ecke des Bildes klicken.

Das Shanghai CDC hatte zuvor 122 Milchteeprodukte von 13 Marken analysiert und festgestellt, dass nach dem neuen System über 93 Prozent derjenigen, die „kein Zusatz von Zucker“ angeben, die Note „B“ oder besser erhalten könnten, während fast die Hälfte derjenigen, die „30 Prozent Zucker“ angeben, allein aufgrund des Zuckergehalts die Note „C“ oder besser erreichen würden.

Während die Kennzeichnung bisher nur von vier Getränkeherstellern eingeführt wurde, ergreifen andere von ihnen Maßnahmen. Die lokale Milchteemarke Auntie Jenny änderte bereits vor den Anforderungen zur Bewertung das Rezept für eines ihrer Produkte und reduzierte dadurch den Zuckergehalt um 31,5 Prozent.

Zang sagt, dass nach den ersten Testmarken in weiteren Unternehmen, darunter Starbucks, über die Einführung des Kennzeichnungssystems diskutiert werde. Shanghai plane außerdem, in Gemeinschaftskantinen und Kettengeschäften mit der Präsentation von Getränken nach Nutri-Grade-Bewertung zu experimentieren, um gesunde Konsumgewohnheiten zu fördern.

Gesundheitsexperten betrachten das leicht verständliche Nutri-Grade-System als einen wichtigen Schritt, um es den Einwohnern von Shanghai zu erleichtern, eine intelligentere Getränkeauswahl zu treffen und dem übermäßigen Konsum ungesunder zuckerhaltiger Getränke entgegenzuwirken.

Aus ernährungsphysiologischer Sicht ist es sehr wichtig, die Auswahl der Stoffe des Nutri-Grade-Systems, insbesondere zugesetzten Zucker, zu bewerten. In Milchprodukten werde natürlich vorkommende Laktose ausgeschlossen, während gesättigte Fettsäuren und Transfette gekennzeichnet werden würden – alles wichtige Faktoren, so Gu Zhongyi, Ernährungsberater der Beijing Dietetic Association.

„Meines Wissens wurde auf dem chinesischen Festland, trotz ähnlicher Leitlinien der Weltgesundheitsorganisation und früherer einschlägiger Untersuchungen, noch nie eine solche Richtlinie zur nicht geschäftlichen Nährwertkennzeichnung vollständig umgesetzt. Insgesamt unterstütze ich Shanghai bei der Umsetzung dieser Pilotinitiative“, fügt er hinzu.

Für Durchschnittsverbraucher, die mit dem Lesen von Nährwertkennzeichnungen nicht vertraut sind, sei die abgestufte Bewertung leichter zu verstehen, sagt Gu.

„Ich möchte die Menschen jedoch ermutigen, sich mit den allgemeinen Regeln für die Nährwertkennzeichnung von vorverpackten Lebensmitteln vertraut zu machen, damit sie die Zutatenlisten und Nährwertangaben richtig lesen können“, sagt er.