Vor mehr als 150 Jahren formulierte der schottische Schriftsteller Thomas Campbell in einem Gedicht: „And coming events cast their shadows before". Und diese Formulierung entwickelte sich zu einem „geflügelten Wort", einem Sprichwort in der deutschen Sprache: „Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus".
Dieses schöne Sprichwort drängt sich mir in den Sinn, wenn ich an die am 5. November eröffnete und bis zum 10. November dauernde Erste China International Import Expo (CIIE) denke.
In der Tat hat dieses Großereignis einen langen, profilierten und nicht zu übersehenden Vorlauf, also einen Schatten im sehr positiven Sinne voraus geworfen.
Gewissermaßen das Licht der Weltöffentlichkeit erblickt hat die CIIE bereits am 14. Mai 2017 mit der Grundsatzrede von Staatspräsident Xi Jinping auf dem Belt-and-Road Forum in Beijing, als Chinas Staats- und Parteichef u.a. ausführte, dass China an dem großen Projekt einer globalen „Win-Win-Partnerschaft" arbeite, zur Verbesserung und Erleichterung des wechselseitigen Handels und zum Aufbau eines umfassenden Handelsnetzwerkes. Vor diesem Hintergrund werde China ab 2018 Gastgeber einer regelmäßigen „China International Import Expo" sein.
Dokumentiert werden der hohe Stellenwert und die sorgfältigen Planungen für die CIIE durch mancherlei Ereignisse in der Folgezeit, wie etwa am Jahrestag vor der Eröffnung, dem 5. November 2017, die feierliche und offizielle Einleitung des „Countdowns" in Beijing, als Handelsminister Zhong Shan das Vorhaben als markante Entscheidung zur Fortführung der chinesischen Öffnungspolitik und als wichtigen Schritt der weiteren Eröffnung des chinesischen Marktes für die Welt beschrieb. Und parallel sprach ebenso in Shanghai als Vertreter der Stadtregierung der stellvertretende Parteisekretär und Bürgermeister Shanghais Ying Yong im National Exhibition and Convention Center (NECC) Shanghai feierliche Eröffnungsworte zum Countdown.
Auch aus deutscher Sicht geriet die CIIE immer mehr in den Blickwinkel. So hat etwa Chinas Ministerpräsident Li Keqiang im vergangenen Juli anlässlich der Fünften Regierungskonsultationen zwischen China und Deutschland in Berlin deutsche Unternehmen ausdrücklich und herzlich eingeladen, an der Ersten Internationalen Import-Expo in Shanghai teilzunehmen. Ebenso haben die chinesischen Vertretungen im deutschsprachigen Raum engagiert auf das Ereignis hingewiesen. So etwa der Botschafter der VR China in Berlin, Shi Mingde, anlässlich des Nationalfeiertagsempfangs im September ds. J. unter dem Hinweis, dass die „Türe Chinas immer offen bleiben" werde, oder auch der Frankfurter Generalkonsul der VR China unter Betonung des Umstandes, dass Deutschland zu den Partnerländern der CIIE gehören werde. Oder, um ein letztes Beispiel zu nennen, der chinesische Botschafter in der Schweiz, Geng Wenbing, veranstaltete eine eigene Präsentation unter Hinweis darauf, dass die CIIE ein Symbol für die neue Runde der Öffnung Chinas und die Förderung einer wirtschaftlichen Globalisierung mit mehr Öffnung, Toleranz, Gleichgewicht und gemeinsamem Gewinn sei.
Die Endphase vor der Eröffnung wurde schließlich Anfang Oktober eingeläutet, als der stellvertretende Ministerpräsident Chinas, Hu Chunhua, persönlich an der Generalprobe für die Eröffnung teilnahm.
Zur Messe selbst sei zunächst auf einige Daten hingewiesen:
Gastgeber der CIIE sind – unterstützt u.a. von WTO, UNCTAD und UNIDO – das Handelsministerium der VR China und die Stadtregierung von Shanghai. Auf einer mehr als 270.000 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche beteiligen sich 2.800 Unternehmen aus über 120 Ländern (darunter aus allen G20-Mitgliedstaaten und 50 Anrainern des Belt-and-Road-Projektes) und Regionen an der Messe. Unterteilt ist die Ausstellung in einen – nicht kommerziellen – Länderpavillon, in dem die teilnehmenden Länder und Regionen ihr wirtschaftliches Profil darbieten, sowie in eine Unternehmens- und Geschäftspräsentation. Letztere wiederum ist untergliedert in die Bereiche Waren und Dienstleistungen. Der Güterbereich reicht etwa von Produkten der intelligenten Fertigung, über Automobile, elektronische Geräte, Bekleidung, Verbrauchsgüter und Nahrungsmitteln bis hin zu medizinischen Produkten. Der Dienstleistungssektor andererseits ist ähnlich umfassend angelegt, umfasst etwa vom Tourismus über Kultur und Bildung bis hin zu neuen intelligenten Technologien alle Bereiche, die grenzüberschreitend von Interesse sind.
So eindrucksvoll diese Angaben an sich auch sein mögen: Der Leitgedanke der CIIE reicht weit darüber hinaus. Erinnern wir uns an die eingangs zitierten Worte von Staatspräsident Xi Jinping: China geht es um ein Angebot an die Welt zur Verbesserung und Erleichterung des wechselseitigen Handels und zum Aufbau eines umfassenden Handelsnetzwerkes. Die Veranstaltung gerade einer so markanten „Importmesse" zeigt, dass China seine Türen öffnet, dass es ein umfassendes Angebot an die Unternehmen der Welt unterbreitet: Kommt nach China, erschließt Euch den chinesischen Markt! In einer Zeit, in der die große Wirtschaftsmacht USA eine Tür nach der anderen schließt, öffnet China umgekehrt seine Türen weit und straft solche Stimmen Lügen, die von einer „Abschottung" Chinas sprechen. Wer den Weg und die Philosophie von Staatspräsident Xi Jinping seit längerer Zeit verfolgt, den verwundert dies nicht: Es ist nicht mehr, aber auch nicht weniger als ein weiterer energischer Schritt auf dem Wege seiner Politik für Multilateralismus und Globalisierung.
Dr. Michael Borchmann
Ministerialdirigent a.D. (Land Hessen), früherer Abteilungsleiter (Director General) Internationale Angelegenheiten
Mitglied des Justizprüfungsamtes Hessen
Beirat der CIIPA des Handelsministeriums der VR China
Beirat der Deutsch Chinesischen Allgemeinen Zeitung