In Nanjing wurde eine Frau verwarnt, weil sie in der U-Bahn getrunken hatte. Dies löste eine hitzige Debatte im chinesischen Internet aus. Einem Bericht der Jimu News zufolge haben die U-Bahnbetreiber in vier chinesischen Großstädten das „Trinken von Wasser“ ausdrücklich verboten, während sechs weitere den Verzehr von Lebensmitteln untersagen.
Archivbild vom Waggon der U-Bahnlinie 3 in der ostchinesischen Stadt Nanjing (Foto: Xinhua)
Kürzlich beklagte sich eine Internetnutzerin darüber, dass sie am 17. Juli eine Verwarnung erhalten habe, weil sie in einem Waggon der U-Bahnlinie 3 in der ostchinesischen Stadt Nanjing Getränke konsumiert habe. Die Frau berichtete, dass ein Kontrolleur während seiner Patrouille in der U-Bahn sie trinken sah und ihr einen „Strafzettel“ ausstellte, um sie an das verbotene Verhalten zu erinnern. Da sie jedoch zum ersten Mal erwischt worden war, wurde ihr kein Bußgeld auferlegt. Der Kundendienst des Betreibers der U-Bahn von Nanjing habe daraufhin erklärt, dass der Verzehr von Speisen und Getränken in der U-Bahn ausdrücklich verboten sei und dass „Wasser auch eine Art von Getränk ist“.
Einige Netizens äußerten sich überrascht: „Es ist völlig in Ordnung, an heißen Sommertagen in der U-Bahn Mineralwasser zu trinken, um den Durst zu löschen. Das ist etwas anderes als der Konsum anderer Lebensmittel.“
Das Kalkül des U-Bahnbetreibers ist jedoch, dass, wenn die Wassertropfen auf den Boden fallen, die Fahrgäste ausrutschen oder stürzen könnten. Die Getränke könnten auch Insekten anziehen, die sich in die Schaltkreise verbeißen und so die Sicherheit des Zuges gefährden. „Es ist ratsam, erst auszusteigen, um auf dem Bahnsteig Wasser zu trinken, und dann wieder einzusteigen“, sagt ein Mitarbeiter des U-Bahn-Betreibers.
Wegen des Verbots von Essen und Trinken hat ein Reporter von Jimu News bei den Betreibern in zehn Großstädten Chinas nachgefragt. Auf die Frage, ob man in der U-Bahn Mineralwasser trinken dürfe, antworteten die Betreiber von Shanghai, Beijing, Nanjing und Qingdao ausdrücklich mit „nein“.
Die Betreiber der anderen Städte, darunter Guangzhou, Shenzhen, Chengdu, Hangzhou, Wuhan und Chongqing, erklärten, dass man trinken, aber nicht essen dürfe. Kleinkinder und andere besondere Gruppen dürften jedoch ausnahmsweise etwas essen, fügten einige der befragten Mitarbeiter hinzu.
Der stellvertretende Direktor des Forschungszentrums für Sicherheits- und Sozialmanagement der Wuhan-Universität, Shang Chongsheng, sagte in einem Interview, dass der Fahrgastkodex für die U-Bahn in vielen Städten Bestimmungen über verbotenes Verhalten der Fahrgäste enthalte. Diese sind im Prinzip immer noch moralische Regeln. Sie sollten flexibel gehandhabt werden. „Bei Verstößen reicht in der Regel eine mündliche Ermahnung aus. Ein ‚Strafzettel‘ hingegen würde den Verwaltungsaufwand erhöhen“, so der Professor.
„Was zum Beispiel das Trinken von Wasser in der U-Bahn betrifft, so tun dies die meisten Passagiere unbeabsichtigt und wollen nicht die Regeln verletzen. (…) Solange man nicht absichtlich darauf isst, Gerüche und Müll produziert und damit die Umgebung des Wagens beeinträchtigt, halte ich das für keine ernsthaften Verstöße. Öffentliche Verkehrsmittel sind schließlich dazu da, der Öffentlichkeit zu dienen“, fügt Shang hinzu.