Ein renommierter Ökonom der Peking-Universität machte jüngst klar, dass China nicht dem Schuldenbeispiel von Japan aus den 1990ern folgen werde. Stattdessen setze das Land weiterhin auf industrielle Modernisierung und Innovation.
Ein Containerschiff wird am internationalen Containerterminal des Hafens in Tianjin entladen. (Foto vom 11. April, Zhao Zishuo/Xinhua)
China werde nicht in die Fußstapfen Japans aus den 1990er Jahren treten und in eine so genannte „Bilanzrezession“ geraten, die dadurch gekennzeichnet war, dass das Einkommen zur Schuldentilgung und nicht zum Konsum verwendet wird, so ein führender Wirtschaftswissenschaftler.
In einem Exklusivinterview mit China Daily sagte Justin Yifu Lin, Dekan des Instituts für Neue Strukturökonomie an der Peking-Universität, dass die chinesische Wirtschaft trotz einiger Schwierigkeiten, wie etwa der Verschuldung im Immobiliensektor, dank der endogenen Stärke von Faktoren wie dem riesigen Binnenmarkt und der zunehmenden Innovationsfähigkeit gut gerüstet sei, um sich zu erholen, ein „dynamisches“ Wachstum zu erleben und einen großen Beitrag zur globalen Wirtschaftsentwicklung zu leisten.
„Wenn das Einkommen nicht wächst und die Verschuldung sehr hoch ist, werden die Schuldenzahlungen zu einer Belastung, die Haushalte und Unternehmen dazu zwingt, Investitionen und Konsum einzuschränken, um Kredite zurückzuzahlen, was zu einem schleppenden Wirtschaftswachstum führt“, erklärte Lin, ein ehemaliger Senior-Vizepräsident und Chefökonom der Weltbank.
Die Verschuldung Chinas sei im Vergleich zu vielen anderen Ländern der Welt aber nicht so hoch, und, was noch wichtiger sei: Das Einkommen der Chinesen steige dank aufstrebender Industrien und industrieller Modernisierungen weiter an, sagte er.
„Die entscheidende Frage ist, ob wir in der Lage sein werden, weiterhin ein dynamisches Wachstum zu haben. Im Falle Japans hat man nach dem Plaza-Abkommen freiwillig oder unfreiwillig die Halbleiterindustrie aufgegeben, und in Japan ist danach keine neue Industrie entstanden“, erinnerte Lin.
„Ich bin sicher, dass China weiterhin technologische Innovation und industrielle Modernisierung betreiben wird, um die Produktivität zu erhöhen, und damit werden auch die Einkommen der Haushalte und die Gewinne der Unternehmen steigen.“
Lin ist der Ansicht, dass die derzeitigen Schwierigkeiten der chinesischen Wirtschaft hauptsächlich auf das externe Umfeld zurückzuführen seien. Das schleppende globale Wirtschaftswachstum dämpfe die Nachfrage nach chinesischen Produkten, was sich auf die inländischen Investitionen und den Verbrauch auswirke. Er schlug den chinesischen Behörden vor, das Haushaltsdefizit auszuweiten und die Geldpolitik zu lockern, um Investitionen, Konsum und die Schaffung von Arbeitsplätzen anzukurbeln und das Vertrauen zu stärken.
Der Wirtschaftswissenschaftler fügte hinzu, dass China trotz der Versuche westlicher Länder, insbesondere der USA, Chinas Position in den globalen Industrie- und Versorgungsketten durch Handelsbeschränkungen zu schwächen, mittlerweile ein Stadium erreicht habe, in dem es in der Lage sei, genügend Ressourcen und Talente zu mobilisieren, um in diesen Bereichen (in denen es mit den Handelsbeschränkungen westlicher Länder zu kämpfen hat) neue Durchbrüche zu erzielen.
„Huawei ist ein sehr gutes Beispiel. Huawei kann diese Chips nicht von US-Unternehmen importieren, aber wie Sie sehen, hat Huawei bereits Durchbrüche erzielt. Ich denke, dass die Geschichte, die für Huawei gilt, auch auf andere Sektoren in China anwendbar sein wird“, betonte Lin.
Handel sei für jedes Land eine Win-win-Situation, sagte er und fügte hinzu, der beste Weg für China, den Handelsbeschränkungen und anderen Eindämmungsversuchen der USA und anderer Länder zu begegnen, sei die Aufrechterhaltung von Stabilität, Wachstum und Offenheit durch technologische Innovation und industrielle Modernisierung, um den heimischen Markt zu erweitern und sich gleichzeitig weiter für den Rest der Welt zu öffnen.
„Wir haben die Absicht, Frieden und Stabilität in der Welt zu erhalten, und wir wollen auch zu Stabilität und Wachstum in der Welt beitragen“, betonte er.
„Solange wir unsere Dinge richtig machen und unsere Stabilität und unser Wachstum aufrechterhalten, denke ich, dass wir durch die Öffnung unserer Wirtschaft für die Welt, Freunde für jeden in der Welt sein werden.“