In den letzten Jahren gab es in China eine wachsende Präferenz für New Energy Vehicles (Fahrzeuge mit alternativer Antriebstechnik, NEVs), wie aus den jüngsten Daten hervorgeht.
Nach Angaben der China Association of Automobile Manufacturers erreichten die Produktion und der Verkauf von NEVs im August Stückzahlen von 843.000 bzw. 846.000, was einem Anstieg von 22 Prozent bzw. 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht.
In den ersten acht Monaten beliefen sich die Zahlen auf 5,43 Millionen bzw. 5,37 Millionen, was 36,9 Prozent bzw. 39,2 Prozent mehr sind als im Vorjahr.
Der aufstrebende Markt verdankt seinen Erfolg zu einem großen Teil den beeindruckenden Fortschritten chinesischer NEV-Unternehmen bei der Verbesserung des Fahrerlebnisses durch technologischen Fortschritt, weshalb NEVs immer attraktiver werden.
Fortschrittliche Akkutechnologie
Laut Daten der China Passenger Car Association zu Verkäufen von NEVs im ersten Halbjahr 2023 erreichen viele der meistverkauften Modelle mit einer einzigen Akkuladung mittlerweile eine Reichweite von bis zu 600 Kilometer und sind Verbrennungsmotoren damit ebenbürtig. Dies stellt eine erhebliche Verbesserung gegenüber 2020 dar, als die Reichweite der meisten der meistverkauften NEVs in China etwa 300 Kilometer betrug.
Dieser Anstieg der Fahrleistungen von NEVs ist auf die rasanten Fortschritte in der chinesischen Akkutechnologie zurückzuführen, bei der der Schwerpunkt auf größerer Kapazität, größerer Reichweite, erhöhter Sicherheit und geringeren Kosten liegt.
Laut einem Bericht von Elsevier, einem weltweit tätigem Informationsanalyseunternehmen, leistete China 2021 mit Abstand den größten Beitrag zur weltweiten Forschung zu sauberer Energie, wobei sein größter Themencluster – gemessen an der Anzahl der Veröffentlichungen – Lithiumlegierungen, Akkumulatoren und Batterien waren. Dem Bericht zufolge war China auch dreimal stärker auf diesen Cluster spezialisiert als der weltweite Durchschnitt.
Chinas große Akkuhersteller entwickeln ständig neue Technologien und wenden diese auf ihre Produktion an. BYD, einer der größten Hersteller von NEVs und Akkus in China, hat 2020 den Blade-Akku erfunden. Bei diesem handelt es sich um eine neue Generation von Lithium-Eisenphosphat-Akkus, die die Sicherheit und Energiedichte von Akkus durch das optimale Strukturdesign erhöhen. Dieser hat auch eine der strengsten Sicherheitsbewertungen der Branche, den Nagel-Penetrationstest, bestanden.
Im Jahr 2023 sind Blade-Akkus nicht nur für die NEVs von BYD verfügbar, sondern auch für die anderer Hersteller, darunter das Model Y von Tesla.
Neben Lithium-Ionen-Akkus liegt der Fokus der Branche bei der Vermarktung auf Natrium-Ionen- und Lithium-Schwefel-Akkus sowie anderen aus günstigeren Rohstoffen hergestellten Akkus.
Ultra-schnelles Aufladen
Contemporary Amperex Technology Co., Ltd. (CATL), ein führender chinesischer Akkuhersteller, hat im August seinen ultra-schnell ladenden Akku „Shenxing“ auf den Markt gebracht. Nach einem zehnminütigen Ladevorgang bei Zimmertemperatur bietet der Akku bis zu 400 Kilometer Reichweite. „Shenxing“, der zur Familie kostengünstiger Lithium-Eisenphosphat-Akkus gehört, nutzt die superelektronische Netzwerkkathodentechnologie und ein vollständig nanokristallisiertes Lithium-Eisenphosphat-Kathodenmaterial, um ein superelektronisches Netzwerk zu bilden, das die Extraktion von Lithiumionen und die schnelle Reaktion auf Ladesignale erleichtert. Darüber hinaus kommt eine Technologie zur Steuerung der Zelltemperatur zum Einsatz, um sicherzustellen, dass sich die Zellen schnell auf die optimale Betriebstemperatur erwärmen, wodurch eine 80-prozentige Aufladung in nur 30 Minuten bei Temperaturen von bis zu minus zehn Grad Celsius möglich ist.
Der Einsatz von Hochleistungsladegeräten für NEVs sei in der Branche zu einem Konsens geworden, so Ouyang Minggao, Experte für neue Energieversorgungssysteme und Professor an der Tsinghua-Universität.
Die 800-Volt-Elektroplattform unterstützt das Schnellladen mit 350 Kilowatt, wobei der Akku den höchsten Ladestandard 4C erfüllt. Das bedeutet, dass er in nur 15 Minuten vollständig aufgeladen werden kann.
Laut Ouyang können NEVs nach einer Ladezeit von fünf Minuten dank dieser Technologien 200 Kilometer zurückzulegen – ähnlich dem Auftanken bei Verbrennern.
Intelligentes Fahren
Um die Angst vor zu niedriger Kilometerleistung zu nehmen, muss die Lücke zwischen NEVs und Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor geschlossen werden.
NEV-Hersteller haben mit Hightech-Unternehmen wie Tencent und Baidu zusammengearbeitet, um modernste Technologien in die Fahrzeuge einzuführen. Eines der jüngsten Beispiele ist Aito, eine NEV-Marke, die gemeinsam von Huawei und dem in Chongqing ansässigen Autohersteller Seres Group entwickelt wurde. Anfang September brachte das Unternehmen das SUV „M7“ auf den Markt. Das neue M7 ist mit bis zu 27 Sensoren ausgestattet, darunter einem LiDAR, drei Millimeterwellen-Radargeräten, zwölf Ultraschall-Radargeräten und elf hochpräzisen Kameras, die eine 360-Grad -Ansicht der Straßenverhältnisse ermöglichen.
Die von Sensoren gesammelten Verkehrsinformationen werden an Bord des Fahrzeugs verarbeitet, um intelligente Funktionen wie aktive Sicherheit, intelligentes Parken und autonome Fahrassistenz zu realisieren und so die Ermüdung der Fahrer bei Langstreckenfahrten zu reduzieren.
He Rongliang, Forscher am China-Center for Information Industry Development, sagte, dass Chinas NEV-Hersteller einen Wandel von traditioneller mechanischer Hardware hin zu elektronischen Geräten und Software vorantreiben und bei Technologien wie LiDAR, leistungsstarken On-Board-Chips, präziser Kartierung, Algorithmen, Datenverarbeitungsplattformen und Assistenzsystemen Fortschritte machen würden.
Ein weiteres Beispiel ist das SUV „G9“, das kürzlich vom NEV-Start-up XPENG auf den Markt gebracht wurde. Das Modell verfügt über das Navigation Guided Pilot (NGP)-System von XPENG, das automatisiertes Fahren auf städtischen Straßen ermöglicht, einschließlich Spurverfolgung, navigierte Spurwechsel und Überholen. Das NGP-System ist außerdem in der Lage, Verkehrssignale an Kreuzungen zu erkennen, sicher durch diese zu navigieren und Fußgängern und nicht motorisierten Fahrzeugen auszuweichen.
Laut Ouyang erfordert die Weiterentwicklung intelligenter Fahrzeuge Big Data, künstliche Intelligenz, Cloud-Computing und weitere Technologien. Infolgedessen würden diese Mobiltelefone als größte intelligente Terminals ersetzen.