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Die Entwicklung der Kaffeebranche als Spiegelbild von Chinas Transformation

(German.people.cn)  Donnerstag, 14. September 2023

  


Ein Snack und eine Tasse Kaffee mit Katzenmotiven im Katzencafé Gudaomaone im Xiaojuer-Hutong in Beiing. (Foto: Xinhua/Zou Yu)

Getrieben vom Aroma des bekannten chinesischen Maotai-Schnapses, fegt in diesen Tagen das neueste Milchkaffee-Fieber über China hinweg. Auf Social Media wetteifern Kaffeeliebhaber darum, Fotos von Kaffee mit verschiedenen Aromen wie Reiswein, Tee, Ginseng und sogar cremigem Stieleis zu teilen.

„Die Kaffeebranche in China hat sich in den letzten Jahrzehnten schnell entwickelt, aber es gibt dort noch jede Menge ungenutztes Potenzial“, sagt die 46-jährige Ji Zhonghua, eine Kaffeeliebhaberin aus der nordostchinesischen Provinz Jilin. Ji glaubt, dass sich das einstige Luxusgetränk Kaffee heute zu einem Alltagsgetränk von höherer Qualität und mit einer großen Auswahl an Aromen entwickelt hat, und den Wandel Chinas in den letzten Dekaden widerspiegelt.

Letzte Woche startete die chinesische Kaffeemarke Luckin den Verkauf von mit Alkohol versetzten Milchkaffee, der angeblich von der Marke Kweichow Moutai stammt. Laut Luckin wurden am ersten Tag 5,42 Millionen Becher dieses Getränks verkauft und mit einem einzelnen Produkt ein Umsatz von mehr als 100 Millionen Yuan (rund 13,9 Millionen US-Dollar) generiert, was einen neuen Verkaufsrekord für die Kaffeekette darstellt.

Die Nachfrage nach dem Milchkaffeegetränk war in vielen Verkaufsstellen so groß, dass es in den vergangenen Tagen binnen weniger Stunden ausverkauft war. Ji sagte, sie habe noch keine Gelegenheit gehabt, dieses neue Produkt zu probieren, sei aber der Meinung, dass die überwältigende Beliebtheit ein positives Zeichen für die Entwicklung der chinesischen Kaffeebranche sei.


Kaffeebohnen am Stand von Mellower Coffee auf der 5. China International Import Expo (CIIE) am 9. November 2022 in Shanghai. (Foto: Xinhua/Li Jing)

Vom Luxusartikel zum Alltagsgetränk

Obwohl die ersten Kaffeesamen die südwestchinesische Provinz Yunnan vor mehr als 130 Jahren erreichten, blieb das Kaffeetrinken für die meisten Chinesen im Alltag ein fremdes Konzept. Erst in der Ära der Reform und der Öffnung begannen sie zunehmend den Kontakt mit ausländischen Kulturen zu genießen und der Kaffee gewann als Symbol westlicher Kultur immer mehr Fans.

Ji begann vor etwa 23 Jahren damit, Kaffee zu trinken. „Damals probierten die meisten Leute das Getränk einfach aus Neugier, während einige sich dem Kaffee wegen seiner erfrischenden Eigenschaften hingaben“, erinnert sie sich und fügt hinzu, dass sie in Geschäften damals nur Instantkaffee finden konnte. In den folgenden Jahren erlebte sie, wie Kaffee unter einfachen Menschen immer beliebter und zu einem Teil ihres Lebens wurde.

Der Kaffeeriese Starbucks aus den USA eröffnete im Jahr 1999 sein erstes Geschäft auf dem chinesischen Festland, wo das Unternehmen heute rund 6.500 Geschäfte in mehr als 250 Städten betreibt.

Die Leidenschaft für Kaffee ist nicht nur in Metropolen wie Shanghai und Beijing offensichtlich, sondern auch in kleineren Städten wie Yanji in der Provinz Jilin mit weniger als 690.000 Einwohnern. Die Anzahl der Cafés in Yanji ist von 300 zu Jahresbeginn auf mittlerweile 800 gestiegen.

2018 eröffnete Ji Zhonghua ihr erstes Café, in dem sie Filterkaffee anbietet. „Am Anfang war ein Mitarbeiter nötig, der den Gästen die Kaffeekultur näherbringt und ihnen die Unterschiede zwischen verschiedenen Kaffeebohnen erläutert“, sagt die Inhaberin. Mittlerweile würden die Kunden direkt ihre Lieblingsbohnen auswählen und mit dem Personal Fachgespräche über die Handhabung der Bohnen führen, so Ji. Derzeit bereitet sie die Eröffnung ihres dritten Cafés zum Jahresende vor.

Cheng Cheng, Inhaber eines Supermarkts in Hangzhou, der Hauptstadt der ostchinesischen Provinz Zhejiang, hat diesen Wandel auch beobachtet. „Ich habe vor über zehn Jahren angefangen, Instantkaffee zu verkaufen“, sagt er. „In den letzten zehn Jahren hatten wir mehr ausländische Produkte und der Verkauf von Instantkaffee ist immer weiter zurückgegangen, während die Nachfrage nach Kaffeebohnen gestiegen ist.“


Ein Glas Kaffee im Café Photosynthesis in Lhasa in der südwestchinesischen Autonomen Region Tibet. (Foto: Xinhua/Sun Fei)

Kaffee im chinesischen Stil

Da chinesische Konsumenten zunehmend Kaffee von höherer Qualität wünschen, haben Unternehmen in ganz China eine breitere Palette an Aromen eingeführt, oft indem sie Kaffee mit lokalen Lebensmitteln und Getränken kombinieren, um den unterschiedlichen Vorlieben der Kunden gerecht zu werden.

Ähnlich wie Luckin seine Kunden mit Kaffee beeindruckt, der mit verschiedenen chinesischen Teesorten und Früchten der Saison versetzt ist, führte Starbucks in Shanghai ein Getränk mit gelbem Reiswein, einem typischen Getränk in Ostchina, ein, das seit sechs Jahren als markantes Produkt am Markt ist.

In der kleinen Grenzstadt Yanji ist Kaffee mit köstlichen Auszügen einer besonderen lokalen Birne ein beliebtes Produkt. Ein Café nahe der Yanbian University verkauft nach eigenen Angaben täglich bis zu 1.000 Tassen davon. Andere Geschmacksrichtungen wie Ginseng und cremiges Stieleis sind ebenfalls sehr beliebt.

Ji Zhonghua sagt, sie wünsche sich eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Kaffeemarken und Lebensmittel- und Getränkemarken, was die Entwicklung der Kaffeebranche vorantreiben könne. „Mit der Zeit werden die beliebten Kombinationen zu Klassikern und somit Teil unserer eigenen Kaffeekultur.“

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