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In abgelegenen Gebieten Xinjiangs gibt es bei Schulbildung größere Herausforderungen als den Transport

(German.people.cn)  Montag, 18. März 2024

  

Inmitten eines Konvois von Fahrzeugen, die sich über verschneite Bergstraßen in Höhen von rund 4.000 Metern schlängeln, sitzt in einem warmen Bus Ankar Anwar, seine Tasche nach seinen Lieblingssnacks durchstöbernd, mit seinen Schulkameraden.

Der Konvoi bringt Schüler vor dem Frühlingssemester im Februar kostenlos zu ihrem Internat im Kreis Yecheng, das im Regierungsbezirk Kashgar im nordwestchinesischen Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang liegt. Er wird von zwei Polizeifahrzeugen angeführt und durch einen Krankenwagen begleitet, um die Sicherheit der Schüler zu gewährleisten.

Der 13-jährige Ankar Anwar, ein Siebtklässler der Mittelschule Nr. 15 des Kreises Yecheng, stammt aus einem Dorf in Xihxu, einer Berggemeinde etwa 1.700 Kilometer von Xinjiangs Hauptstadt Urumqi entfernt. Nach einer sechsstündigen Fahrt ist er und mehr als 120 andere Schüler in der Schule angekommen.

Obwohl seine Eltern ihn aufgrund der Ablammsaison nicht selbst zur Schule bringen können, ist Ankar Anwar auf seiner Reise nicht allein. Lehrer, Dorfbeamte, Verkehrspolizisten und Ärzte sind ebenfalls Teil des Konvois und arbeiten zusammen, um zu gewährleisten, dass die Schüler sorgenfrei reisen können.


Ein Konvoi, der Schüler kostenlos in ihr Internat bringt, unterwegs in den Bergen im Kreis Yecheng im nordwestchinesischen Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang am 26. Februar. (Foto: Xinhua/Hu Huhu)

Wang Xiaolin, ein Verkehrspolizist aus Yecheng, hilft seit elf Jahren dabei, Schüler zur Schule zu begleiten. „Die Straßen sind eng und kurvig, und es gibt dickes Eis und Schnee. Wenn der Konvoi vorbeifährt, kontrollieren wir vorübergehend den Verkehr, um sicherzustellen, dass nichts schiefgeht“, sagt Wang.

Im Sommer 2023 stieß der Konvoi, kurz nachdem die Schüler nach Hause zurückgekehrt waren, auf eine Schlammlawine und wäre beinahe getroffen worden, erinnert sich Wang. Nach einer Stunde Aufräumarbeiten lief der Verkehr wieder.

Lü Yonggang, der im Amt für Bildung des Kreises Yecheng arbeitet, sagt, die Fahrzeuge seien vom kompetentesten Transportunternehmen in Yecheng ausgewählt worden. Vor der Fahrt habe die Verkehrspolizei den Zustand der Fahrzeuge überprüft und die Fahrer wiederholt an die Bedeutung der Verkehrssicherheit erinnert. „Mit unserer Betreuung haben wir den Schülern und ihren Eltern ein sicheres Gefühl gegeben“, sagt Lü.

Dank dieser Bemühungen, sicherzustellen, dass jeder zur Schule fahren kann, hat keiner der derzeit 1.339 Schüler aus Xihxu die Schule abgebrochen. Seit 2013 haben 217 Schüler aus der Gemeinde einen Universitätsabschluss gemacht oder studieren dort. Laut Bildungsamt des Kreises Yecheng studieren viele an Universitäten in chinesischen Städten wie Beijing und Shanghai.

Die Gemeinde gibt einen Einblick in die Entwicklung, die im Bildungssystem Xinjiangs in den letzten Jahren stattgefunden hat. Einem vom chinesischen Staatsrat im Jahr 2021 veröffentlichten Weißbuch zufolge wurde in Xinjiang ein umfassendes Bildungssystem mit Institutionen eingerichtet, die Bildung vom Vorschulalter bis zur Hochschulbildung anbieten.

2020 lag die Bruttoeinschulungsrate in Vorschuleinrichtungen in Xinjiang bei über 98 Prozent, die Nettoeinschulungsrate in Grundschulen bei fast 100 Prozent und die Abschlussquote der neunjährigen Schulpflicht bei über 95 Prozent.

Neue Zukunftsperspektiven

Amer Ghaz, ein Hirte aus Xihxu in den Fünfzigern, sagt, er sei gerne zur Schule gegangen und habe sich nach Wissen gesehnt, sei aber nicht in der Lage gewesen, über die Mittelschule hinauszukommen.

„Als ich ein Kind war, sagte mir mein Vater, dass er mich auf die Universität schicken will“, sagt er.

Amer Ghaz erhielt seine Grundschulausbildung in seinem Heimatdorf, wo die Lehrer zu Pferd reisten, um Unterricht zu erteilen. Später, als er Schüler einer Mittelschule neben dem Regierungsgebäude der Gemeinde war, mussten seine Mutter und sein ältester Bruder ihn vor Beginn jedes Semesters zur Schule bringen. Damals war das Reiten zu Pferd die einzige Möglichkeit, um von ihrem Dorf zur Schule zu gelangen – etwa drei Tage lang auf Hirtenwegen.


Schüler, die in die Schule zurückkehren, in der Warteschlange in der Gemeinde Xihxu des Kreises Yecheng im nordwestchinesischen Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang am 26. Februar. (Foto: Xinhua/Hu Huhu)

Angesichts der Herausforderungen durch den frühen Tod seines Vaters, der Armut seiner Familie und der Unerreichbarkeit der Schulen verließ Amer Ghaz Xihxu nie, um auf die Mittelschule zu gehen.

Doch Parhat Amer, der 23-jährige Sohn von Amer Ghaz, war später in der Lage, den Wunsch seines Vaters zu erfüllen. Nach seinem Abschluss an der Yili Normal University im Autonomen Bezirk Ili Kazak in Xinjiang ist er jetzt Praktikant im Kreis Yecheng und hofft, Feuerwehrmann zu werden.

Die kurvenreichen Wege, die Amer Ghaz einst benutzte, wurden inzwischen aufgegeben. Von 2018 bis 2023 hat die Regierung zig Millionen Yuan investiert, um das örtliche Straßennetz zu verbessern. In den Bergen wurden etwa 110 Kilometer befestigte Straßen gebaut. Die Fahrt vom Dorf von Amer Ghaz zum Regierungsgebäude der Gemeinde dauert jetzt nur noch drei Stunden.

Die neuen Straßen sind der chinesischen Kampagne zur Armutsbekämpfung zu verdanken, die auch zu einer erheblichen Verbesserung anderer Infrastruktur und öffentlicher Dienstleistungen geführt hat, darunter Wohnraum, Elektrizität, Bildung und medizinische Versorgung.

Dieses verbesserte Lebensumfeld hat zusammen mit der engeren Kommunikation mit dem Rest der Welt die Erwartungen, die die Einheimischen an ihr Leben haben, verändert.

Als im Februar das Frühlingssemester begann, nahm auch die 15-jährige Ayesha Mamateli, eine Neuntklässlerin der Mittelschule Nr. 15 des Kreises Yecheng, einen kostenlosen, von der Regierung bereitgestellten Bus, um von Xihxu zu ihrer Schule zu fahren.

Obwohl sie noch nie außerhalb des Kreises Yecheng war, hofft sie, in der südwestchinesischen Provinz Yunnan studieren zu können, sagt sie, nachdem sie die Gegend online recherchiert hatte. „Die Berge in Yunnan sind klar und wunderschön, und die Provinz ist immer so schön wie der Frühling.“


Schüler nehmen am 23. Februar am Geographieunterricht in der zentralen Grundschule der Gemeinde Xihxu des Kreises Yecheng im nordwestchinesischen Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang teil. (Foto: Xinhua/Hu Huhu)

Nach Hause zurückkehren und ein neues Zuhause bauen

Nach seinem Abschluss an der Xinjiang Normal University in Urumqi im Jahr 2016 kehrte Azez Turgun in seine Heimatstadt Xihxu zurück, um Kindergärtner zu werden. Seitdem hat er Hunderte von Kindern in den drei Dörfern der Gemeinde unterrichtet.

„Als ich klein war, gab es in meinem Dorf keinen Kindergarten, also gingen wir direkt in die Grundschule. Das bereue ich sehr“, sagt der 28-Jährige.

Aufgrund seiner enttäuschenden Erfahrungen in seiner frühen Schulzeit habe Azez Turgun Lehramt studiert, um den Kindern in seiner Heimatstadt zu helfen. In seinen Kursen unterrichtet er nicht nur den offiziellen Lehrstoff, sondern spricht auch über die Welt und hofft, die Kinder zu inspirieren.

„Weil ich meine Heimatstadt verlassen habe und dann zurückgekommen bin, weiß ich, was ich tun kann, um sie zu einem besseren Ort zu machen“, sagt er.

Viele Menschen aus anderen Teilen Chinas sind ebenfalls nach Yecheng gekommen, um dabei zu helfen. Derzeit arbeiten mehr als 2.800 dieser Lehrer im Kreis.


Guo Xiahui, ein Lehrer aus der nordchinesischen Provinz Shanxi, erteilt am 23. Februar Computerunterricht in der zentralen Grundschule der Gemeinde Xihxu des Kreises Yecheng im nordwestchinesischen Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang. (Foto: Xinhua/Hu Huhu)

Einer unter ihnen ist Ao Yuping. Im Jahr 2018 schloss er sein Studium an der Inner Mongolia Minzu University im nordchinesischen Autonomen Gebiet Innere Mongolei ab und ging von dort weg, um an der zentralen Grundschule der Gemeinde Xihxu zu unterrichten. Letztes Jahr heiratete er die aus Yecheng stammende Akez Tuhti.

„Dies ist meine zweite Heimatstadt, und ich habe keinen Grund, mich auszuruhen“, sagt Ao. An der Schule, an der er unterrichtet, gebe es derzeit 21 Lehrer aus anderen Teilen Chinas.

Nach Angaben des Amts für Bildung von Yecheng hat die Regierung seit 2012 viel in die Bildung im Kreis investiert, darunter in die Talentförderung, den Aufbau der Infrastruktur und Programme zur Verbesserung der Ernährung von Schülern, um die Qualität und die Bedingungen der Bildung vor Ort zu verbessern.

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