Die EU-Kommission hat am Dienstag ihre Wachstumsprognose der Eurozone für dieses und nächstes Jahr kräftig gesenkt. Laut dem Herbstprognosebericht wird erst 2016 wieder eine spürbare Besserung erwartet.
In dem Bericht hieß es, die Wirtschaft in den 28 EU-Staaten und 18 Euro-Ländern dürfte 2014 nur um 1,3 bzw. 0,8 Prozent zulegen. Beide Erwartungen sind niedriger als die im Frühling gemachten Prognosen. Der Vizepräsident der EU-Kommission, Jyrki Katainen, ist der Ansicht, dass dies hauptsächlich auf das verlangsamte Wachstum mancher wichtiger Industrienationen und aufstrebender Volkswirtschaften weltweit zurückzuführen ist. Aufgrund der Ukraine-Krise und der Situation im Nahen Osten werde das Wachstum der globalen Ökonomie außerdem niedriger ausfallen, als die Prognose in der ersten Jahreshälfte vermuten ließ. Die EU-Länder könnten auch davon betroffen sein.
Laut der Wachstumsprognose der EU-Kommission weisen verschiedene EU-Länder unterschiedliche wirtschaftliche Situationen auf. So werde das Bruttoinlandsprodukt der größten europäischen Volkswirtschaft Deutschland im laufenden Jahr weiter um 1,3 Prozent wachsen. Jeweils mit einem Wachstum von 3,1 Prozent bzw. 3 Prozent werden Großbritannien und Polen als auffallend beobachtet. In diesem Bereich liegt Irland in Führung, und zwar mit 4,6 Prozent. Allerdings beträgt das Wachstum einer anderen großen europäischen Volkswirtschaft, nämlich Frankreich, nur 0,3 Prozent. Das BIP von Italien, Kroatien und Finnland wird sogar weiter sinken.
Bemerkenswert ist außerdem, dass sich aufgrund des verlangsamten Wachstums der Beschäftigungsmarkt laut der Prognose nach wie vor nicht verbessert hat. Wegen der Verbraucherpreise und der kontinuierlichen ökonomischen Rezession liegt die Inflationsrate der EU-Staaten nach wie vor auf einem verhältnismäßig niedrigen Niveau von zirka 0,6 Prozent. 2015 wird sie laut Prognose ein Prozent und 2016 gut 1,6 Prozent ausmachen, immer noch höher als das Niveau vor der Finanzkrise.
Gleichzeitig hat der Bericht auf die positiven Aspekte hinsichtlich der Wirtschaft der EU und Eurozone verwiesen. Demnach hat sich die Umgebung des Finanzmarkts weiterhin verbessert, und die Geldpolitik der Eurozone ist lockerer geworden. Einige EU-Mitglieder außerhalb der Eurozone haben ihren Leitzins gesenkt. Auch die Finanzdefizite verschiedener Länder haben stets abgenommen.
Dem Bericht zufolge wird sich die EU-Wirtschaft 2015 weiterhin langsam wiederbeleben. Das BIP der EU könnte 1,5 Prozent erreichen und im Jahre 2016 beschleunigt auf zwei Prozent steigen. Mit Hinblick auf die äußere Umgebung und auch innere Faktoren besteht jedoch nach wie vor das Risiko einer Rezession der Ökonomie der EU. Deshalb sollten verschiedene Regierungen ihrer Verantwortung nachkommen und aktiv das wirtschaftliche Wachstum und die Beschäftigung fördern, fordert der Bericht.