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In Hongkong gibt es Tee für jeden Geschmack

(German.people.cn)  Dienstag, 26. September 2023

  

Für einen Fremden in Hongkong ist es nicht schwierig, Tees zu finden, die ihm zusagen, denn die Metropole, die sich durch ihre kulturelle Vielfalt und den Beitrag ihrer verschiedenen ethnischen Gemeinschaften auszeichnet, hat eine ganze Menge Teegetränke zu bieten.

Milchtee nach Hongkonger Art ist das lokal einzigartigste und verdient es vor allen anderen probiert zu werden. Laut offizieller Daten konsumieren die mehr als 7 Millionen Einwohner Hongkongs 2,5 Millionen Tassen Milchtee pro Tag.

Traditioneller Milchtee

Lan Fong Yuen ist für seinen klassischen Milchtee nach Hongkonger Art bekannt, der auf der Speisekarte häufig mit Arme Ritter oder Schweinekotelett-Brötchen zu finden ist. Der im Bezirk Central gelegene Tearoom, auf Kantonesisch „Cha Chaan Teng“, stellte im Jahr 1952 erstmals eine Teezubereitungstechnik in acht Schritten vor, der er – einschließlich der Handarbeit – bis heute treu geblieben ist.

Auch Lan Fong Yuens alter Dai Pai Dong (Essstand im Freien) befindet sich heute noch in der Gage Street, an dem sich oft eine lange Schlange bildet – mit Touristen oder Hongkonger Persönlichkeiten, die den alten Geschmack Hongkongs kennenlernen oder sich diesen in Erinnerung rufen möchten.


Am 18. August 2018 fand  der internationale Wettbewerb um den „Goldenen Teekönig" (Milchtee nach Hongkonger Art) im Rahmen der 10. Hong Kong International Tea Fair im Hong Kong Convention and Exhibition Center statt. Am Ende gewann Ye Dasheng aus Hongkong den Titel „Goldenen Teekönig". Das Bild zeigt Ye Dasheng beim Wettbewerb. (Foto: Zhang Wei/ China News Service)

Milchtee nach Hongkonger Art ist berühmt für seine reiche, cremige und aromatische Mischung aus schwarzem Tee und Kondensmilch. Die aktuelle Version von Lan Fong Yuen basiert auf einem Rezept, das seit über 20 Jahren unverändert ist: unterschiedliche Schwarztees aus Sri Lanka und milchfreier Kaffeeweißer.

Lam Chun-chung, Restaurantinhaber der zweiten Generation, der das Rezept entwickelt hat, sagt: „Das Rezept wurde nach vielen Versuchen mit unterschiedlichen Zutaten und verschiedenen Anteilen verbessert, und ich habe viele Leute eingeladen, um zu probieren und ihre Meinung zu äußern“.

„Milchfreier Kaffeeweißer wurde einfach wegen des Geschmacks ausgewählt“ und die Zugabe von Zucker sei für Kunden schon immer eine Option gewesen, fügte er hinzu.

Milchtee nach Hongkonger Art wird mithilfe eines Filterbeutels mehrmals aufgegossen, um das Aroma des Tees hervorzuheben. Mit der Zeit verfärbt sich der weiße Stoffbeutel und wird braun, daher hat der Milchtee den Spitznamen „Seidenstrumpf“.

2017 wurde die Zubereitungstechnik des Milchtees nach Hongkonger Art in das erste Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes von Hongkong aufgenommen, was auf den bewährten Geschmack und die Beliebtheit des Kultgetränks inmitten der Menge lokaler Trinkgewohnheiten hinweist. Die Hongkong Post gab im Juli 2023 sogar Sonderbriefmarken zu diesem Thema heraus.

Der Milchtee wird offiziell als „das Resultat einer jahrhundertealten Weiterentwicklung des englischen Milchtees“ beschrieben. Die Zubereitungstechnik verkörpert nicht nur die Verschmelzung und Entwicklung von Hongkongs Esskultur, bei der Ost und West aufeinandertreffen, sondern sie ermöglicht auch einen Einblick, wie die Einheimischen in Hongkong leben und essen.

Lan Fong Yuens Milchteegeschäft spiegelt den wirtschaftlichen Erfolg Hongkongs wider, der in den 1950er Jahren aus dem Nichts begann, als eine Politik eingeführt wurde, die das Geschäft mit Essständen förderte, um für Arbeitsplätze und günstige Mahlzeiten zu sorgen.

Lam, der mit 68 Jahren fast genauso alt wie das Restaurant ist, sagt, dass die Kunden anfangs meist Nachbarn gewesen seien und am Nachmittag nach und nach auch Arbeiter kamen. Mit der späteren Entwicklung des Bezirks Central seien viele Büroangestellte dazugekommen. In den letzten Jahren würde man viele Touristen, vor allem aus Südostasien, aber auch vom chinesischen Festland hier sehen.

Hongkongs Teepause mit Milchtee gegen 15:15 Uhr geht auch auf den englischen Afternoon Tea zurück, sagt Wong Ka Wo, Vorsitzender der Association of Coffee and Tea of Hong Kong (ACTHK), dessen Vater in den 1930er Jahren ein lokales Unternehmen für den Handel mit schwarzem Tee und Kaffee gründete.

Abwechslungsreiche Teegtränke

Hongkongs kleine Straßenteestände bieten eine große Auswahl an Teegetränken, einschließlich Milchteevarietäten, die in Hongkong und an anderen Orten entstanden sind, sowie pure Tees und Bubble- und Früchtetees. Viele davon zeugen vom schnelllebigen Lebensstil und den Ernährungstrends dieser modernen Stadt.

Der klassische englische Afternoon Tea, der dem Milchtee nach Hongkonger Art lange vor der Rückgabe Hongkongs an China im Juli 1997 gewichen ist, wird heute hauptsächlich in großen Hotels serviert. Einige davon sind bekannt für raffinierte Teekuchen oder für eine ausgesprochene Förmlichkeit wie Live-Streichmusik, strikten Dresscode, hergebrachte englische Teatime-Snacks sowie leichte südostasiatische Erfrischungsgetränke, die daran erinnern, dass Hongkong ein Tor nach Südchina ist.

Inmitten des Hongkonger Hochhausdschungels bieten einige der japanischen Teehäuser ausschließlich in Japan hergestellte Tees an. Indische Restaurants im Bezirk Central hingegen erfrischen ihre Kunden mit einem köstlichen Masala Chai, einem Getränk, das ein Aroma aus verschiedenen Zutaten wie Zimt und Kardamom aufweist.

Wenn man Tee als puren Tee genießen möchte, sind einige chinesische Teeläden, die seit den 1930er Jahren in Sheung Wan betrieben werden, eine gute Wahl. Diese Geschäfte sind stolz auf ihre fermentierten Tees alter Marken, bei denen ausgewählte Blattees vom chinesischen Festland mit lokaler Holzkohlefeuerung nach althergebrachter Methode kombiniert werden. Wenn man dort einen Tee schlürft, genießt man seine Reinheit, Frische und sanften Duft.

Chinesische Teekultur

Ein anderer wundervoller Ort, um Tee zu trinken, ist das Teerestaurant in der K.S. Lo Gallery, das Teil des Flagstaff House Museum of Tea Ware ist. Dort kann Tee auch zum Essen serviert werden, während Gäste sich mit einer Zisha-Teekanne (eine Teekanne aus besonders hochwertigem Ton) oder einer Teetasse mit Deckel ihren Tee selbst aufgießen können.

Das Erlebnis des Teetrinkens kann durch einen Besuch im Museum für Teegeschirr, das sich im Nachbargebäude befindet, bereichert werden. Dort geben Wandtafeln und Ausstellungsstücke einen kurzen Überblick, wie die alten Chinesen Tee durch Kochen, Aufschlagen oder Aufgießen zubereiteten. Im Museum finden auch regelmäßig kostenlose Teepartys statt, um Wissen über die Kunst des chinesischen Teetrinkens zu vermitteln.

Der wahre Schatz der chinesischen Teekultur sei unbeschreiblich, sagt Kurationsassistentin Lam Suet-hung und weist darauf hin, dass ihr Wesen in der Weitergabe von Traditionen und Austausch zwischen Menschen und auch zwischen Menschen und der Natur, mit Tee als Medium liege.

Außerhalb des Museums befindet sich der weitläufige Hong Kong Park und im Hof ein Kleingarten, in dem inmitten eines üppigen Baum- und Grasbewuchses Longjing, Puer und andere Teepflanzen vom chinesischen Festland ausgemacht werden können. Eine Steintafel im Garten trägt eine Kalligrafie des verstorbenen Gelehrten Rao Zongyi, die „positives Handeln aller durch die Suche nach Gemeinsamkeiten unter Beibehaltung von Differenzen“ bedeutet.

Zur Förderung der chinesischen Teekultur wurde 2008 die Chinese Tea Culture International Exchange Association gegründet, die 2009 die erste Hong Kong International Tea Fair mitsponserte. Bei der diesjährigen Teemesse war der Gründer und Leiter der Organisation, Jose Yu Sunsay, anwesend. Er verwies auf die kulturelle Mischung im Milchtee nach Hongkonger Art und sagte, er hoffe, dass die chinesische Teekultur sich als Teil der Soft Power Chinas entlang der Seidenstraße (BRI) weit verbreiten werde.

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