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Johannes Pflug: China hat mich frühzeitig eingenommen

(German.people.cn)
Donnerstag, 28. Juni 2018
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Text von Jeffrey Möller

Die Stadt Duisburg hat sich in punkto China schon früh einen Namen gemacht. Bereits 1982, vier Jahre nach Beginn der Reform- und Öffnungspolitik, ging Duisburg mit Wuhan die erste deutsch-chinesische Städtepartnerschaft ein. Seitdem haben sich die Beziehungen zwischen der Stadt im Ruhrgebiet und der Volksrepublik enorm entwickelt. Duisburg ist ein zentraler Standort für chinesische Firmen, fungiert als wichtiges Logistikdrehkreuz für China und treibt mit dem Institut für Ostasienwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen auch den wissenschaftlichen Austausch mit der Volksrepublik voran.

Der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes „Hans“ Pflug ist seit 2016 China-Beauftragter der Stadt Duisburg und mit der kontinuierlichen und strukturierten Pflege der Beziehungen seiner Stadt zu China betraut. People’s Daily Online sprach mit Herrn Pflug über seine Position, die besondere Beziehung der Stadt Duisburg zu China und die Rolle, die die Reform- und Öffnungspolitik dabei gespielt hat.

Pflug ist nicht nur China-Beauftragter der Stadt Duisburg, sondern zudem auch noch Mitbegründer und Vorsitzender des China Business Network Duisburg (CBND), Vorsitzender des Kuratoriums der Ostasienwissenschaften beim Institut für Ostasienwissenschaften der Universität Duisburg-Essen sowie Mitglied im Konfuzius-Institut. Außerdem agierte er mehrere Jahre als Vorsitzender der Deutsch-Chinesischen Parlamentariergruppe im Deutschen Bundestag. Bei so viel China in der Vita des 72-jährigen, lässt sich eine offensichtliche Affinität zu der Volksrepublik nicht verbergen. Passend zu dem 40-jährigen Jubiläum der Reform- und Öffnungspolitik, hat sich auch Herr Pflugs Begeisterung für China in dieser Zeit entwickelt: „China hatte mich schon sehr frühzeitig eingenommen. (...) Hauptsächlich hat mich fasziniert, wie sich die Volksrepublik unter Deng Xiaoping immer weiter öffnete. Helmut Schmidt hatte zu Deng eine besondere Affinität, hat ihn als den größten Staatsmann des 20. Jahrhunderts bezeichnet. So bin ich allmählich auf China gekommen. Als ich dann in den Bundestag kam, wurde ich Mitglied im Auswärtigen Ausschuss. Als man mich dort nach meinem favorisierten Schwerpunkt fragte, entschied ich mich sofort für Ostasien und insbesondere für China.“.

Hans Pflug an der Endstation der Seidenstraße in Duisburg

Als der Duisburger Oberbürgermeister Sören Link Ende 2015 dann einen Beauftragten für die wichtigen China-Beziehungen der Rheinstadt suchte, war Pflug eine offensichtliche Wahl. Zudem war der SPD-Politiker erst kurz zuvor aus Altersgründen aus dem Bundestag ausgeschieden. Geplant hatte Pflug jedoch zunächst etwas ganz anderes: „Ich habe mir das dann kurz überlegt, denn eigentlich wollte ich mich ja zur Ruhe setzen und ein paar Bücher schreiben. Daraufhin meinte der Oberbürgermeister aber, ich sei noch zu jung zum Bücher schreiben.“ Das Argument überzeugte und so kam es, dass Hans Pflug nun den Oberbürgermeister seiner Stadt in allen China-Angelegenheiten vertritt, die dieser nicht selber macht. Empfänge im Rathaus, Dienstreisen, Interviews, Konferenzen und Beratungstermine – Pflugs Terminplan ist prall gefüllt.

Die Ernennung eines China-Beauftragten - eine in dieser Form einmalige Position innerhalb deutscher Städte - kam in Duisburg keineswegs überraschend, vielmehr war sie ein logischer Schritt. Die Rheinstadt hat das Wachstumspotential und die Chancen in der Beziehung zu China bereits früh erkannt – mit Erfolg. Mittlerweile, so merkt Pflug an, haben auch die Chinesen Duisburg als hochinteressante Stadt entdeckt und die Beziehungen florieren auf beiden Seiten. Regelmäßiger Güterzugverkehr, über 70 chinesische Unternehmen in der Stadt, zahlreiche Kultur- und Bildungsaustausche sowie der Besuch Xi Jinpings im Jahr 2014 gehören zu den Bausteinen der chinesischen Erfolgsgeschichte Duisburgs und untermauern ihren Ruf als „China-Stadt Deutschlands“.

Dabei hätte zu Beginn der duisburgisch-chinesischen Beziehungen vermutlich niemand mit derart langanhaltenden und allumfassenden Ausmaßen gerechnet. Nach der Öffnung Chinas durch die Reform- und Öffnungspolitik Ende der 1970er Jahre, beschränkte sich Duisburgs Interesse an der Volksrepublik zunächst auf den wirtschaftlichen Bereich, so Pflug:

„China war ein außergewöhnlich großer Markt, auch ein Wachstumsmarkt. Die Arbeitskräfte vor Ort waren damals recht günstig. Allgemein gab es dort sehr gute Chancen für die Industrie. Viele Unternehmen aus Duisburg, wie Krupp Industrietechnik, Thyssen und Mannesmann interessierten sich für China. Es kam dann soweit, dass Thyssen Anfang der 1980er Jahre eine erste Niederlassung in Wuhan gründete. Von Seiten der Industrie wurde daraufhin der Wunsch nach einer Städtepartnerschaft an die Stadtspitzen herangetragen. Wie ich bereits erwähnte, war Helmut Schmidt sehr China-affin und daher ließ er die Stadt Duisburg wissen, dass er eine solche Städtepartnerschaft durchaus begrüßen würde. Auch unser damaliger Oberbürgermeister Josef Krings war – und ist auch heutzutage noch - sehr offen für Auslandsbeziehungen. So kam dann also diese erste Partnerschaft zustande.“.

Doch es blieb nicht nur bei dieser wirtschaftlich geprägten Partnerschaft zu Wuhan. Nach und nach weiteten sich die China-Aktivitäten der Rheinstadt auf andere Städte und andere Bereiche aus: „Die Partnerschaft hat sich über die Jahre immer stärker weiterentwickelt. Aus der ursprünglich sehr wirtschaftlich geprägten Beziehung, wurde dann eine immer Vielfältigere. Es kam zu ersten Verwaltungskooperationen, die Bibliotheken kooperierten, es gab Austausch im Umweltbereich. Auch im kulturellen Bereich kam es zu Kooperationen, das Symphonieorchester Duisburg ging beispielsweise auf Chinareise. Eine Art Sportleraustausch gab es ebenfalls, genauso wie Schüleraustausche und Kooperationen im Gesundheitswesen. Die Partnerschaft funktionierte auf immer breiterer Basis.“.

Hans Pflug spricht gerne von den drei Phasen der Beziehung zwischen Duisburg und China. War die erste Phase noch hauptsächlich wirtschaftlich geprägt und auf Wuhan fokussiert, so begann die zweite Phase mit der angesprochenen Vervielfältigung. Mittlerweile ist die Beziehung laut Pflug bereits in der dritten Phase, der Phase des Spill-Overs, angekommen. Während sich die Beziehungen im wirtschaftlichen Bereich weiter intensivieren, entwickeln sich in dieser Phase insbesondere die Kooperationen im Kultur- und Bildungsbereich. Ausstellungen chinesischer Künstler, Chinafeste, Kooperation von Universitäten sowie bei der dualen Ausbildung – der Terminkalender des China-Beauftragten der Stadt Duisburg wird auch in den kommenden Wochen und Monaten prall gefüllt bleiben. 

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