Wissenschaftler kommen dem Geheimnis von Long Covid immer näher

Chinesische Wissenschaftler haben entscheidende Fortschritte bei der Erforschung von Long Covid gemacht. Sie entdeckten 23 Biomarker, die mit den anhaltenden Symptomen verbunden sind. Damit könnte der Grundstein für die Behandlung gelegt worden sein.

Eine Gruppe chinesischer Wissenschaftler hat Anhaltspunkte gefunden, die Long Covid erklären könnten. Nach zweijähriger Beobachtung von Covid-19-Patienten konnten wichtige Biomarker entdeckt werden, die bei der Identifizierung von Hochrisikogruppen und der Entwicklung von Therapien helfen können.

Long Covid macht sich vor allem durch anhaltende Symptome wie Müdigkeit, Kurzatmigkeit oder kognitive Störungen auch noch drei Monate nach der Infektion bemerkbar und betrifft nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation etwa 10 bis 20 Prozent derjenigen, die sich mit der Krankheit infiziert haben. Die biologischen Prozesse hinter der Krankheit bleiben weiterhin ein Rätsel.

Für die Studie, die letzte Woche in der Online-Zeitschrift EBioMedicine, einem Ableger von The Lancet, veröffentlicht wurde, untersuchte ein Team chinesischer Forscher 181 Covid-19-Patienten, die zwischen Januar und Mai 2020 aus einem Krankenhaus in Wuhan entlassen wurden, sowie 181 gesunde Personen gleichen Alters und Geschlechts.

Die Forscher sammelten bei drei Nachuntersuchungen in den folgenden zwei Jahren Plasmaproben von den Fallstudien und analysierten die Struktur und Funktion von Blutproteinen.

„Wir haben bei den Covid-19-Patienten in den zwei Jahren nach der Infektion vier Genesungsmodi mit unterschiedlichen biologischen Prozessen identifiziert und so molekulare Erkenntnisse über den möglichen Mechanismus von Long Covid gewonnen“, heißt es in der Studie, die von einem Forscherteam unter der Leitung von Cao Bin, dem Vizepräsidenten des China-Japan Friendship Hospital und renommiertem Experte für Atemwegserkrankungen, veröffentlicht wurde. Zu den weiteren Autoren gehören Forscher des Peking Union Medical College Hospital und des Wuhan Jinyintan Hospital in Wuhan in der Provinz Hubei, wo die ersten inländischen Fälle registriert wurden.

Die Analyseergebnisse ermöglichten es den Forschern außerdem, 23 Biomarker zu identifizieren, die mit anhaltenden Covid-19-Symptomen in Verbindung zu stehen scheinen. Die Identifizierung von Biomarkern ist von entscheidender Bedeutung für die Ermittlung von Personen, die ein höheres Risiko für die Krankheit haben, ebenso für die Bewertung der Ergebnisse einer experimentellen Behandlung.

„In einem Kontext, in dem sowohl die Diagnose als auch die Behandlung von Long Covid eine Herausforderung darstellen, liefern die Ergebnisse Biomarker, die ein präziseres Eingreifen ermöglichen, um die Belastung durch Long Covid zu verringern“, heißt es in der Studie.

Anfang Mai erklärte die Weltgesundheitsorganisation, dass die Covid-19-Pandemie keinen globalen Gesundheitsnotstand mehr darstellt. Wissenschaftler auf der ganzen Welt versuchen währenddessen, die biologischen Faktoren zu verstehen, die mit den verbleibenden Symptomen der Krankheit in Verbindung stehen.

Wang Guiqiang, Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten am Ersten Krankenhaus der Peking-Universität, sagte in einem Interview im Mai, dass die anhaltenden Symptome nach einer Covid-19-Infektion bei den meisten Menschen innerhalb eines Jahres abklingen und dass es keinen Grund gibt, sich über die Krankheit Sorgen zu machen.

„Wir haben während der letzten Welle des Ausbruchs keine große Welle von Patienten mit Long Covid gesehen. Besondere Aufmerksamkeit und Vorsicht ist jedoch bei älteren Menschen geboten, die ein hohes Risiko haben, schwere Krankheiten zu entwickeln, sowie bei Menschen mit schweren chronischen Erkrankungen oder immungeschwächten Gruppen“, sagte er.