Obwohl die Volksrepublik mit einer Reihe von außenpolitischen Herausforderungen konfrontiert ist, konnte sie in den letzten Jahren auch große Erfolge für sich verbuchen und zu einer neuen Denkweise der globalen Kooperation beitragen.

Die Weite und Tiefe von Chinas Diplomatie hat sich enorm erweitert, seitdem China in den letzten Jahren eine aktivere Außenpolitik verfolgt. Dies ist aber auch ein Grund zur Besorgnis für die Vereinigten Staaten, denn Washingtons Eliten analysieren Chinas strategische Absichten allzu stereotypisch von einem geopolitischen Standpunkt aus. Aus diesem Unbehagen heraus analysieren sie eifrig angebliche diplomatische Fehltritte Chinas, um sich selbst damit zu beruhigen.

Ein von Foreign Policy veröffentlichter Kommentar untersuchte beispielsweise sogenannte außenpolitische Fehler Chinas der letzten Jahre. In ihm behaupteten die Autoren, dass die USA in Asien aufgrund von Chinas Unzulänglichkeit willkommen geheißen werden. Sie erklärten zudem, dass Chinas diplomatische Rückschläge in Europa erlitten haben und führten den Widerstand der Europäischen Union, China den Marktwirtschaftsstatus anzuerkennen, als Beweis dafür an.

China sieht sich im Südchinesischen Meer und Nordostasien mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert. Doch das allein zeichnet ein unvollständiges Bild. Tatsächlich ist Chinas diplomatische Strategie heute schärfer umrissen und aktiver geworden. Unvorstellbare strategische Durchbrüche wurden erreicht, die Chinas diplomatisches Umfeld neu geordnet haben.

Die Asiatische Infrastrukturinvestmentbank (AIIB) stellt einen Glanzpunkt dessen dar. Die Bank wurde trotz Einwänden der USA und Japans erfolgreich gegründet und stellt eine diplomatische Meisterleistung einer aufstrebenden Volkswirtschaft dar. Die „One Belt, One Road“-Initiative ist eine wichtige Blaupause für die regionale Zusammenarbeit und besticht nicht nur durch eine klare Vision, sondern auch durch Realitätsnähe. Um die Größenvorteile der chinesischen Wirtschaft voll auszuschöpfen, konzentrieren sich Chinas außenpolitische Beziehungen auf Win-Win-Kooperationen. Die „One Belt, One Road“-Initiative verkörpert die neue Denkweise Chinas, welche sich von jener überkommenen der expansionistischen Mächten unterscheidet.

Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union haben ihr gutes Verhältnis zu China bewahrt. Unsere engen Partner reichen von Afrika bis Südamerika. Die chinesisch-russischen Beziehungen sind außergewöhnlich gefestigt. Die AIIB und die „One Belt, One Road“-Initiative genießen breite Popularität unter ihren Mitgliedern. Ein ostasiatische Wirtschaftsform mit China als Zentrum hat sich entwickelt und die Verbindung zwischen China und seinen Nachbarstaaten schrittweise verbessert.

Chinas Diplomatie hat sich in den letzten Jahren auch einigen neuen Problemen gegenüber gefunden. Der Grund dafür ist hauptsächlich die Schwerpunktverlagerung der USA in den asiatisch-pazifischen Raum, die China strategisch unter Druck setzen soll. Bisher lassen sich die Reibereien zwischen China und einigen wenigen Nachbarländer aber kontrollieren. Indem die Philippinen und Vietnam davon abgehalten wurden, Chinas Riffe und Inseln langsam zu besetzen und damit Chinas maritime Interessen zu verletzen, haben die Erfolge im Inselausbau und Bemühungen zum Schutz der Hoheitsrechte an Schwung gewonnen. Die Einmischung der USA und Japans hat die Angelegenheit im Südchinesischen Meer zwar verkompliziert, doch die Auseinandersetzung mit ihnen hat China geholfen, seine Fähigkeiten zum Umgang mit internationalen Disputen zu verbessern.

Eine aufsteigende Macht wird stets von den etablierten Mächten zurückgehalten. China muss daher als ein sich rasant entwickelndes Land mehr in seiner Diplomatie leisten. Es wird im Verlauf dessen zu Hochs und Tiefs kommen, doch die Ergebnisse wiegen schwerer. Chinas friedlicher Aufstieg ist eine Tatsache. Das allein zeigt den Wert der chinesischen Diplomatie.