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Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer: WIN-WIN für Zukunft der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit

(German.people.cn)  Freitag, 27. Oktober 2023

  

Anlässlich des siebten Deutsch-Chinesischen Automobilkongresses in Jiaxing hat People’s Daily Online mit Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR – Center Automotive Research, ein Interview geführt.

Wann haben Sie zum ersten Mal von der chinesischen Automobilindustrie erfahren? Was war Ihr erster Eindruck zu dieser Zeit? Was sind die offensichtlichsten Veränderungen in Chinas Automobilindustrie im Vergleich zu damals?

2010 sind die chinesischen Autobauer zuerst nach Europa gekommen, zu der internationalen Autoausstellung und damals waren es sehr einfache Fahrzeuge. Fahrzeuge, die verbesserungsfähig waren. Das war der erste Eindruck. Heute, bei der letzten Autoausstellung in München, IAA in München, waren alle begeistert. BYD, Chery, die anderen Autobauer, die da waren – Hochtechnologie.

China ist derjenige, der dieses Elektroauto – das neue Auto – sehr, sehr gut beherrscht. Da können wir in Deutschland davon lernen. Früher war es umgekehrt. Das zwote Thema ist das smart Cockpit: die Intelligenz vom Fahrzeug, dieses softwaregetriebene Fahrzeug. Da ist China heute ebenfalls unendlich weit vorne. Das heißt wir, die deutschen Autobauer, die deutschen Zulieferer, wir sind nicht mehr die Lehrmeister von China, sondern wir sind die Schüler von China, denn in China ist die Technologie sehr weit vorangeschritten und gemeinsam, in Kooperationen, können wir schauen, das wir das in der Zukunft gemeinsam weiterverbessern.

Ihr Präsentationsthema der diesjährigen Konferenz lautet „Win-Win für Zukunft“, was halten Sie von diesem Thema? Welche Bedeutung hat dieses Thema Ihrer Meinung nach sowohl für China als auch für Deutschland und für die Welt?

Das ganz große Thema für die Zukunft China-Deutschland, auch für die Welt, wird sein, dass man noch enger zusammenarbeitet, denn wenn man noch enger zusammenarbeitet, kann man auf der einen Seite Kosten sparen und größere Volumen, größere Produktionszahlen erreichen. Und damit kann man mehr Menschen ermöglichen, kostengünstigere Autos zu kaufen. Die Ökonomen nennen dies „Economies of scale“. China ist der weltgrößte Automobilmarkt der Welt. Irgendwann, 2030 wird China 35 Prozent des Weltmarktes ausmachen – Fahrzeuge, die verkauft werden. Von daher ist es ganz, ganz wichtig, dass wir mit China zusammenarbeiten, um diese „Scale economies“, diese Größenvorteile, gewinnen zu können. Das ist auf der einen Seite die Größe des Marktes und auf der anderen Seite die Innovationen, die wir in China sehen: Innovationen bei den Batterien. China ist führend, weltweit führend in der Technologie und in der Produktion von Lithium-Ionen-Batterien. Das gleiche gilt bei Software. Das heißt, auch das müssen wir zusammenbringen. Auch da können wir jetzt „Scale economies“ gewinnen. Aber nicht aus der Economy, sondern aus dem Thema, wo Fortschritt und Technik mit dabei ist, also aus der Innovation, und deshalb glauben wir, dass sich auch die Autobauer, die Marken neu erfinden werden. Die werden sich in der Weise neu erfinden, dass die Huaweis, dass die Baidus, dass die Googles und die Autobauer sehr eng zusammenwachsen, enger zusammenwachsen und dann das neue Auto so bauen, dass man nicht mehr die Vielfalt in der Karosserie, wie wir sie heute hatten, brauchen, sondern die Vielfalt in der Software.

Das zukünftige Luxusauto: Luxus ist in der Zukunft Softwarefunktionen, die ich im Fahrzeug habe, die mein Nachbar nicht hat. Die ich dann kaufen werde. Da können wir mit China unendlich viel gemeinsam tun, denn in China gibt's die Horizon Robotics, in China gibt´s die Huaweis, in China gibt’s die Hisense – die bauen dieses intelligente Auto, und unsere Designer, Ingenieure haben Informationen, Kenntnis und Wissen davon, wie man dieses neue Auto den Kunden sympathischer macht.

Welche Ergebnisse wurden im vergangenen Jahr im Bereich der Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland im Automobilbereich erzielt? Was sind die Pläne der deutschen Seite, um die Zusammenarbeit in diesem Bereich in Zukunft zu vertiefen?

Die deutschen Autobauer haben große Pläne mit China, weil ohne China ist man nicht im Autogeschäft. BMW hat weltweit sein zweitgrößtes Entwicklungszentrum in China, nicht in den USA, nicht in irgendeinem anderen Land, sondern in China. Und so geht es bei den Autobauern weiter, so geht es auch bei den Zulieferern weiter. Die Welt wächst zusammen. Wir brauchen in der Zukunft nicht mehr so stark die Exporte, sondern wir arbeiten in China. Die Chinesen arbeiten bei uns – BYD, CATL und wie sie heißen – und das ist ganz, ganz wichtig. Wichtig ist aber auch, dass dieses gute Klima durch Politik nicht vergiftet wird. Derzeit hat die EU-Kommission eine Studie in Auftrag gegeben, die herausfinden soll, ob chinesische Autobauer ungerechtfertigte Kosten- und Preisvorteile erhalten von der Regierung. Das ist sehr, sehr gefährlich. Wir gehen davon aus, dass man, wenn man so eine Studie in Auftrag gibt – von der Kommissionspräsidentin –, dass man heute schon Aktionen machen will, vermutlich Strafzölle. Es ist schädlich, in großem Maße schädlich für die deutsche Autoindustrie und in großem Maße schädlich auch für unsere Zusammenarbeit zwischen China (und Deutschland, Anm. d. Red.), denn wir sind der Meinung, dass diese Kostenvorteile, die die Chinesen haben, in mehreren Perioden in 20, 30 Jahren aufgebaut worden sind. Das heißt, es sind keine wettbewerbsgefährdenden Kostenvorteile, sondern es sind natürliche Wettbewerbsvorteile, die sich das Land aufgebaut hat. Dadurch, dass man lange in Batterien investiert hat, in Forschung in Batterien, in Innovationen investiert hat – das gleiche in Software.

Also, wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass wir dieses Schreckgespenst Handelskrieg vermeiden und wir sollten alle darauf hinwirken, auch wir in Deutschland, ganz besonders in Deutschland, dass die EU-Kommission unsere Zusammenarbeit nicht zerstört.

Steht die traditionelle deutsche Automobilindustrie mit dem Aufkommen von Elektrofahrzeugen unter dem Druck des verschärften Wettbewerbs und der Anpassung ihres Geschäftsmodells? Welche Rolle spielt vor diesem Hintergrund die chinesisch-deutsche Zusammenarbeit im Automobilsektor?

Schauen sie, wenn wir in das Elektroauto gehen, ist die wichtigste Komponente im Elektroauto die Batterie. Die macht bis zu vierzig Prozent der Kosten aus. Ohne moderne Batterie können sie kein Elektroauto bauen. In China werden Batterien gebaut im großen Maßstab, Hochtechnologiebatterien, und diese Batterien gehen auch in die Fahrzeuge, die die deutschen Autobauer in Deutschland oder in China bauen, ein. Ohne die chinesischen Batterien wären wir heute schwach im Automobilgeschäft bei Elektroautos. Die erste große Zellfabrik in Deutschland für Lithium-Ionen-Batterien ist in Arnstadt entstanden, durch CATL. Ohne die Investitionen von chinesischen Unternehmen in Europa, in Deutschland, wären wir schwach. Wir könnten im Wettbewerb um die Elektroautos nicht mit BYD konkurrieren, nicht mit Tesla konkurrieren, wenn wir diese Stärken der chinesischen Wirtschaft und der Batterietechnologie nicht nutzen könnten.

Was halten Sie von der jüngsten Ankündigung der Europäischen Union, eine Antidumpinguntersuchung gegen chinesische Elektrofahrzeuge einzuleiten? Welche Auswirkungen hat eine solche Untersuchung auf die bilateralen Handelsbeziehungen zwischen China und Deutschland im Automobilsektor?

Was die EU-Kommission und die Präsidentin, die Frau von der Leyen, in Auftrag gegeben hat, ist hochgefährlich und kann dazu führen, dass die gute Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland zerstört wird. Die EU-Kommissionspräsidentin schädigt die deutsche Automobilindustrie nachhaltig mit ihrem Verhalten, denn dadurch, dass sie die Studie in Auftrag gegeben hat, hat sie im Prinzip schon ein Vorergebnis – in Deutschland sagt man präjudiziert – also vorgegeben. Wir gehen davon aus, dass mit großer Wahrscheinlichkeit ein Ergebnis kommt, das sagen wird: es werden ungerechte, ungerechtfertigte Preisvorteile gegeben, Subvention gegeben – und es ist falsch, denn alles, was wir von China, auch heute bei diesem wichtigen Kongress gesehen haben, ist, dass China über Jahrzehnte natürliche Wettbewerbsvorteile aufgebaut hat. So wie die Deutschen natürliche Wettbewerbsvorteile haben beim Verbrennungsmotor. Den haben sie über Jahrzehnte gebaut, Jahrzehnte ausgebaut und auch in der Forschung dort hinein investiert. So ist es jetzt mit den Elektroautos.

In China, von daher ist das, was man in Brüssel macht, gefährlich und zerstört die Zusammenarbeit (mit, Anm. d. Red.) Europa und birgt das ganz große Risiko, das wir in Handelskriege gehen und der ganz große Verlierer wäre die deutsche Automobilindustrie. Die Zukunft der deutschen Automobilindustrie ist gefährdet durch die Aktion der EU-Kommission, durch die Aktion der Frau von der Leyen.

Sie haben während dieser China-Reise bereits mehrere chinesische Städte und chinesische Automobilunternehmen besucht. Wie beurteilen Sie den aktuellen Entwicklungsstand chinesischer Automobilunternehmen, insbesondere der Unternehmen im Bereich der Neue Energie-Fahrzeuge?

Also wir schauen in Deutschland mit sehr großer Hochachtung auf BYD, auf Geely, auf Great Wall, auf SAIC mit Rover und MG und die anderen Unternehmen, weil sie beim Elektroauto weiter sind als wir. Sie sind schneller als wir und wir glauben, dass wir durch Zusammenarbeit besser werden können, mehr lernen können, deshalb macht Mercedes die Zusammenarbeit beim Smart mit Geely oder BMW mit Great Wall für den Mini. Das heißt, wir lernen gemeinsam, wir werden besser und es ist beeindruckend, was die chinesische Automobilindustrie in den letzten zehn Jahren, 15 Jahren geleistet hat.

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