Asien und Europa haben eine lange gemeinsame Geschichte. Am Treffen der Regierungschefs beider Kontinente in Mailand hat Chinas Premier den Wunsch seines Landes nach einer gemeinsamen Zukunft erneut bekräftigt.
Am zweiten Tag seines Italien-Besuchs rief Li Keqiang die Politiker Asiens und Europas dazu auf, ihre Bemühungen zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit zu intensivieren, um so den Austausch zwischen ihren Kontinenten auf eine solidere Grundlage zu stellen. „Chinas Tür ist immer offen, und wird sich für die Welt noch weiter öffnen“, versprach Premier Li den über 40 Regierungschefs am Asien-Europa-Treffen (ASEM) in Mailand.
China setze sich für eine offene Weltwirtschaft ein und lehne jegliche Art von Protektionismus ab. Sein Land sei auch gewillt, sich an Infrastrukturprojekten in Asien und Europa zu beteiligen, um die Konnektivität zwischen den beiden Kontinenten weiter zu verbessern, sagte Li. Dabei verwies er auf das riesige Potenzial für Kooperationen aller Art.
Das 1996 ins Leben gerufene ASEM ist ein internationales Gesprächsforum, das dem multilateralen Austausch zwischen Asien und Europa in den Bereichen Wirtschaft, Politik, Bildung, Kultur und Klimaschutz dient. Am zweitägigen Treffen in Mailand werden Kasachstan und Kroatien offiziell als Mitgliedstaaten Nummer 52 und 53 ins ASEM aufgenommen werden.
Im Mittelpunkt des diesjährigen Treffens, das heute Freitag zu Ende geht, steht die Verbesserung der Konnektivität zwischen Asien und Europa – sowohl in Bezug auf die Verkehrsverbindungen zu Lande, zu Wasser und in der Luft als auch in Bezug auf den Austausch von Waren, Dienstleistungen und Personen.
Chinesische Experten halten das ASEM auch für eine gute Plattform, um sich über globale Fragen wie den Klimaschutz, den Terrorismus oder die Bekämpfung von Epidemien wie Ebola auszutauschen. Für China sei das Gipfeltreffen auch „eine gute Gelegenheit, um Werbung für die neue Seidenstraße und die maritime Seidenstraße des 21. Jahrhunderts zu machen“, meint Cui Hongjian vom China Institute of International Studies (CIIS).
Auch Assistenzprofessor Giovanni Andornino von der Universität Turin ist von der positiven Wirkung des Gipfels in Mailand überzeugt. Im Rahmen des Treffens könnten viele technische Fragen besprochen werden. „Europa sollte diese Chance ergreifen, um den asiatischen Ländern zu zeigen, warum Beziehungen zu Europa wertvoll sind“, betont der Ostasien-Spezialist.
Als gegenwärtig größte Herausforderung des ASEM bezeichnet Andornino die Lösung der Spannungen zwischen einigen Mitgliedstaaten. Das ASEM sei nur dann von Bedeutung, wenn sich Europa zu ihm bekenne und ihm auch eine Zukunft gebe, indem es ehrgeizige Ziele verfolge.
Vor Beginn des Treffens in Mailand traf sich Chinas Premier mit EU-Ratspräsident Herman van Rompuy und EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso. Dabei versprachen beide Seiten, die Verhandlungen über ihr Investitionsabkommen beschleunigt voranzutreiben und ihre Handelsdifferenzen beizulegen, um ein besseres Handelsumfeld zu schaffen.