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Ausstellung zur Teekultur im Palastmuseum Beijing

(German.people.cn)  Mittwoch, 25. Oktober 2023

  

Tee, nach Wasser das am häufigsten konsumierte Getränk der Welt, zählte in China in der Antike neben Feuerholz, Reis, Öl, Salz, Essig und Sojasoße zu den sieben unverzichtbaren Dingen des Alltags.

Seit der Entdeckung des Teebaums vor Tausenden von Jahren ist das Getränk ein fester Bestandteil des Alltagslebens und hat eine einzigartige Kultur hervorgebracht.

Wie konnte ein so winziges Blatt einen solch großen Einfluss erzielen? Eine laufende Ausstellung zur Teekultur im Palastmuseum Beijing versucht, eine Antwort darauf zu finden, indem es Besuchern einen umfangreichen Blick auf das Getränk erlaubt.

„Die Welt des Tees: Sonderausstellung zur Teekultur“ zeigt 555 Objekte, die mit Teekultur im Zusammenhang stehen. Viele davon sind Leihgaben von Museen außerhalb Chinas, z. B. von der Eremitage in Sankt Petersburg, vom Victoria and Albert Museum in London und vom Nationalmuseum Tokio.

Die Ausstellung zeigt den Ursprung der chinesischen Teekultur, die Philosophie dahinter, ihren weitreichenden Einfluss, ihre Verbindungen mit anderen Kulturen und ihre Entwicklung in der modernen Zeit auf.

Wang Guangyao, Kurator der Ausstellung, der auch Forscher am Palastmuseum ist, sagt, er habe die Idee für die Ausstellung vor zehn Jahren gehabt und er und sein Team hätten diese fünf Jahre lang vorbereitet.

„Es geht nicht bloß ums Teetrinken und die Kultur, die dahinter steckt. Wir möchten auch die Verbindung zwischen Menschen und der Welt durch das Medium Tee darstellen“, sagt Wang, der auch ein erfahrener Archäologe ist.

Im ersten Teil der Ausstellung sind viele Objekte zu sehen, die von Ausgrabungsstätten stammen und den Ursprung und die Entwicklung der Teekultur in China veranschaulichen.

Diese werden häufig mit dem Mythos von Shennong in Verbindung gebracht, der als Erfinder der Landwirtschaft und traditionellen chinesischen Medizin gilt, und von dem behauptet wird, in der Antike den medizinischen Nutzen von Teeblättern entdeckt zu haben. Wurzeln von Teebäumen, die in der Ausgrabungsstätte Tianluoshan in Yuyao in der Provinz Zhejiang gefunden wurden, haben den Beginn des Teeanbaus 6.000 Jahre in die Vergangenheit verschoben.

Eine Schale mit Resten von Teeblättern, die in einem Grab in Zoucheng in der Provinz Shandong entdeckt wurde, beweist, dass Menschen bereits vor 2.400 Jahren Tee tranken. Ob Tee damals aus medizinischen Gründen oder als Getränk getrunken wurde, muss noch geklärt werden.

Seit der Zeit der Han-Dynastie (206 v. Chr.-220 n. Chr.) haben sich je nach Lebensstil der verschiedenen Dynastie unterschiedliche Methoden der Teezubereitung entwickelt: vom Kochen und Braten über das Zermahlen der Teeblätter zu Pulver zum Aufgießen mit heißem Wasser.

Viele der ausgestellten Objekte zeigen, dass Tee bereits in der Zeit der Tang-Dynastie (618-907) ein beliebtes Getränk war. Anhand exquisiter Teesets aus dieser Zeit und alten Gemälden, die Veranstaltungen von Angehörigen elitärer Kreise abbilden, wird deutlich, dass Tee vor allem von der Oberschicht und der kaiserlichen Familie geschätzt wurde.

Auf dem Gemälde „Teetasse und Untertasse haltendes Dienstmädchen“ aus der Zeit der Tang-Dynastie wartet ein Dienstmädchen darauf, ihrem Herrn Tee zu servieren. Das Gemälde, das in einer Grabstätte in Turfan im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang gefunden wurde, zeigt auf lebhafte Weise, dass es vor mehr als 1.000 Jahren in Westchina üblich war, Tee zu trinken.

Wang sagt, dass das Teetrinken nicht nur die Zubereitung und schöne Utensilien beinhalte, sondern auch die Art und Weise, wie Chinesen mit der Außenwelt agieren, widerspiegele.

In einem Teil der Ausstellung, die den Namen „Auf dem Weg des Tees wird Harmonie bewahrt“ trägt, wird diese Philosophie anhand von Gemälden, Schriftstücken, Teesets und sogar einem nachgebauten kaiserlichen Teehaus veranschaulicht.

Das chinesische Schriftzeichen für Tee besteht aus drei Teilen. Der obere steht für „Gras“, der mittlere verkörpert eine Person und der untere stellt einen Baum dar: Eine Person, die zwischen Gras und Bäumen steht und Tee zubereitet.

„Das chinesische Schriftzeichen für Tee veranschaulicht die Verbindung der Menschen mit der Natur. Vom Blatt zum Getränk verwandeln wir ein Geschenk der Natur in eine Quelle des geistigen Genusses“, sagt Wang.

Die Kunst und Praktik des Teetrinkens ist viel mehr als Blätter in einer Tasse heißen Wassers einzuweichen. Die alten Chinesen benutzten den Begriff Chadao, „der Weg des Tees“, um ihr Streben nach einem Leben in Gnade und Dankbarkeit sowie nach einem ausgeglichenen und harmonischen Verhältnis zur Natur und zur Welt zu würdigen.

„Chinesen streben nach einer Existenz im Einklang mit der Natur; das kann man daran erkennen, wie sie Tee im Alltag trinken“, fügt Wang hinzu.

Auf einigen von Meistern der Tuschemalerei gemalten antiken Rollbildern sind Literaten, Angehörige der oberen Gesellschaftsschicht in China, zusammen mit Gleichrangigen in reich verzierten Teehäusern zu sehen, die Tee genießen, Kalligrafien und Gemälde bewundern und sich unterhalten. Die Teehäuser sind entweder in Gärten gebaut oder versteckt in den Bergen.

„Die Literaten genossen den Tee lieber an natürlichen Orten, um ihren Geist zu reinigen. Ab der Zeit der Song-Dynastie (960-1279) war der Bau von Teehäusern in der Oberschicht eine Mode“, sagt Shan Yingying, wissenschaftliche Assistentin im Palastmuseum, und fügt hinzu, dass Teepartys oft in Teehäusern mit malerischer Aussicht stattfanden.

Für die Ausstellung wurde ein Teehaus des Kaisers Qianlong aus der Zeit der Qing-Dynastie (1644-1911) nach einem Gemälde des Kaisers nachgebildet, um Besuchern die Möglichkeit zu geben, die alte Teekultur kennenzulernen. Figurinen von Teegöttern, Porzellantassen, Blau-weiß-Teekannen, antike Jade aus der Jungsteinzeit und antike Bronzen werden mit einem runden Tisch, der im westlichen Stil gestaltet ist, geschickt präsentiert.

Kaiser Qianlong, ein eingefleischter Teeliebhaber, baute in Peking mehr als ein Dutzend Teehäuser an verschiedenen Orten mit Ausblick.

„Das Teehaus des Kaisers ist der Zusammenschluss verschiedener Kulturen. Es spiegelt auch die Offenheit und Toleranz der chinesischen Kultur wider“, sagt Shan.

Viele Gemälde, Schriftstücke und Utensilien stellen die Teekulturen anderer ethnischer Gruppen in vergangenen Zeiten dar. Es sei interessant, dass die Teekultur und die Art, Tee zu trinken, unabhängig davon, welcher Gruppe die Menschen angehörten, letztlich fast gleich geworden seien, fügt Shan hinzu und merkt an: „Aus der Perspektive der Teekultur können wir erkennen, dass die Entwicklung der chinesischen Kultur vielfältig und eingebunden ist“.

In der Abteilung „Teestraßen, die sich auf die Welt erstrecken“ sind viele Teeartikel ausgestellt, die als Geschenke aus anderen Ländern an die kaiserliche Familie in der Verbotenen Stadt geschickt wurden. Teesets aus Britannien, Japan und Russland zeigen, wie sich die Teekultur auf andere Teile der Welt ausbreitete und wie Menschen anderswo Tee tranken.

„Auf einigen Emaille-Teekannen sind chinesische Figuren oder Elemente aufgemalt. Bei Teezeremonien in der Verbotenen Stadt wurden häufig Gegenstände aus dem Westen verwendet. Es war eine Form des Austauschs und der kulturellen Kommunikation“, sagt Wang.

Neben den Utensilien und Gemälden können Besucher auch Tee riechen, berühren und genießen. Während der Duft von Tee die Ausstellungshalle erfüllt, werden auch Dutzende Teeziegel unterschiedlicher Größe und Form ausgestellt, die an verschiedenen Orten hergestellt und während der Zeit der Qing-Dynastie von Beamten an die kaiserliche Familie geschickt wurden. Besucher können in einem modernen Teehaus Platz nehmen, verschiedene Blattsorten begutachten und zum Schluss eine Tasse trinken.

„Wir möchten, dass unser Publikum vollständig in die Ausstellung eintaucht, deshalb haben wir Interaktionsräume eingerichtet“, sagt Wang.

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