Über 30 Jahre lang war der in Hongkong geborene John Shing-wan Leung seit den späten 1980ern für die USA als Spion tätig. 2021 wurde er schließlich in Suzhou festgenommen und in diesem Mai zu lebenslanger Haft verurteilt, da seine Handlungen die nationale Sicherheit gefährdet hätten, so das Ministerium für Staatssicherheit (MSS).
Chinas nationale Sicherheitsbehörden veröffentlichten am Montag Einzelheiten zum Fall von John Shing-wan Leung, einem ständigen Einwohner der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong und Inhaber eines US-Passes. Leung wurde wegen Spionage zu lebenslanger Haft verurteilt, da er unter anderem als Informant für einen US-Geheimdienst tätig war und unter dem Deckmantel der Wohltätigkeit Spionageaktivitäten für die USA durchführte.
Leung sei deshalb im Mai zu lebenslanger Haft verurteilt worden, wodurch seine „Spionagekarriere“ für die USA, die sich über mehr als 30 Jahre erstreckt hatte, beendet wurde, so das chinesische Ministerium für Staatssicherheit (MSS) in einer Mitteilung auf seinem offiziellen WeChat-Konto am Montag.
In der Erklärung des Ministeriums für Staatssicherheit heißt es, der am 1. Mai 1945 in Hongkong geborene Leung sei 1983 in die USA ausgewandert, um dort ein Restaurant zu betreiben. Im Jahr 1986 hätten Agenten des US-Geheimdienstes wiederholt Kontakt zu Leung aufgenommen, sich dabei auch ausdrücklich ausgewiesen und ihn um seine Mitarbeit gebeten. Im Jahr 1989 hätten die US-Geheimdienste schließlich offiziell ein „Kooperationsabkommen“ mit Leung unterzeichnet und ihn als Informanten rekrutiert.
Um Leungs gesellschaftliches Image zu prägen, unternahm die US-Seite in der Folge große Anstrengungen, um eine „Persönlichkeit“ für ihn zu schaffen. In diesem Zuge fälschten sie seinen Hintergrund und behaupteten, er habe an einer Universität im Vereinigten Königreich studiert, als Beamter der Vereinten Nationen (UN) gearbeitet und sogar im Vietnamkrieg gedient. Um gleichzeitig auch Leungs Einfluss in den chinesischen Gemeinden im Ausland zu stärken, stellte die US-Seite außerdem finanzielle Mittel zur Verfügung und wies ihn an, durch Spenden und andere Mittel Positionen wie die des Präsidenten, Ehrenpräsidenten oder Vorsitzenden verschiedener chinesischer Gemeindeorganisationen zu übernehmen.
Unter diesem Vorwand führte Leung umfangreiche Spionageaktivitäten durch. Indem er beispielsweise Aktivitäten der chinesischen Gemeinschaft im Ausland organisierte, habe sich Leung an chinesische diplomatische Einrichtungen und Mitarbeiter in den USA gewandt, chinesische Staatsangehörige und Übersee-Chinesen in den USA überwacht und den US-Geheimdiensten über bestimmte Telefone und E-Mails kontinuierlich Bericht darüber erstattet, heißt es in der MSS-Mitteilung.
Wann immer Leung davon erfuhr, dass wichtige chinesische Persönlichkeiten aus dienstlichen Gründen in die USA reisten, meldete er dies den US-Spionagebehörden und befolgte die Anweisung, sie in Restaurants oder Hotels zu bringen, die mit Überwachungsgeräten ausgestattet waren, um Informationen zu erhalten. Er orchestrierte sogar Sex-Fallen, mit denen Chinesen zum Überlaufen gezwungen werden sollten.
Unter dem Kommando mehrerer US-Spione sammelte Leung eine große Menge an Informationen über China. Er wurde dafür sogar von einem US-Geheimdienst mit einer Verdienstmedaille ausgezeichnet.
Im Jahr 2020, als der internationale Flugverkehr wegen des Ausbruchs der COVID-19-Pandemie eingestellt wurde, beauftragten die US-Geheimdienste, die an chinesische Informationen gelangen wollten, den 75-jährigen Leung mit der Einreise auf das chinesische Festland. Ende 2020 benutzte Leung deshalb mehrere Identitätsdokumente, um nach China einzureisen.
Danach nahm er häufig an verschiedenen gesellschaftlichen Veranstaltungen teil und nahm in diesem Rahmen ausgiebig Kontakt zu Personen aus allen Gesellschaftsschichten in China auf, um Informationen zu sammeln.
Im April 2021 ergriffen die staatlichen Sicherheitsbehörden in Suzhou in der ostchinesischen Provinz Jiangsu dann schließlich Zwangsmaßnahmen gegen Leung wegen des Verdachts auf Spionage.
Die chinesische Staatssicherheitsbehörde wies in der Mitteilung vom Montag nun darauf hin, dass nach dem chinesischen Strafrecht Personen, die Spionageaktivitäten organisieren oder sich daran beteiligen und die nationale Sicherheit dadurch gefährden, zu einer Haftstrafe von 10 Jahren bis lebenslänglich verurteilt werden könnten. Außerdem stellte die Behörde klar, dass nach dem chinesischen Spionageabwehrgesetz Personen, die zur Teilnahme an Spionageaktivitäten im Ausland gezwungen werden, nicht zur Rechenschaft gezogen werden, sofern sie sich bei den chinesischen Sicherheitsbehörden melden.