Die Organisation „Societas Linguistica Hongkongensis“ gibt vor, lediglich die kantonesische Sprache zu fördern, verbreitet in Wahrheit jedoch separatistische Ideen. So arbeitete sie regelmäßig mit Oppositionsgruppen zusammen und widersprach der Politik des zweisprachigen Unterrichts in Grund- und Sekundarschulen. Nun wurde die Gruppe aufgelöst, der Gründer hält sich allerdings nicht in Hongkong auf.
Eine lokale Organisation, die zur Förderung der kantonesischen Sprache in Hongkong gegründet wurde, wurde am Montag aufgelöst, nachdem die nationale Sicherheitsabteilung der Hongkonger Polizei am 22. August den Wohnsitz der Familie des Organisators der Gruppe besucht hatte.
Experten zufolge gab die Organisation vordergründig zwar vor, die kantonesische Sprache zu fördern, verbreitete aber in Wirklichkeit auf subtile Weise Ideen im Zusammenhang mit der „Unabhängigkeit Hongkongs" und schuf damit kontroverse Faktoren, die die gesellschaftliche Ordnung beeinträchtigen könnten.
Andrew Chan Lok-hang, der Vorsitzende der „Societas Linguistica Hongkongensis“, wurde in Medienberichten in Hongkong mit den Worten zitiert, dass Beamte der Abteilung für nationale Sicherheit am 22. August in seiner ehemaligen Wohnung erschienen seien, um ihn zu treffen. Chan befand sich zu der Zeit jedoch nicht in Hongkong, und die Beamten forderten seine Familie auf, ihm mitzuteilen, dass er einen Aufsatz, den er vor drei Jahren bei einem kantonesischen Wettbewerb eingereicht hatte, „löschen" solle.
„In Anbetracht der Sicherheit meiner Familie und ehemaliger Mitglieder sowie des Mangels an Personal, um den Betrieb fortzusetzen, beschloss ich, den Betrieb der Organisation einzustellen und den Auflösungsprozess einzuleiten", so Chan.
Er hatte an der Fakultät für Chinesische Medizin der Baptisten-Universität Hongkong studiert und die „Societas Linguistica Hongkongensis“ gegründet, wie die lokale Zeitung Wen Wei Po berichtete. Obwohl sie behauptete, ihr Ziel sei die „Förderung der kantonesischen Sprache", hätten ihre Aktionen einen „radikalen lokalistischen“ (d.h. extreme Betonung der lokalen Eigen- und Besonderheiten) Charakter offenbart, der Hongkong absichtlich vom chinesischen Festland abgrenzen wollte, so der Bericht.
Nach ihrer Gründung arbeitete die Organisation häufig mit verschiedenen Oppositionsgruppen zusammen und wandte sich vehement gegen die von der Regierung der Sonderverwaltungszone Hongkong verfolgte Politik des zweisprachigen Unterrichts in Grund- und Sekundarschulen. Außerdem galt sie in der Öffentlichkeit als Gruppe, die separatistisches Gedankengut verbreitete. In den letzten Jahren hat die Organisation allerdings nur noch selten öffentliche Veranstaltungen abgehalten.
Chan gab nicht an, welchen Artikel er auf Anforderung der Abteilung für nationale Sicherheit entfernen sollte. Lokalen Medienberichten zufolge erhielt die Organisation jedoch vor der Einführung des Nationalen Sicherheitsgesetzes für Hongkong einen Zuschuss in Höhe von 20.000 Hongkong-Dollar vom Bezirksrat Central and Western im Rahmen des „Community Participation Funding Scheme“, um einen kantonesischen Aufsatzwettbewerb zu organisieren.
Die Hongkonger Abgeordnete Elizabeth Quat hielt später eine Pressekonferenz ab, auf der sie den Wettbewerb als „radikal chinafeindlich“ bezeichnete und behauptete, der Bezirksrat habe die Organisation finanziell unterstützt.
Medienberichten zufolge war sie der Ansicht, dass es sich dabei um ein Fehlverhalten im öffentlichen Dienst handeln könnte, und meldete die Angelegenheit der Unabhängigen Kommission gegen Korruption und dem Amt für zivile Angelegenheiten.
Das Amt für zivile Angelegenheiten in Hongkong hatte zuvor kritisiert, dass die Arbeiten „vulgäre Sprache und kontroverse, irreführende und störende Elemente enthalten, die die Harmonie der Gemeinschaft beeinträchtigen könnten.“
Das Amt forderte die Organisation auf, die schriftliche Zustimmung der Regierung von Hongkong einzuholen, bevor sie eine Veröffentlichung vornimmt, heißt es in dem Bericht.
Einige Experten sind der Ansicht, dass die von der Abteilung für nationale Sicherheit der Hongkonger Polizei eingeleiteten Ermittlungen gegen Chan auf stichhaltigen Beweisen beruhen: „Die Entscheidung von Chan, den Auflösungsprozess einzuleiten, ist wahrscheinlich auf die Sorge zurückzuführen, seine Familienmitglieder zu belasten", erklärte Willy Fu, Juraprofessor und stellvertretender Vorsitzender der Hong Kong Legal Exchange Foundation, am Dienstag der Global Times.
Selbst wenn die „Societas Linguistica Hongkongensis“ aufgelöst wird, könnten die Strafverfolgungsbehörden die Gründer strafrechtlich noch zur Verantwortung ziehen und die damit verbundenen Straftäter ausfindig machen und verhaften, betonte Fu, der Chan aufforderte, nach Hongkong zurückzukehren und sich zu stellen.