Aufbruch zu einer weiteren Reise ins Reich des Kulinarischen: In der neuesten Staffel der beliebten Dokumentarreihe „Fengwei Renjian“ („Once Upon a Bite“) werden verschiedene Grundnahrungsmittel wie Zhusheng-Nudeln („Bambusstabnudeln“) vorgestellt. (Foto: VCG)
Wer Li Wenlong, den Inhaber eines kleinen Restaurants in Macau, zum ersten Mal in der Küche bei der Arbeit sieht, dem verschlägt es die Sprache. Als Erbe des Familiengeschäfts in dritter Generation folgt Li beim Zubereiten des Teigs für die Zhusheng-Nudeln (Bambuspfahlnudeln) einer Routine, die Akrobatik gleicht.
Nachdem Li Mehl mit Hühner- und Enteneiern vermischt und den Teig zu einer flachen Masse geformt hat, holt er eine Bambusstange hervor, setzt sich auf das eine Ende und legt den Teig unter das andere Ende. Wie auf einer Wippe geht Li mit der Stange 3.000 Mal auf und ab, um dem Teig die größtmögliche Elastizität zu verleihen.
Zu sehen ist die fesselnde Szene in der vierten Staffel der beliebten Dokumentarreihe „Fengwei Renjian“ („Once Upon a Bite“) von Regisseur und Produzent Chen Xiaoqing, der für Produktionen bekannt ist, in denen die Beziehung zwischen Menschen und Essen im Fokus steht. Die ersten drei Staffeln wurden 2018, 2019 und 2020 veröffentlicht und haben online insgesamt 3 Milliarden Klicks erzielt.
Die neue, aus sechs Folgen bestehende Staffel wirft den Blick aus globaler Perspektive auf eine Vielzahl von Getreiden – wie Weizen, Reis, Hirse – und erzählt davon, wie diese durch verschiedenartige Kochmethoden zum grundlegenden Bestandteil der menschlichen Ernährung wurden.
„Getreide haben die Geschichte der Kochkunst geprägt“, erklärte Chen Lei, Regisseur der vierten Staffel. „Im modernen Leben spielen Getreide eine fundamentale Rolle. Obwohl sie uns allen wohlbekannt sind, verbergen sich hinter ihrer Entstehung aber noch eine Menge Geschichten, die uns unbekannt sind.“
Die Idee, eine ganze Staffel über Getreide zu machen, entstand 2018, als das Team eine Geschichte über Cerealien für die erste Staffel drehte.
In der ersten Folge, in der es um Weizen geht, den Regisseur Chen Lei als Grundnahrungsmittel für die Menschen in China beschreibt, führt der Dokumentarfilm durch Städte in China, im Mittleren Osten, Großbritannien und der Türkei, um herauszufinden, wie eng das Alltagsleben der Menschen mit dem Weizen verbunden ist.
„Wegen der Pandemie konnten wir nicht ins Ausland, sodass wir zehn internationale Teams hatten, die uns beim Filmen in ihren Ländern behilflich waren“, verriet Deng Jie, Produzent der Staffel.
Eine der größten Herausforderungen war es, sich inmitten einer international komplexen Lage mit Teams im Ausland abzustimmen. Deng erinnert sich, dass die Crew viermal gezwungen war, die Dreharbeiten zu unterbrechen, als sie im Dorf Burqa nordwestlich von Nablus in Palästina, die Geschichte von Freekeh, einem Getreide aus grünem Hartweizen, drehten. Zur Zeit der Ernte des grünen Hartweizens 2021 nahmen die Spannungen zwischen Palästinensern und Israelis zu, was das Filmen schwierig machte, erklärt Deng. Der Großteil der internationalen Zusammenarbeit verlief jedoch reibungsloser als erwartet.
Als die chinesischen Produzenten planten, eine Geschichte über Manoomin (eine Wildreissorte) zu drehen, die für die indigene Bevölkerung von Minnesota als Grundnahrungsmittel dient, wurde dem Team eine Regisseurin empfohlen, die in den USA lebt und engen Kontakt zu den ethnischen Gruppen im Land hat. Die Regisseurin verfügt über fundiertes Wissen über die Ojibwe, eine der größten indigenen Bevölkerungsgruppen in Nordamerika, und ein umfassendes Verständnis der Wertschätzung der Stammesangehörigen für Seen und den lokalen Wildreis, was dem Filmmaterial laut Deng besondere Emotionen verleiht.
Regisseur Chen Lei bedauert ein wenig, dass der Dokumentarfilm noch mehr Länder hätte zeigen können, aber die ursprünglichen Pläne, das Wachsen der Hirse im Norden Namibias und der Süßkartoffel in Papua-Neuguinea zu filmen, mussten wegen COVID-19 gestrichen werden. Neben den Geschichten im Ausland hat das Team auch eine der entlegensten Gegenden Chinas besucht und Einheimische interviewt, um herauszufinden, wie ihre jahrhundertealten landwirtschaftlichen Traditionen bewahrt wurden. So reisten sie beispielsweise in ein kaum bevölkertes Dorf an der Grenze zwischen der Provinz Shanxi und der Autonomen Region Innere Mongolei und konnten dort ein älteres Ehepaar, das hülsenlosen Hafer anbaut, davon überzeugen, über ihren jahrzehntelangen Einsatz für die Gegend zu berichten.
Im Hinblick auf die tiefere Bedeutung des Dokumentarfilms, sagte Chen Xiaoqing, dass die Teammitglieder der Meinung sind, dass die Vielzahl an Getreiden die menschlichen Aktivitäten bestimmt und zur Entstehung von Zivilisationen in verschiedenen Gegenden der Erde beigetragen hat. „Jedes Getreidekorn war einst die Energiequelle für die Menschen eines Landes und die Grundlage einer Zivilisation“, sagt Deng. „Das Schicksal des Getreides ist eng mit dem der Menschheit verbunden. Wir hoffen, dass alle Menschen mehr über die verschiedenen Getreidesorten erfahren – als eine Art, um die Vielfalt der Kulturen zu schützen und zu bewahren.