Sie leben in großen Villen im Grünen, fahren Luxusautos und feiern am Wochenende wilde Partys. Trotzdem sind bei weitem nicht alle reichen Chinesen im Ausland glücklich. Das Heimweh und die fremden Kulturen machen vielen von ihnen zu schaffen.
„Das Beste liegt immer in der Ferne oder in unserer Vorstellung.“ Dieses Zitat stammt von Da Qi, einem jungen Chinesen, der einst nach Kanada emigrierte. Sein Zitat bezieht sich auf seine Erinnerung an die langjährige Zeit im Ausland.
Da Qi wohnte früher in Montreal. Seine Villa in Kanada war viel günstiger als in China, sein Auto kostete sogar nur halb soviel wie in China. Da Qi war mit seinem Leben in Kanada insgesamt zufrieden. Nur die Einsamkeit machte ihm zu schaffen.
„Trotz der frischen Luft und dem blauen Wasser war ich im Ausland einsam, mit Lärm und Chaos im Inland bin ich jedoch froh.“ Mit diesem Satz beschreiben viele Überseechinesen den Unterschied zwischen ihrem Leben in ihrer Heimat und im Ausland.
Der normale Alltag der jungen Emigranten von heute, die keine finanziellen Sorgen haben, sieht in etwa so aus: Selber kochen, sich Filme oder Fernsehserien im Zimmer ansehen, sich gelegentlich mit Freunden treffen, miteinander chatten. Ihr Leben scheint auf den ersten Blick nicht schlecht. Aber im Vergleich zu ihren Freunden und Verwandten in China, die jeden Tag zusammen essen und viel Neues erleben können, ist es doch langweiliger und vor allem einsamer.
In verschiedenen Kreisen
Laut Da Qi gibt es einen großen Unterschied zwischen den chinesischen Emigranten von damals und heute. Bei den Auswanderern von früher handelte es sich meistens um qualifizierte Personen, die in China in technischen Bereichen zur Elite gehörten, später ins Ausland studieren gingen und nach dem Abschluss dort arbeiteten. Sie haben nicht so viel Geld und müssen daher sparsam leben. Viele der heutigen Emigranten stammen hingegen aus reichen Familien. Die beiden Gruppen von Emigranten hegen eine unüberwindliche Antipathie gegeneinander und verkehren in ganz unterschiedlichen Kreisen.
Die Personen, die zum Investieren ins Ausland ziehen, werden ebenfalls in Gruppen unterteilt. Sie alle sind in der Lage, den Mindestbetrag zu bezahlen, um das Investor-Visum zu erhalten. Einige verfügen jedoch „nur“ über einige Millionen US-Dollar, während andere Vermögen von mehreren Milliarden oder sogar Billionen besitzen.
Vom „Somebody“ zum „Nobody“
Eine große Zahl der Leute zwischen 40 und 60 Jahren, die in China stets strahlen, kämen im Ausland nicht richtig zurecht, sagt Da Qi: „In China sind sie ‚Somebodys‘. Überall bekommen sie von Freunden und Verwandten Hilfe. Dank ihren guten sozialen Beziehungen kommen sie mit allen Sachen zügig voran. Aber im Ausland spielen sie in der Gesellschaft nur eine untergeordnete Rolle. Mit Geld allein können sie viele Dinge nicht lösen.“
Die größten Probleme der älteren Emigranten aus China sind die Sprache und die Lebensgewohnheiten. Das westliche Essen schmeckt ihnen nicht. Sie verstehen das Fernsehprogramm nicht. Aus diesem Grund kehren nicht wenige reiche Chinesen nach China zurück, obwohl sie die Greencard oder das Visum erhalten haben. Für sie ist das Ausland nur ein Urlaubsort. Doch genau dieses Verhalten hat in einigen Ländern Unmut über reiche Einwanderer aus China hervorgerufen, die nur investieren wollen.