Die Vereinigten Staaten haben sich China als Ziel für ihre Verlagerungsstrategie nach Asien ausgesucht. Das Raketenabwehrsystem ist ein wichtiger Bestandteil dieser Strategie, welche China mittels regionaler Mächte eindämmen will.

Trotz des nachdrücklichen Widerstands Chinas beschlossen die Vereinigten Staaten und die Republik Korea, das Raketenabwehrsystems THAAD in Südkorea aufzustellen. Obwohl die Vereinigten Staaten behaupten, es sei gegen die atomare Bedrohung aus Nordkorea gerichtet, wird tatsächlich China ins Visier genommen.

Woher kommt die strikte Ablehnung Chinas gegen THAAD in Südkorea?

THAAD wird das strategische, regionale Gleichgewicht in Ostasien untergraben und eine friedliche Lösung der Kernwaffenprobleme auf der koreanischen Halbinsel behindern. Wenn das strategische Gleichgewicht in dieser Region bricht, folgt darauf ein Wettrüsten. Regionale Streitigkeiten und Konflikte verstärken sich.

Die koreanische Halbinsel ist einer der wenigen Plätze weltweit, wo Kriegsangst noch real ist. Die Atomwaffenprobleme bedrohen die Region seit mehr als einem Jahrzehnt und Schlichtungsverhandlungen, einschließlich der Sechsparteiengespräche, wurden eingestellt. In solch einer empfindlichen Region könnte die Installation von THAAD die Tür zu einer militärischen Konfrontation öffnen.

Seoul, Hauptstadt Südkoreas, am 21. Juli 2016: Ein Mann aus dem Bezirk Seongju hält während einer Demonstration ein Transparent gegen die Stationierung des Raketenabwehrsystems Terminal High Altitude Area Defense (THAAD). Mehr als 2.000 Menschen aus Seongju, wo eine THAAD-Batterie aufgestellt werden soll, versammelten sich in Seoul, um gegen THAAD zu protestieren. (Xinhua/Yao Qilin)

Eine Möglichkeit zur Berichtigung des strategischen Ungleichgewichts ist die Aufhebung des Vertrags zwischen den USA und Südkorea zur Aufstellung einer Raketenabwehr. Der zweite Weg liegt für Peking in der Stärkung seiner nuklearen Fähigkeiten, denn wenn THAAD in Südkorea installiert wird, befinden sich große Teile Chinas unter dem Schirm des Raketenabwehrsystems.

Die Aufstellung von THAAD im Südkorea ist ein wesentlicher Bestandteil des US-Raketenverteidigungssystems in Ostasien, einem für die Vereinigten Staaten strategisch wichtigen Gebiet, in dem es China als Herausforderer seiner Überlegenheit, seiner Führung und seines Primats betrachtet. Die Vereinigten Staaten haben sich China als Ziel für ihre Verlagerungsstrategie nach Asien ausgesucht. Und THAAD ist ein unentbehrlicher Bestandteil dieser Verlagerung.

John J. Mearsheimer von der Universität Chicago und Stephen M. Walt von der Harvard Universität veröffentlichten kürzlich einen Beitrag in Foreign Affairs, welcher die Verlagerungsstrategie nach Asien als übergeordnete Gesamtstrategie bezeichnet, die von den Vereinigten Staaten in Ostasien und Europa ernsthaft anzuwenden sei. Die beiden neokonservativen Theoretiker identifizieren ein „wahrscheinliches Hegemonialstreben“ Chinas in Asien und fordern die Vereinigten Staaten auf, beträchtliche Anstrengungen gegen das Gelingen aufzunehmen. Die Verlagerungsstrategie nach Asien erfordere zunächst, „China mittels regionaler Mächte einzudämmen“. Sollte dies scheitern, „müssten sich die Vereinigten Staaten mit ihrem beträchtlichen Gewicht möglicherweise hinter diese stellen“.

THAAD ist ein Paradebeispiel. Die Rolle der Vereinigten Staaten bei den Problemen im Südchinesischen Meer - die Unterstützung der Philippinen bei ihrer politischen Farce, dem internationalen Schiedsverfahren und die Machtdemonstrationen der US-Marine und Luftwaffe - ist ein anderes Beispiel der Verlagerungsstrategie nach Asien.

Die Vereinigten Staaten sind daran gewöhnt, hegemonial zu denken und zu handeln. Aber wir leben in einem Zeitalter der Globalisierung, wo Nationen abhängiger voneinander sind als jemals zuvor. Kein Land kann balanciert oder verlagert werden, wie es die Vereinigten Staaten wünschen. Daher wird die Aufstellung von Raketenverteidigungssystemen in Osteuropa und Ostasien die globale Stabilität verletzen.

Die Installation von THAAD wird die Trennung in Ostasien befördern, wo regionale Wirtschaftsvereinbarungen mit China als Zentrum gestaltet werden, während regionale Sicherheitsvereinbarungen anscheinend auf Militärallianzen mit den Vereinigten Staaten als Zentrum beruhen. Wenn sich dieser Widerspruch weiter vertieft, können weder regionales Wirtschaftswachstum noch regionale Sicherheit erreicht werden.

Kurz gesagt, THAAD steht der regionalen Sicherheit in Ostasien diametral gegenüber. Kein Land kann absolute Sicherheit erzielen indem es die Unsicherheit anderer Länder erhöht. Ostasien sollte sich des Friedens und der Stabilität mittels umfassender und kooperativer Sicherheit erfreuen. Deshalb sollten die am Machtspiel beteiligten Länder ihre schlecht konzipierten Entscheidungen überprüfen, um das strategische Gleichgewicht in der Region wieder herzustellen.

Der Autor He Yafei ist ehemaliger Vizeminister des Amts für Auslandschinesen des Staatsrats und ehemaliger Vizeminister des chinesischen Außenministeriums.