Die Zahl der Chinesen, die in diesem Jahr ins Ausland gereist sind, hat stark zugenommen. Dafür hat die Volksrepublik im Ausland als Destination an Attraktivität verloren. Die Folge: eine negative Tourismusbilanz in Milliardenhöhe.

Chinesische Touristen haben in den ersten drei Jahresquartalen im Ausland mehr Geld ausgegeben als umgekehrt ausländische Touristen in China. Dies geht aus einem Bericht hervor, den die China Tourism Academy (CTA) am Freitag veröffentlicht hat. Gemäß dem in Beijing ansässigen Forschungsinstitut beläuft sich das Defizit von Chinas Tourismusbilanz in diesem Jahr bisher auf 77,6 Milliarden US-Dollar.

Von Januar bis September wurden 95 Millionen Reisen nach China gemacht. Das sind 1,5 Prozent weniger als noch im Vorjahr. Demgegenüber stehen 85 Millionen Reisen aus der Volksrepublik ins Ausland, was einem Plus von 16,6 Prozent entspricht.

Infolge des explosiven Anstiegs der Auslandsreisen chinesischer Touristen und dem gleichzeitigen Rückgang ausländischer Touristen in China erwartet CTA-Präsident Dai Bin für dieses Jahr eine negative Tourismusbilanz von über 100 Milliarden US-Dollar.

China wies erstmals im Jahr 2008 eine negative Tourismusbilanz auf. Damals wirkte sich die Weltwirtschaftskrise negativ auf die Spendierfreudigkeit der ausländischen Touristen aus. Gleichzeitig animierte der starke Yuan viele Chinesen zu einer Reise ins Ausland.

China gehört inzwischen zu den wichtigsten Ursprungsländer für den internationalen Tourismus, da die aufstrebende Mittelklasse zunehmend nach exotischen Erlebnissen sucht. Chinesische Touristen werden im Ausland im Allgemeinen gerne gesehen, weil sie in der Regel viel Geld für Markenartikel wie Handtaschen oder Armbanduhren ausgeben.